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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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gesagt? Hatte sie zu dem Zeitpunkt schon begriffen, wer oder was hinter dem Tod ihres Cousins steckte?
    Carina hatte den Kleiderschrank und das Badezimmer durchsucht. Vieles war bei H&M und KappAhl gekauft. Zahlreiche schwarze Röcke und weiße Blusen verrieten den Croupierberuf.
    Im Bad standen Tiegel mit Gesichtscreme und andere Kosmetikprodukte. Ein ziemlich voller Wäschekorb war auf der Waschmaschine abgestellt worden, offenbar in der Absicht, sich später darum zu kümmern. Im Spiegelschrank lag eine Packung Kondome neben Schachteln mit Alvedon und Strepsil.
    Sie hatten haufenweise Nasentropfen der verschiedensten Marken gefunden. Carina hatte gefragt, ob man von der schlechten Luft im Gaststättenmilieu eine verstopfte Nase bekam. Sie interessierte sich nicht besonders für das Berufsleben einer Croupière, konnte sich aber vorstellen, dass es nicht das gesündeste Arbeitsumfeld war. Thomas wusste darauf keine Antwort.
    Nach einer Weile hatte sie wieder nach Thomas gerufen und ihm den Karton gezeigt, den sie in einem Wandschrank gefunden hatte.
    »Schau mal, hier sind alte Fotos und Alben.«
    Thomas bückte sich und betrachtete den Inhalt des Kartons. Er war voller alter Fotos, viele davon schwarz-weiß. Er blätterte hier und da ein wenig zwischen den Fotos herum.
    »Weißt du, wer das ist?«
    Er hielt das Foto einer jungen Frau hoch und zeigte es Carina.
    »Nein.«
    »Das ist Krister Berggrens Mutter, Kickis Tante.«
    Carina nahm das Foto und studierte es eingehend.
    »Wie hübsch sie war. Sie sieht aus wie ein Filmstar aus den Fünfzigerjahren.«
    Carina hielt ebenfalls ein Foto hoch, auf dem ein Brautpaar zu sehen war.
    »Das sind bestimmt Kickis Eltern. Man sieht doch, dass der Bräutigam mit der Frau auf dem anderen Bild verwandt ist, oder?«
    Thomas beugte sich vor und betrachtete das Foto.
    Der Bräutigam schien sich in dem feierlichen Anzug nicht besonders wohlzufühlen, aber die Braut sah glücklich und verliebt aus. Sie trug die Haare in einer typischen Fünfzigerjahre-Frisur, penibel gesteckte Locken unter jeder Menge Haarspray. Das Brautkleid war schlicht, aber elegant. In der Hand hielt sie einen kleinen Strauß Rosen.
    Thomas nahm den Karton mit in die Küche und sah die Bilder systematisch durch.
    Es waren viele Fotos von Kicki und Krister Berggren in allen Altersstufen darunter, von ihrer Sandkastenzeit bis ins Erwachsenenalter. Keiner der beiden hatte eine unbeschwerte Kindheit gehabt. Die Bilder von Krister zeigten ihn als trotzigen kleinen Jungen, der meist unter dem Pony hervor in die Kamera schaute. Er sah selten besonders fröhlich aus.
    Als Teenager war Kicki ganz niedlich gewesen, mit langen dunklen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, und nur einer Spur zu viel Make-up. Aber die Fotos aus den späteren Jahren zeigten eine Frau, die nicht glücklich wirkte. Ihre Wangen waren schlaff geworden, und statt Lachfältchen um die Augen hatten sich tiefe Furchen an den Nasenflügeln gebildet.
    Kicki Berggren schien lange als Single gelebt zu haben, denn weder ihr Mailfach noch ihre Wohnung deuteten auf eine feste Beziehung hin. Im Gefrierschrank lagen Weightwatcher-Fertiggerichte für eine Person. Die Küche war überhaupt sparsam ausgestattet.
    Ein typischer Ein-Personen-Haushalt im Stockholm der Ein-Personen-Haushalte. Mehr als sechzig Prozent der Hauptstadtbewohner lebten allein und hatten keine Familie.
    Genau wie er selbst.
    In Gedanken sah er sich und Pernilla, als sie noch glücklich verheiratet waren. Als sie Emily erwarteten und voller Vorfreude Zukunftspläne schmiedeten.
    Er hätte nie geglaubt, dass er nur wenige Jahre später ein geschiedener Mann sein würde, während alle seine Freunde vollauf damit beschäftigt waren, eine Familie zu ernähren.
    Oder dass er regelmäßig zu einem kleinen Grabstein auf einem noch kleineren Grab gehen und sich fragen würde, was er falsch gemacht hatte.
    Oder wessen Schuld es war.
    Wieder einmal rief er sich in Erinnerung, dass es Zeit war, nach vorne zu schauen. Zum wievielten Mal schon, wusste er nicht. Er musste es endlich schaffen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er hatte nur keine Ahnung, wie.
    Carina berührte ihn leicht am Arm. Sie sah ihn besorgt an.
    »Komm, lass uns gehen. Wir sind hier fertig.«
    Thomas fuhr nach Sandhamn zu Kalle und Erik und ließ sich einen kurzen Lagebericht geben. Dann verteilten sie die Aufgaben untereinander.
    Während Erik mit dem Klinkenputzen weitermachte, wollten Thomas und Kalle

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