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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Metallgewichten verdankte. Sein rechter Mundwinkel fiel mir auf, weil er dauerhaft nach oben zeigte.
    »Der hatte einfach eine große Fresse.« Gutschenks Mundwinkel blieb oben, als er sprach. »Sein Problem war, dass da nichts dahintersteckte.«
    »Wie meinen Sie das?«, hakte ich nach.
    »Na, der reißt sich um jeden Elfmeter und dann haut er das entscheidende Ding in die Luft.«
    »Künstlerpech«, provozierte Danner.
    »Ich würde es eher chronische Selbstüberschätzung nennen, oder Justin?«
    Jankowski, der neben Gutschenk immer unauffälliger zu werden schien, nickte.
    »Das sehen Sie doch auch an seiner idiotischen Bettgeschichte«, argumentierte Gutschenk weiter. »Erst macht der Zwerg auf dicke Hose und dann will er die erstbeste Nutte gleich heiraten.«
    »Nett, dass Sie von allein auf Ihre gemeinsamen Bordellbesuche zu sprechen kommen.« Danner lächelte freundlich.
    Gutschenk federte von einem Bein auf das andere wie ein Sprinter vorm Start, während er Danner abschätzend musterte. Justin Jankowski wurde zappelig, als hätte man ihm einen Ohrenkneifer in die Fußballshorts gesteckt.
    »Neidisch, hm?«, grinste Gutschenk schief. »Du würdest zu einem Whirlpool voll geiler Bräute auch nicht Nein sagen, wenn du sie dir leisten könntest, Alter.«
    Verglichen mit Brechreizauslöser Gutschenk war mir Goldstein, der sich plumpe Anzüglichkeiten mittlerweile verkniff, beinahe sympathisch.
    »Ich bin nicht mehr fünfzehn, Kleiner«, knurrte Danner.
    »Schwul, oder was?«, spottete Gutschenk unbekümmert weiter.
    »Warum bezahlen Sie für Sex?«, stellte ich die Frage, die mir seit Tagen durch den Kopf spukte, und lenkte damit die Aufmerksamkeit wieder auf mich.
    Jankowski verschwand halb hinter Gutschenks breitem Kreuz, während dessen Mundwinkel noch ein Stück weiter nach oben zuckte.
    Eindeutig eine Gesichtslähmung. Aufgrund anhaltender Idiotie.
    »Die Weiber zicken nicht rum, wenn du dafür bezahlst. Und es geht schnell.« Der Unterton in Gutschenks Stimme wechselte von arrogant zu widerlich, während er meinen Körper taxierte. »Bezahlen, ficken und tschüss. Wie beim Friseur. Da musst du nicht erst den Romeo machen, nur um schnell mal rüberzurutschen.«
    Dass es den Jungs schlicht und einfach lästig war, sich den Namen der Frau zu merken, bevor es zur Sache ging, war selbst nach meinen dutzendfachen Einweg-Sex-Erfahrungen ernüchternd.
    »Was genau ist mit Oran Mongabadhi am Abend vor seinem Tod passiert?«, übernahm Danner wieder das Wort.
    Die beiden wechselten einen raschen Blick.
    »Nichts Besonderes.« Gutschenk zuckte die Schultern. »Nach dem versauten Elfmeter war keiner gut auf ihn zu sprechen. Wir haben hinterher noch oben beim Catering was getrunken und es ist ein bisschen lauter geworden.«
    »Handgreiflichkeiten?«, bohrte Danner nach.
    »Wir haben ihm nur verdeutlicht, dass er nächstes Mal gefälligst Justin das Ding machen lassen soll«, erläuterte Gutschenk. »Aber falls Sie wissen wollen, ob wir Oran auf dem Parkplatz erschossen haben: Nein. Das können die Kollegen Marek Tilmann und Ole Krüger bezeugen, wir haben uns ein Taxi geteilt. Das war so gegen Mitternacht und da war Oran noch am Leben.«
    Gutschenk und Danner funkelten sich wütend an.
    »Wollte Mongabadhi zu Schalke wechseln?«, fiel mir ein.
    Der Blonde runzelte die Stirn: »Der Trainer hätte ihn wohl kaum schießen lassen, wenn an dem Gerücht was dran gewesen wäre.«
    »Fragen Sie doch seinen alten Trainer«, schlug Jankowski vor. Zum ersten Mal beteiligte er sich an dem Gespräch. »Mit dem hat er alles bequatscht.«
    Auch Jankowski war muskulös, für einen Profisportler ließ seine Haltung allerdings zu wünschen übrig, fand ich. Seine Schultern waren nach vorn gesunken und der obere Rücken gekrümmt, obwohl er nicht sonderlich groß war. Vielleicht wirkte er aber auch nur krumm, weil er angestrengt vermied, Danner oder mich anzusehen.
    »Dietmar Wöhler?«, hakte Danner nach.
    Jankowski wagte nun doch einen kurzen Blick. »Der weiß alles über Oran. Jeden Abend waren die beiden in Orans alter Muckibude. Zusätzlich zu unseren Trainingseinheiten hat er mit Wöhler ein knallhartes Krafttraining durchgezogen. Oran war besessen, wollte unbedingt irgendwann in der ersten Liga spielen.«
    »Pffft.« Gutschenk schnaufte verächtlich. »Ohne Vitamin B wäre der kleine Streber gar nicht hier gewesen. Ein halbes Jahr hat der nur auf der Bank gesessen. Aber dann ist er ja doch noch Goldis kleiner Liebling

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