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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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türmte sich ein Haufen bunter Schuhe. Vor einer anderen stapelten sich Zeitungen auf der Fußmatte.
    Danner pfiff durch die Zähne, woraus ich schloss, dass er Serkans Wohnung identifiziert hatte. Mein Blick fiel auf die Tür.
    »Ben!«
    Türkante und Rahmen war ebenfalls beschädigt. In die Wohnung war definitiv eingebrochen worden.
    »Das gibt es doch nicht«, fluchte Danner. Er tastete automatisch unter seine Jacke, hob jedoch im nächsten Moment schon die Hände, weil er natürlich keine Waffe aus der Hosentasche zaubern konnte.
    Ich drückte einfach mal probehalber die Hand gegen das Türblatt. Zu. Das ramponierte Schloss war eingeschnappt.
    Danner schob mich zur Seite. Er selbst stellte sich an die Wand auf der anderen Seite der Tür, bevor er den Taster mit dem Glockensymbol neben dem Lichtschalter drückte.
    Wie ein Tatortkommissar, der eine Wohnung stürmte. Nur dass die im Fernsehen in solchen Fällen eine Dienstwaffe oder ein SEK-Kommando dabeihatten.
    Die Klingel schnarrte und ich lauschte mit angehaltenem Atem. Doch weil das tobsüchtige Kind nebenan begann, die Einrichtung zu demolieren, konnte ich nichts hören.
    Die Tür blieb zu.
    Ich sah Danner erwartungsvoll an.
    Er zog erneut meine Kundenkarte aus der Tasche und hebelte auch dieses Schloss auf. Mir bedeutete er mit einer Handbewegung zu warten, während er die Tür aufschubste.
    Kurz blickte er um die Ecke.
    »Oh, Scheiße!«, keuchte er dann und verschwand in der Wohnung.
    Verwundert spähte ich durch die Eingangstür – und erstarrte.
    Ein kurzer, gerader Flur, den ein vollgehängter Wäscheständer verengte, führte in den Wohnraum von Serkans Einzimmerappartement. Ich sah ein Bushido -Poster an einer Wand, von der sich die Tapeten lösten, einen alten Gebetsteppich vor einem schmalen Bett und Serkan Göcay, lang ausgestreckt auf dem zerkratzten, aufgequollenen Laminat.
    Danner hatte im Vorbeigehen einen Blick ins Bad geworfen, jetzt ging er neben dem Jungen in die Knie. Es dauerte einen Augenblick lang, bis ich begriff, was los war, denn Serkan trug ein schwarzes T-Shirt mit Zombieaufdruck. Erst als ich die Blutlache auf dem Laminat registrierte, schnallte ich, dass die Zombiefratze auf seinem Shirt nicht rot sein sollte.
    »Serkan? Können Sie mich hören?« Danner klatschte dem Jungen eine Hand ins Gesicht. Serkan lag mit offenen Augen auf dem Rücken und reagierte nicht.
    Danner zerrte das klebrige T-Shirt aus der Hose.
    »Schussverletzung. Gib mir ein Handtuch!«
    Seine klare Ansage löste meine Starre, ich riss ein halb trockenes Badelaken vom Wäscheständer und warf es ihm zu. Danner presste es Serkan auf die Brust.
    »Notarzt, Lila! Ich sehe mindestens zwei Einschüsse. Brust und Bauch. Keine Atmung, kein Puls.«
    Mit bebenden Händen zog ich mein Telefon aus der Tasche, verdrückte mich zwei Mal, bevor ich den Notruf betätigte.
    Danner packte Serkan an Hinterkopf und Kinn, überstreckte seinen Nacken und pustete ihm Luft in die Nase. Ich schluckte, weil ich sehen konnte, wie Danners Atem Serkans Oberkörper aufblähte. Dann ertastete er mit einem kurzen Handgriff das blutverschmierte Brustbein des Schwerverletzten, legte die Hände übereinander und begann mit der Herzdruckmassage.
    »Was hat Serkan Göcay mit Oran Mongabadhis Tod zu tun?« Schnabelnase Wegners Raubvogelblick schnellte zwischen Danner und mir hin und her. »Das ist doch kein Zufall, dass Sie hier sind, Danner! Sowohl auf Mongabadhi als auch auf Göcay ist geschossen worden. Und jedes Mal tauchen ausgerechnet Sie am Tatort auf. Spucken Sie aus, was Sie über Göcay wissen. Ansonsten verbringen Sie eine ungemütliche Nacht in der U-Haft.«
    Danner sah wortlos zu, wie die zwei Sanitäter Serkan vorsichtig auf eine Trage hoben, während ein Dritter die Infusionsbeutel hochhielt.
    Serkans Blut war überall. An meinen Händen, meiner Hose, meinem Shirt. Ich hatte Danner bei der Herzdruckmassage abgelöst. Noch immer konnte ich das glitschige Gefühl an meinen Fingern spüren, das harte Brustbein unter der klebrigen, warmen Haut. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis der Notarzt endlich eingetroffen war. Beinahe zehn Minuten hatten die Sanitäter die Wiederbelebung fortgesetzt und an beiden Armen Infusionen gelegt.
    Dann hatte Serkans Herz offenbar wirklich wieder schwach zu schlagen begonnen.
    Danner sprang auf und zerrte den Wäscheständer aus dem Flur ins Wohnzimmer, damit die Sanitäter Serkan hinausrangieren konnten.
    »Hat er eine Chance?«, wollte er vom Notarzt

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