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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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im Profifußball nicht vorkäme. Oran Mongabadhis Chancen, seine Karriere nach einem Outing fortzusetzen, waren realistisch gewesen.
    »Nehmen wir mal an, Mongabadhi hätte tatsächlich eine Affäre mit einem Mannschaftskollegen gehabt. Dann war derjenige von Mongabadhis Outingplänen möglicherweise nicht begeistert.« Danner lenkte den Spitfire die Castroper Straße hinunter in Richtung Innenstadt. »Die Angst, dass die Homosexualität die Karriere killt, ist immer noch groß, schätze ich.«
    Ich betrachtete zweifelnd meine Google-Ausbeute zu dem Thema: »Groß genug, um als Mordmotiv zu reichen?«
    »Es ist unser Job, das rauszufinden«, meinte Danner. »Wem außer seiner Familie könnte Oran sich anvertraut haben?«
    Danner wurde langsamer, weil die Wagen vor uns stoppten, eine S-Bahn überholte. Ich blickte aus dem Seitenfenster, wir hatten das Stadion fast erreicht, am rechten Straßenrand sah ich die Fankneipe. Gerade gingen zwei Männer in blauen T-Shirts hinein. Der Kleinere schleppte ein Netz voller Fußbälle, der andere war riesengroß und kräftig.
    Danner kurbelte das Lenkrad herum und ließ den Oldtimer auf den Bordstein hoppeln.
    Als wir die Kneipe betraten, lehnte Dietmar Wöhler zusammen mit seinem kleineren Begleiter und dem Wirt der Gaststätte an einem Stehtisch, unter dem das mit Fußbällen gefüllte Netz auf dem Boden lag.
    Wöhler zog eine Was-wollt-ihr-denn-schon-wieder-Miene, als er uns entdeckte. Trotzdem bedeutete er den beiden anderen Männern mit einem Handzeichen, auf ihn zu warten, und trat uns entgegen.
    »Lila. Ben. Was führt euch her?«, erkundigte er sich.
    »Immer noch Oran Mongabadhi.«
    Wöhler stützte die Hände in die Seiten: »Ich dachte, der Fall ist aufgeklärt? Der Vater von der Nutte hat gestanden, hab ich gelesen.«
    »Es gibt noch ein paar Ungereimtheiten«, stellte Danner richtig. »Wenn uns da einer weiterhelfen kann, dann du. Du kanntest Oran doch besser als jeder andere.«
    Wöhlers Grimasse sollte wohl ein geschmeicheltes Lächeln werden.
    »Oran Mongabadhi war schwul«, ließ Danner die Bombe platzen.
    »Was? Du tickst wohl nicht richtig, so eine Scheiße zu behaupten!?« Wöhler kam auf ihn zu. »Ich setze alle Hebel in Bewegung, um sein Ansehen zu retten, und du Arsch willst ihn in den Dreck ziehen?«
    Danner war ja über Wöhlers körperliche Kraft im Bilde und wich vor ihm zurück.
    »Oran wollte ein Vorbild für Tausende von Jungen und Mädchen sein. Verbreitest du solche Lügen über ihn, polier ich dir die Fresse!«
    Das war eine klare Ansage.
    »Bleib mal locker, Diet. Wir sind hier unter uns, nicht auf einer Pressekonferenz.«
    Doch Wöhler drängte Danner mit dem Rücken gegen die Tür zum Biergarten. Bevor der aufgebrachte Trainer ihn so unsanft hinausbefördern konnte wie neulich den besoffenen Günni, trat Danner lieber selbst ins Freie.
    Ich schnappte Wöhlers Arm. »Beruhige dich, Diet«, versuchte ich ihn mit meinem niedlichsten Lächeln zu besänftigen. »Beim VfL wird Oran unvergessen bleiben.«
    Die frische Luft schien Wöhlers erhitztes Gemüt abzukühlen.
    »Aber …«, sprach ich weiter, »… in die Geschichte des deutschen Fußballs wäre er natürlich eingegangen, wenn …«
    Ich gab Wöhler einen Augenblick Zeit, die Bedeutung meiner Worte zu erfassen.
    »… wenn das Bekanntwerden seiner Homosexualität zum Umdenken der Öffentlichkeit beigetragen hätte. Aber die Frage hat sich ja erübrigt.« Ich zuckte die Schultern. »Wenn einer hätte merken müssen, dass Oran schwul war, dann du.«
    Meinen Gedankensprung nachzuvollziehen, schien Wöhler anzustrengen. »Also wenn ich genau darüber nachdenke … Ihr könntet mal den Serkan fragen.«
    »Serkan?«
    »Na, der Junge aus der Gym.«
    Der türkische Bodybuilder mit dem Pferdeschwanz, begriff ich.
    »Ist nur so eine Idee. Seit Serkan aufgetaucht ist, haben die zwei jeden Abend zusammen trainiert.«
    Und so vollkommen unverdächtig eine Menge Zeit miteinander verbracht? War die knallharte Rocky -Gedächtnis-Gym etwa ein Ort romantischer Zweisamkeit für ein schwules Liebespärchen gewesen?
    Danner zückte seinen Notizblock: »Wo wohnt Serkan denn?«
    35.
    Es war nach zwei, als wir in die Kneipe zurückkehrten.
    Curly und Molle hockten vor den kalten Resten eines Nudelauflaufs.
    »Ich wollte schon eine Vermisstenmeldung aufgeben«, bemerkte Molle und verschwand mit dem Essensrest in der Küche, wo gleich darauf die Mikrowelle piepste.
    Danner ließ sich Curly gegenüber auf einen

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