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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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und Monica Linde von Bord ließ, kamen die Jungen mit ihren Eistüten zurück.
    Noras Schwiegermutter war wie üblich elegant gekleidet, in weißen Cityshorts und dazu passenden Espadrillas mit Keilabsatz. Auf dem Kopf trug sie einen großen weißen Strohhut. Sie sah eher aus, als sei sie an der Riviera zum Lunch verabredet statt zum Mittagessen bei ihren Enkelkindern im Schärengarten. Hinter ihr kam Noras Schwiegervater mit einer Tasche in der Hand.
    Als Monica Linde Nora entdeckte, setzte sie ein künstliches Lächeln auf. Dann sah sie die beiden Jungs.
    »Schätzchen«, rief sie so laut, dass alle Leute im Umkreis sich umdrehten. »Großmamas Lieblinge! Meine kleinen Darlings!«
    Sie trat einen Schritt zurück und musterte die Eistüten mit kritischem Blick.
    »Um diese Zeit schleckt ihr Eis? Aber wir wollen gleich Mittag essen. Ihr verderbt euch doch den Appetit. Hat die Mama euch das erlaubt?«
    Nora unterdrückte ein Seufzen und ging hin, um ihre Schwiegereltern zu begrüßen.
    Monica Linde hauchte ihr nach französischer Manier einen Kuss neben jede Wange. Was ist verkehrt an einer normalen schwedischen Umarmung?, dachte Nora säuerlich. Sie begrüßte ihren Schwiegervater etwas herzlicher und bot ihm an, ihm die Tasche abzunehmen.
    Zu Hause wartete das Mittagessen, das aus gebeiztem Lachs und neuen Kartoffeln bestand. Zum Nachtisch gab es gekaufte Mandeltörtchen. Sie hatte keine Lust gehabt, den ganzen Vormittag am Herd zu stehen und für Gäste zu kochen und zu backen, die sich selbst einluden. Es hatte ja doch keinen Zweck, sich anzustrengen. Ihre Schwiegermutter würde wie üblich eine ihrer zahllosen Geschichten über all die Dinner zum Besten geben, die sie in den verschiedenen Botschaften veranstaltet hatte, und damit prahlen, dass sie alle Speisen eigenhändig zubereitet habe, obwohl Dutzende von Gästen zu verköstigen waren.
    Als Ablenkungsmanöver hatte Nora heute Signe zum Essen eingeladen. Monica Linde konnte Signe nicht beeindrucken. Die sonst so milde blickenden Augen wurden kalt wie Stahl bei derartigen Versuchen. Für Signe gab es nichts Schlimmeres, als wenn jemand sich in den Vordergrund spielte. Und sie wusste genau, warum sie eingeladen war. Nora hatte nichts erklären müssen.
    Monica Linde sah sie mit einem Blick an, aus dem die blanke Neugier sprach. Sie hakte vertraulich ihren knochigen Arm bei Nora ein.
    »Jetzt möchte ich alles über diese schrecklichen Todesfälle wissen. Was ist denn bloß los auf dieser Insel? In all den Jahren, die ich hier zu Besuch war, hat niemand auch nur einer Fliege etwas zuleide getan. Hat da irgendein Ausländer die Finger im Spiel? Bestimmt. Man weiß ja, wie die sind.«
    Nora würde sich nie an die Art gewöhnen, wie ihre Schwiegermutter mit Vorurteilen um sich warf, als sei es die natürlichste Sache der Welt.
    Geduldig versuchte sie zu erklären, dass sie auch nicht viel mehr wusste, als in den Zeitungen stand. Die Monica Linde sicher bereits bis ins kleinste Detail gelesen hatte.
    Aber Monica gab sich nicht so leicht geschlagen.
    »Dein attraktiver Polizistenfreund, dieser Torben, der weiß doch bestimmt, was vorgeht?«
    »Thomas«, berichtigte Nora sie vorsichtig.
    Monica Linde ließ sich nicht beirren.
    »Er muss ja wohl informiert sein. Ob eine große Bande dahintersteckt, was meinst du? Ihr schließt doch nachts die Haustür ab?«
    Sie blickte besorgt zu Simon und Adam, die gerade dabei waren, den Rest ihrer Eistüten zu verputzen. Adams Pullover hatte schon große Schokoladenflecken. Nora schluckte ihren Ärger hinunter. Dann mussten die Jungs sich eben gleich umziehen, wenn sie nach Hause kamen.
    »Ist es klug, dass die Kinder hierbleiben, so lange die Polizei die Morde nicht aufgeklärt hat?«, fügte Monica Linde hinzu. »Du musst zuallererst an die Sicherheit deiner Söhne denken, Nora.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, rückte sie ihren Hut zurecht und begann, eine lange Geschichte über einen Einbruch im Haus von guten Freunden unten in Båstad zu erzählen, den die Polizei nie hatte aufklären können.
    Es wurde nicht ganz klar, was die Pointe an der ganzen Sache war, aber von Nora wurde ohnehin nicht mehr erwartet, als gelegentlich zustimmend zu nicken. Es war ein geringer Preis, den Nora gern bezahlte, wenn ihr dafür die Polemik ihrer Schwiegermutter erspart blieb.

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Kapitel 25
    Nach fast zehn Stunden Klinkenputzen schaute Thomas am Montagabend auf einen Sprung bei Nora vorbei.
    Er hatte beschlossen, auf der Insel zu bleiben

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