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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Klimmzüge an einer Sprossenwand.
    Wir folgten Goldstein in die Katakomben des Sporttempels. Danners Gesichtsausdruck wurde sofort wacher, als wir an einem leeren Raum vorbeikamen, in dessen oberem Wandbereich großflächige, mit kleinen, bunten Rechtecken bedruckte Tafeln hingen. Ich hielt inne. Es dauerte einen Moment, bis ich mich erinnerte, wo ich die bunten Flächen schon mal gesehen hatte: Im Fernsehen und auf Zeitungsfotos standen die Spieler bei Interviews vor diesem Hintergrund. Bei den bunten Rechtecken handelte es sich um die winzigen Werbelogos der Sponsoren.
    Cool.
    »Nett habt ihr es hier«, fand Danner. Er und Goldstein waren bereits weitergegangen und ich beeilte mich, sie wieder einzuholen.
    Der Trainer steckte seinen Kopf in eine offen stehende Stahltür, hinter der leise ein Motor summte.
    »Justin? Die beiden Detektive, die Orans Tod untersuchen, sind jetzt da.«
    Ich lugte am Trainer vorbei um die Ecke. Als Erstes nahm ich den Geruch von Leder, Seife und Schuhen wahr. Dann die Metallregale an den Betonwänden, die mit Fußballschuhen in allen Farben gefüllt waren. Manche Spieler bevorzugten schlichtes Schwarz oder Weiß, die meisten aber gingen mit der Mode und spielten in trendigem, neonfarbenem Schuhwerk.
    Zwei mit Bällen gefüllte Netze lagen auf dem Boden. Ich erkannte die orangefarbenen Applikationen der aktuellen Bundesligabälle.
    Links von mir, neben einem Waschbecken, stand ein junger Mann in einem verschwitzten Trikot und putzte seine Schuhe.
    Ich stutzte. Ich hatte nie darüber nachgedacht, ob die Spieler ihre Schuhe nach dem Spiel selbst sauber machen mussten.
    »Bin gleich da«, nickte der Junge, dessen kurz geschorene, dunkle Haare sich vom Schweiß kräuselten.
    »Wir gehen schon mal in die Kabine hinüber, Lila.« Goldstein ließ mir den Vortritt.
    Gleich darauf standen wir tatsächlich im Allerheiligsten des Stadions: der Umkleidekabine der Mannschaft. Beinahe ehrfürchtig sah Danner sich um.
    Boden und Wände waren natürlich VfL -blau, ringsherum verlief eine Sitzbank aus hellem Holz. In über zwanzig passenden Regalen hatten die Spieler ihre Trikots, Schienbeinschoner, Handschuhe und persönlichen Sachen verstaut.
    Ein solariumgebräunter Blonder zog sich gerade seine Schuhe an. Mit seiner frisch gegelten Kurzhaarfrisur, einem T-Shirt mit Palmenaufdruck und einem an einem Lederband um seinen Hals baumelnden Seestern hätte er auch Profisurfer sein können.
    Er erhob sich und reichte Danner und mir die Hand. »Timo Gutschenk, Mannschaftskapitän«, stellte er sich vor.
    Definitiv war er keine Geisterbahngestalt und auch nicht durch Segelohren, Riesenpickel oder Hexenwarzen entstellt. Mit meiner Vorstellung vom schmierigen, verklemmten Freier mit Frauenphobie und Schweißproblem hatte der Fußballspieler nichts gemeinsam. Im Gegenteil. Auf einer Party würde meine sechzehnjährige Freundin Lena mit Begeisterung Telefonnummern mit ihm tauschen.
    »Möchtest du etwas trinken, Lila?«, erkundigte sich Goldstein. Tatsächlich war er beiläufig zum Du übergegangen. Das ist doch nur eine Frage der Zeit, Frau Ziegler.
    Toll.
    Er zapfte Limonade aus einem Getränkeautomaten. Der sprudelte auf der lang gestreckten Multifunktionsbar, die als breiter und meterlanger Holzquader die Mitte des Raumes füllte.
    Hinter den Getränkeautomaten entdeckte ich ein Flipchart, an dem Goldstein offenbar mithilfe von Pfeilen und bunten Magneten das taktische Vorgehen im Spiel erklärte.
    Links konnte ich durch eine Glastür am Duschbereich vorbei ein Schwimmbad sehen, rechts ging es von der Umkleide in einen Raum, in dem mehrere, blau gepolsterte Massagepritschen standen.
    Goldstein drückte mir den Getränkebecher in die Hand, als hinter uns die Tür aufging. Justin Jankowski, der jugendliche Spieler im verschwitzten Trikot, war mit dem Schuheputzen fertig.
    Sowohl Gutschenk als auch Jankowski hatte ich beim Spiel am Samstag auf dem Feld gesehen.
    »Können wir kurz allein mit den beiden sprechen, Simon?« Danner manövrierte den Trainer aus dem Raum.
    »Sie beide sollen nach dem Spiel am Samstag Streit mit Oran Mongabadhi gehabt haben«, kam ich zur Sache, nachdem die Tür hinter Goldstein zugefallen war.
    »Pfft!« Gutschenk lehnte sich an die kastenartige Bar in der Raummitte, das rechte Bein lässig vor das linke gekreuzt, die Arme verschränkt. Mit Ende zwanzig war er voll austrainiert und sein kantiges Kinn ließ mich spekulieren, dass er seinen Trainingszustand nicht ausschließlich

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