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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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überzeugt, dass jemand die Schuld an Emilys Tod trug. Immer wenn er das Bild des kleinen Körpers vor sich sah, überfiel ihn das Bedürfnis, jemanden für ihren Tod verantwortlich zu machen. Und wenn es nicht Pernillas Schuld war, wessen Schuld war es dann?
    Der nagende Zweifel wollte nicht aufhören. Er konnte es nicht lassen, darüber nachzugrübeln, was geschehen wäre, wenn Pernilla in jener Nacht aufgewacht wäre. Sie stillte doch noch. Hätte sie nicht spüren müssen, dass etwas nicht stimmte? Irgendwo in ihm sagte eine Stimme, dass seine Argumentation unlogisch war, aber er konnte nicht von dem Gedanken lassen. Warum hatte sie weitergeschlafen, während ihr eigenes Kind neben ihr starb?
    Es war das letzte Mal gewesen, dass sie über Emily gesprochen hatten. Kurz darauf war er ausgezogen. Die Scheidung ging innerhalb weniger Wochen über die Bühne. Eine längere Trennungszeit war nur vorgeschrieben, wenn man Kinder unter sechzehn Jahren hatte.
    Und die hatten sie ja nicht.
    Thomas erhob sich abrupt. Er strich sich mit der Hand über die Stirn, als wollte er die Erinnerung auslöschen. Was nützte es, über die Vergangenheit nachzugrübeln. Wie so oft war er die letzten Stunden von Emilys Leben durchgegangen. Es tat jedes Mal gleichermaßen weh. Er musste von vorn anfangen.
    Mit einem müden Seufzer ging er zum Fenster und streckte sich, um die Steifheit aus dem Kreuz zu vertreiben. Durch das Fenster sah er, wie eines der Polizeiboote von der Landungsbrücke am Nackastrand zurücksetzte. Er ertappte sich bei dem Wunsch, selbst dort hinter dem Steuer zu stehen, ohne an etwas anderes zu denken als den bevorstehenden Streifendienst im Schärengarten.
    Dann wandte er den Blick von dem Patrouillenboot ab. Er hatte sich um eine Ermittlung zu kümmern.

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Kapitel 20
Sonntag, zweite Woche
Kapitel 20
    Als Thomas am Sonntag auf Sandhamn ankam, hatte er ein Foto von Kicki Berggren dabei. Sie hatten es in ihrer Wohnung gefunden, als sie am Morgen dort gewesen waren. Das war auch das einzig Hilfreiche, was er und Carina in der Wohnung entdeckt hatten, zumindest in diesem Stadium der Ermittlungen.
    Kicki Berggren hatte nicht weit von ihrem Cousin entfernt in einem ähnlichen Mietshaus in Bandhagen gewohnt. Ihre Dreizimmerwohnung war nicht groß, aber gut geschnitten und deutlich gepflegter als Kristers Behausung. Die Wohnung bestand aus Schlafzimmer, Wohnzimmer und einem kleinen Esszimmer.
    Im Wohnzimmer gab es eine kleine Computerecke, einen Fernseher, Sofa und Couchtisch. Hier und dort lagen Zeitschriften gestapelt, überwiegend Klatschblätter voller Fotos von der Königsfamilie oder von David Beckham und seiner Frau. Das Bücherregal war von Ikea, Thomas hatte auch so eins, nur in einer anderen Farbe. Genau wie bei Krister Berggren war es vollgestopft mit Zeitschriften und Filmen, allerdings standen hier deutlich mehr Bücher in den Regalfächern.
    Man konnte merken, dass Kicki Berggren eine Zeit lang verreist gewesen war. Im Flur stand immer noch eine Reisetasche, und auf den Möbeln lag deutlich sichtbar ein Staubfilm.
    Thomas hatte ihren Computer eingeschaltet, um ihn nach verwertbaren Informationen zu durchforsten. Im elektronischen Postfach fand er hauptsächlich Mails von Freundinnen und die typischen Internetscherze, die durchs Web kursierten. Er hatte selbst mehrere davon bekommen.
    Zahlreiche Webadressen waren als Favoriten im Browser abgelegt. Thomas scrollte die History durch und bemerkte, dass Kicki kürzlich die Website der Waxholmreederei besucht hatte. Vermutlich, um den Fahrplan der Fährschiffe nach Sandhamn aufzurufen.
    Keine der anderen Websites lieferte irgendeinen Anhaltspunkt für ihren Besuch auf Sandhamn. Thomas fand weder heruntergeladene Dateien noch irgendwelche anderen Hinweise. Überhaupt gab es aufKicki Berggrens Rechner keinerlei Informationen, die etwas über den Grund ihrer Reise ausgesagt hätten.
    Was hat sie dort nur gewollt, dachte Thomas, während er sich in ihrem Schlafzimmer auf die Bettkante setzte. Auf der hellgrünen Tagesdecke lagen ein paar farblich passende Kissen. Im Aschenbecher auf dem Nachttisch lag eine Zigarettenkippe.
    Als sie bei ihm auf der Dienststelle gewesen war, hatte sie Sandhamn mit keinem Wort erwähnt. Trotzdem war sie zwei Tage später auf die Insel gefahren. Also musste es einen Grund gegeben haben, den sie ihm gegenüber verschwiegen hatte. Und vermutlich hatte sie vorgehabt, eine bestimmte Person zu besuchen. Aber warum hatte sie davon nichts

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