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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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zunächst einmal alle Geschäfte und Restaurants aufsuchen. Sie beschlossen, am Nordende zu beginnen und sich in Richtung Seglerrestaurant vorzuarbeiten.
    Als sie ins »Värdshuset« kamen, schüttelte der Oberkellner den Kopf. Ob Kicki Berggren im Pub gewesen war, konnte er nicht sagen. Der Barkeeper und die Serviererin, die am Freitagabend gearbeitet hatten, waren beide Aushilfen, die nur am Wochenende einsprangen. Sie würden erst am nächsten Freitag wieder auf die Insel kommen. Thomas ließ sich ihre Handynummern geben, vielleicht hatte er Glück, und sie waren in Stockholm, dann konnte er sie auf die Wache bestellen und ihnen das Foto der Toten vorlegen.
    Sie befragten die Angestellten in den Geschäften und den diversen Gaststätten rund um den Hafen. Alles in allem zählte Thomas elf verschiedene Läden und Restaurants. Nicht schlecht für eine kleine Schäreninsel weit draußen im Meer.
    Im selben Moment, als sie das Seglerrestaurant verließen, fiel ihm ein, dass sie noch etwas vergessen hatten: das alte Hotel im Hafen, das vor ein paar Jahren unter dem Namen »Sands Hotel« wiedereröffnet worden war. Es lag auf dem kleinen Hügel hinter dem Supermarkt.
    Thomas drehte sich zu Kalle um.
    »Du, wir haben was vergessen. Wir müssen zurück zu Sands Hotel und auch mit dem Personal dort reden.«
    Kalle bückte sich und kippte wohl schon zum zehnten Mal seine Schuhe aus.
    »Wie viel Sand gibt’s hier eigentlich auf der Insel?«, murrte er. »Nimmt der überhaupt kein Ende? Ich dachte immer, der Schärengarten besteht aus Felsen und Krüppelkiefern und nicht aus einer geklonten Version der Sahara.«
    »Hör auf zu meckern. Sei froh, dass du nicht in einer brütend heißen Polizeiwache sitzen musst, sondern die schönen Schären genießen darfst«, erwiderte Thomas.
    »Du hast gut reden, du bist schließlich jedes Jahr die Sanddünen hoch- und runtergelaufen, seit du ein kleiner Junge warst.«
    Thomas ignorierte die Bemerkung und begann, in Richtung Hotel zu gehen.
    »Wir können ja anschließend einen Kaffee trinken, wenn wir schon mal da sind.«
    Nach dem Kaffee, zu dem sie sich jeder eine Plunderschnecke gönnten, war es Zeit, mit dem Klinkenputzen weiterzumachen. Die Abläufe waren dieselben: Klingeln oder klopfen, Namen nennen, Kicki Berggrens Foto zeigen und immer wieder dieselbe Frage stellen.
    Nachdem sie über dreißig Häuser abgeklappert hatten, war Thomas’ Laune im Keller. Niemand kannte Kicki Berggren. Es war, als hätte sie nie einen Fuß auf die Insel gesetzt. Viele Bewohner waren nicht zu Hause, was an so einem schönen Sommertag vielleicht kein Wunder war, aber es machte die Arbeit noch zeitaufwendiger, weil sie sich die Adressen notieren mussten, um es später ein zweites Mal zu versuchen.
    Thomas begriff, dass der ganze morgige Tag dabei draufgehen würde. Er wünschte, er hätte einen Kollegen im Bereitschaftsdienst herbestellen können, aber die bittere Wahrheit war, dass sich alle im Urlaub befanden. Und die Moral von der Geschicht?, dachte er verbissen. Hüte dich, im Juli krank oder ermordet zu werden. Dann gibt es kein Krankenhauspersonal und keine Polizisten. Wer irgend kann, hat Urlaub genommen. Außer vielleicht die Journalisten.
    Der Alte hatte mitgeteilt, dass für Montag eine Pressekonferenz angesetzt war. Der Polizeichef des Distrikts Stockholm interessierte sich inzwischen sehr für den Fall und würde daran teilnehmen. DieZeitungen waren ganz verrückt nach Informationen. Die Kombination »Promi-Paradies« und »Sommermorde« war unwiderstehlich.
    Die Medien hatten auch die Verbindung zwischen den beiden Toten herausgefunden. Man spekulierte wild über die Hintergründe des Verwandtschaftsmordes von Sandhamn, wie das Ereignis getauft worden war. Dass immer noch nicht feststand, ob Krister Berggren einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war oder nicht, spielte dabei keine Rolle.
    Thomas zog eine abschätzige Grimasse. Es war nicht schwer zu erkennen, wer von den Inselbesuchern Journalist war. Wenn sie nicht in großen Trauben um das Missionshaus herumlungerten, das immer noch abgesperrt war, schwärmten sie durch den Ort. Bald würde es keinen einzigen Einwohner mehr geben, der nicht interviewt worden war und seine Meinung zu dem Fall geäußert hatte.

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Kapitel 21
    Jonny Almhult war es kotzübel.
    Beißende Magensäure stieg ihm den Hals hinauf bis in den Rachen. Im Nacken und auf der Stirn brach ihm der kalte Schweiß aus. Für einen Moment konnte er kaum aufrecht

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