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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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mit Serkan geben und ihn hinterher schnell zum Schweigen bringen? Da hätte er ja einfach gleich die Fresse halten können.«
    Einleuchtend.
    Ich rief mir meine Verdächtigenliste ins Gedächtnis.
    Wenn wir wirklich davon ausgingen, dass zwischen Orans und Serkans Tod ein Zusammenhang bestand und die gleiche Person für beide Attentate verantwortlich war, konnten wir einige unserer Lieblingsverdächtigen plötzlich ausschließen. Curlys Stiefvater und Zuhälter-Stani saßen nämlich hinter Gittern und Oran Mongabadhis Mutter in der Psychiatrie.
    Die Mannschaftskollegen hingegen wollte ich nicht streichen, auch wenn sich vier von ihnen gegenseitig ein Alibi gaben.
    »Wenn Serkan eine Affäre mit Oran Mongabadhi hatte«, suchte ich nach einem Motiv, »dann wusste er vielleicht auch, mit wem Oran noch im Bett gewesen ist.«
    Danner hob den Kopf.
    Der spontanen Eingebung folgend, winkte ich Curly heran. Sie hatte ein purpurrotes Haartuch um ihre Mähne geschlungen, das aussah, als gehörte es eigentlich zu Gittas Garderobe.
    »Hast du gewusst, dass Oran schwul gewesen ist?«, wollte ich wissen. Seit unserem Zusammenstoß in der Wohnung waren wir beim Du geblieben.
    Curly blinzelte verdutzt. Aber keineswegs entsetzt.
    Danner lehnte sich interessiert vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch.
    Sie wich automatisch vor ihm zurück: »Wieso hat er mir das nicht gesagt? Das hätte doch alles viel einfacher gemacht.«
    »Hatte er mit einem seiner Mannschaftskameraden besonders engen Kontakt?«, fragte ich.
    »Na ja, mit Gutschenk, Tilmann und Jankowski hauptsächlich«, sagte Curly. »Von Jankowski hat er am meisten gesprochen, weil der ja als zweiter Stürmer auch viel mit ihm trainiert hat. Die beiden waren wohl so was wie Goldsteins Dreamteam.«
    Justin Jankowski? Der könnte tatsächlich ein vielversprechender Herzblattkandidat sein.
    »Jankowski war doch auch ab und zu im Esmeralda, richtig?«, erkundigte ich mich.
    Curly senkte den Blick in meinen Tee, als sie nickte.
    »Ist der überhaupt schon volljährig?«
    »Jankowski hat an seinem achtzehnten Geburtstag das erste Spiel in der zweiten Liga gemacht. Jetzt ist er gerade neunzehn geworden.« Danners Fußballwissen war detaillierter, als ich geahnt hatte.
    »Und wusste er schon was mit den Frauen anzufangen?«, erkundigte ich mich bei Curly.
    Ihr Blick streifte Danner.
    Unter dem Tisch tippte ich meine Fußspitze gegen Danners Schienbein.
    Widerwillig stand er auf.
    »Ich mach uns noch ’nen Tee«, brummte er und verdrückte sich zu Molle hinter den Tresen.
    »Jankowski ist ein ganz Netter.« Curly sprach mit gesenkter Stimme. »Nicht abartig oder brutal oder so. Manchmal wollte er nur eine Massage. Oder …«, sie vergewisserte sich, dass Danner weiter mit Molle hinter der Zapfanlage Teebeutel sortierte, »… kuscheln.«
    Sie wurde rot.
    Ich spürte das Kribbeln des Adrenalins, das sich in mein Blut mischte.
    Jankowski also. Vielleicht hatte Mongabadhi Göcay mit Jankowski betrogen? Oder umgekehrt?
    Ich konnte die Lösung des Falles beinahe riechen.
    38.
    Eine grelle Schreibtischlampe blendet mich schmerzhaft.
    Das beißende Licht lässt meine Augen tränen, ich blinzle.
    »Wo kommst du her? Wie bist du in Bochum gelandet? Was machen deine Eltern beruflich?«
    Ich meine, Gittas Stimme zu erkennen, kann ihr Gesicht hinter der Lampe jedoch nicht sehen.
    »Auf welche Schule bist du gegangen? Was sind deine Hobbys? Wie bist du darauf gekommen, Privatdetektivin zu werden?«
    Ich schwitze. Ich muss raus aus diesem Verhör.
    Werden deine Eltern zur Beerdigung kommen?
    Das reicht!
    Ich springe auf. Im grellen Licht der Schreibtischlampe fällt mein Blick auf meine Hände. Sie sind voller Blut, meine Hände, meine Arme, mein Pullover, überall ist Blut.
    Ich fuhr hoch.
    Schweißnass saß ich im Bett. Danners Matratzenseite war bereits leer. Im Badezimmer hörte ich die Dusche. Ich wurschtelte mich aus der Decke.
    Der VfL trainierte.
    Um das Grün des Stadionrasens zu schonen, machten sich die Spieler auf dem Übungsplatz hinter der Arena warm. Sie trugen schwarze Armbinden und joggten müde über das Feld. Wieso überhaupt? Die Saison war doch gelaufen? Gab es jetzt nicht normalerweise eine Sommerpause?
    Trainer Goldstein trillerte in eine Pfeife.
    Etwa hundert Hilfstrainer in Fankleidung hatten sich am Gitterzaun rund um den Platz versammelt und verfolgten das Geschehen.
    »Was das wohl soll? Die sollten die Jungs in Urlaub schicken, immerhin ist ein Mannschaftskollege

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