Tödlicher Kick
Klientin hat uns die Namen von zwei weiteren Fußballspielern genannt, die sich angeblich gelegentlich im Esmeralda bedienen lassen haben.«
Bedienen lassen? Mann, Lenny, das klingt, als würden die Mädels Steinpilzsuppe und Weißwein servieren.
»Verrat mir die Namen und du kriegst dafür von mir einen neuen Verdächtigen für deine liebe Klara.«
Staschek machte ein Geräusch, das wie ein Knurren klang. Na ja, wie das Knurren eines Schmusekätzchens, vielleicht. Trotzdem zog er einen Kugelschreiber aus der Tasche und kritzelte etwas auf eine von Molles rot-weiß karierten Servietten.
Als ich zugreifen wollte, zog er die Serviette rasch zurück: »Ich bekomme auch einen Namen von dir.«
Ich kritzelte ebenfalls etwas auf eine Serviette und hielt sie Staschek hin. »Den Kollegen findest du im Krankenhaus, vermutlich auf der Urologie. Du kannst ihn wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung festnehmen. Eine Anzeige liefere ich gratis dazu.«
Staschek musterte erst mein blau angelaufenes Kinn, dann Danner, der an seinem Kamillentee nippte.
»Du warst hoffentlich beim Arzt und hast die Verletzungen dokumentieren lassen?«
Ich nickte.
»Gleich morgen früh tauchst du im Polizeipräsidium auf und machst eine Aussage, verstanden?« Staschek erhob sich und schlüpfte in seinen Mantel. »Und nächstes Mal bist du vorsichtiger.«
Die Kneipentür streifte bimmelnd die altmodische Türglocke, als sie hinter ihm zufiel.
Unter dem Tisch berührte Danners Oberschenkel meinen. Wir tickten unsere Teetassen aneinander.
Erst jetzt erinnerte ich mich wieder an eine Frage, die irgendwie unter den sich überschlagenden Ereignissen verschüttet worden war: »Sag mal, woher hast du denn nun gewusst, dass du ausgerechnet im Esmeralda nach mir suchen musstest?«
»Berufsgeheimnis«, erklärte Danner.
Hah! So einfach kam er mir nicht davon.
»Du wirst dir kaum illegal ausrangierte Stasiüberwachungssysteme besorgt haben«, bohrte ich nach.
»Ach, nein?«
Immerhin ärgerte er mich wieder.
»Nenn es von mir aus Intuition.«
»Du bist kein Medium, dem hilfsbereite Geister was ins Ohr flüstern, Ben.«
»Deshalb hat es ja auch eine Weile gedauert, bis ich drauf gekommen bin«, seufzte Danner. »Mein Gewissen hat sich sowieso erst nach Mitternacht zurückgemeldet. Aber deine Freundinnen beantworten glücklicherweise auch nachts SMS, die schlafen anscheinend mit dem Smartphone am Ohr. Also wusste ich, dass du nicht bei Lena, Karo oder Franzi stecktest. Es gab eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass du allein weiterschnüffeln würdest, also hab ich Erwin bei Esmeralda vorbeigeschickt.«
»Erwin spielt mit seiner Zeugungsfähigkeit, wenn ich ihn noch mal im Puff erwische«, bemerkte ich.
Danner nippte am Kamillentee.
26.
Timo Gutschenk
Justin Jankowski
Ich steckte Stascheks beschriftete Serviette in die Jackentasche, als Simon Goldstein auf uns zukam. Wir warteten auf dem Parkplatz hinter dem Stadioncenter, keine hundert Meter von dem Ort entfernt, an dem Oran Mongabadhi erschossen worden war.
Die Nacht war unerwartet ruhig gewesen. Danner war eingeschlafen, ohne Streit anzuzetteln, ohne Alkohol und ohne nächtliche Hanteltraining-Session in der Küche.
Trotzdem hatte er heute Morgen ausgesehen, als hätte er Kopfschmerzen.
»Willst du wirklich mitkommen?«, hatte ich mich vorsichtig erkundigt, als ich mich auf den Weg ins Polizeipräsidium machen wollte, um wie versprochen Anzeige gegen Stani zu erstatten.
»Was sonst?«, hatte Danner in einem Tonfall geantwortet, der einen Themenwechsel nahelegte.
Der Frühschoppen mit dem Fußballtrainer hatte Danner dessen private Handynummer eingebracht. Und der hatte sich bereit erklärt, uns nach dem morgendlichen Training ein Treffen mit den beiden Spielern zu organisieren, deren Namen Staschek auf der Serviette notiert hatte.
Es war später Vormittag, als Danner den Trainer mit einer kumpelhaften Umarmung inklusive Schulterklopfen begrüßte. Und ehe ich mich versah, hatte Goldstein auch mich an sich gezogen.
»Schön, dass ich diesmal euch helfen kann. Eine Hand wäscht die andere, hm? Das Training ist gerade zu Ende, die Jungs warten in der Kabine auf uns. Kommt mit.«
Er ließ uns in den abgesperrten Bereich eintreten und führte uns eine Treppe hinunter in den Keller des Stadioncenters. Wir kamen an einer Fensterfront vorbei, hinter der Krafttrainingsgeräte standen. Hanteln lagen auf Isomatten und zwei Männer radelten locker auf Trimmrädern, ein anderer machte
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