Tödlicher Mittsommer
nicht schon hier wohnen würdest?«
Henrik blätterte weiter die Zeitung durch. Er pfiff leise durch die Zähne, als er einige der Vorstandsmitglieder des KSSS erkannte.
»Unten in der Taucherbar wimmelt es übrigens von Journalisten. Kameras, wohin das Auge blickt. Ein Paradies für alle, die schon immer mal ins Fernsehen wollten.«
Er stand vom Tisch auf, um ins Haus zu gehen und zu duschen. Nora hielt ihn zurück. Sie hatte den ganzen Tag über das Telefonat mit der Bank nachgedacht und wie sie das Thema Henrik gegenüber anschneiden sollte. Sie wollte so gerne hören, was er davon hielt. Hoffentlich freute er sich für sie, trotz allem.
»Warte mal kurz. Ich muss dir was erzählen.«
Nora berichtete von ihrem Gespräch mit dem Personaldirektor und dem in Aussicht gestellten Posten.
»Hört sich das nicht spannend an? Stell dir vor, eine Versetzung nach Malmö. Und die Bedingungen klangen auch gut.«
Henrik sah sie verständnislos an. Das Handtuch lag immer noch um seinen Hals und fing die Schweißtropfen auf, die weiterhin von seiner Stirn rannen.
»Wir können nicht nach Malmö ziehen. Ich arbeite doch hier«, sagte er spontan.
Nora lächelte.
»Du könntest dir in Malmö einen neuen Job suchen«, sagte sie. »Es gibt eine Menge guter Krankenhäuser in der Öresundregion. Außerdem ist das eine Riesenchance für mich.«
»Aber wir haben unser Leben hier! Du kannst doch nicht ernsthaft die ganze Familie entwurzeln wollen!«
Er ging ein paar Schritte aufs Haus zu. Nora kannte die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen nur zu gut. Sie zeigte sich immer, wenn er sich über etwas ärgerte.
»Lass uns später darüber reden. Ich muss jetzt unter die Dusche. Morgen fängt die Regatta an, deshalb will ich gleich runter zum Hafen und noch ein paar Sachen mit der Crew durchsprechen.«
Nora schwieg. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Und enttäuscht. Sie hatte gedacht, er würde sich hinsetzen und mit ihr darüber reden. Stattdessen ging er einfach weg.
Sie hatten mehrere Jahre in Visby gewohnt, weil seine Arbeit es erforderte. Damals war weiß Gott keine Rede von irgendetwas anderem gewesen, als eine Lösung zu finden, mit der sie beide leben konnten. Jetzt, wo ihr ein richtiger Traumjob angeboten wurde, schien er das Thema nicht mal diskutieren zu wollen.
Das war einfach unfair.
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Kapitel 23
Die beiden Jugendlichen waren tief darin versunken, gegenseitig ihre Körper zu erforschen. Sie standen auf dem Zwischendeck hinter den Rettungsbooten, und der Junge hatte seine Hand unter das weiße Top des Mädchens geschoben. Ihre Hände liebkosten seinen Rücken, und ein leises Kichern war das Einzige, was ihren Aufenthaltsort verriet.
Die nussbraunen Haare des Mädchens mit dem modernen Schnitt, der ihr sonnengebräuntes Gesicht einrahmte, ringelten sich in der Seeluft. Ihr war immer noch heiß vom Tanzen in der Disco.
»Langsam, Robin«, murmelte sie in sein Haar. »Was, wenn jemand kommt?«
Die rosafarbenen Drinks, die sie im Laufe des Abends getrunken hatten, machten sich langsam bemerkbar; sie schwankte ein bisschen, und ihre Aussprache war schon leicht undeutlich.
Der Junge schien nicht gehört zu haben, was sie sagte.
Seine Hand tastete weiter nach ihren Brüsten, während er ihre Haut vom Schlüsselbein aufwärts mit schnellen kleinen Küssen bedeckte.
Das Mädchen wand sich aus seiner Umarmung und trat an die Reling.
»Langsam, hab ich gesagt. Wir haben noch den ganzen Abend vor uns. Sieh dir lieber die Aussicht an.«
Er versuchte wieder, sie zu umarmen, aber sie entzog sich seinem Griff.
»Schau mal, Sandhamn. Da wohnt eine Klassenkameradin von mir. Ich habe sie voriges Jahr besucht. Da ist im Sommer echt was los. Man kommt nur in die Disco, wenn man seinen Ausweis vorzeigt. Trotzdem waren unheimlich viele da, die ganz sicher noch nicht zwanzig waren. Voll krass!«
Dem Jungen war nicht nach Reden zumute, aber das Mädchen spähte weiter hinüber an Land.
»Möchte mal wissen, ob man Ebbas Haus vom Schiff aus sehen kann. Das liegt supertoll am Wasser, direkt am Strand. Geil, sag ich dir. So müsste man im Sommer wohnen.«
Der Junge zog sie an sich, um sie wieder zu küssen. Seine Hände strichen vorsichtig um ihren Nabel, der von dem kurzen Shirt entblößt wurde. Es bedeckte ihren Bauch nicht mal ansatzweise. Die Hände setzten ihre Wanderung hinauf zu den weichen, lockenden Brüsten fort.
Im selben Moment, als seine Lippen sich ihren näherten, sah sie den Körper an der
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