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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Streit nicht ausdiskutieren konnten. Stattdessen würden siegezwungen sein, den ganzen Tag die Fassade zu wahren und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Das waren nicht gerade verlockende Aussichten.
    »Mama! Sag jetzt! Wann fahren wir los?«
    »Hör mal, du kleine Nervensäge, weißt du, wie viel Uhr es ist? Willst du nicht noch ein bisschen bei Mama schlafen? Es ist noch viel zu früh, um irgendwohin zu fahren.«
    Nora zog Simon an sich und deckte ihn zu. Sie spürte schon die Kopfschmerzen herannahen, aber ob das am Schlafmangel lag oder an ihrer Wut, konnte sie nicht genau sagen.
    »Nur eine kleine Weile«, lockte sie.
    Nora schloss die Augen und versuchte, wieder einzuschlafen. Das war leichter gesagt als getan. Simon war hellwach und lag keine Sekunde still. Wenn er ihr nicht in die Nieren trat, bohrte er sein kleines Gesicht in ihre Rippen. Kurz vor acht gab sie es auf.
    »Also gut. Zieh dich schnell an, dann nehmen wir das Rad und holen frisches Brot zum Frühstück.«
    Als sie an der Bäckerei ankamen, wehte ihnen der Duft von frisch gebackenem Brot und warmen Brötchen entgegen. Ein paar Frühaufsteher unter den Sommergästen standen in Grüppchen davor und warteten darauf, dass geöffnet wurde. Nora plauderte mit mehreren von ihnen, bis sie an der Reihe war.
    Sie kaufte frische Croissants und ein Seglerbrot. Außerdem durfte Simon aussuchen, welche Kuchen sie auf den Ausflug mitnehmen sollten. Er entschied sich für zwei Sandhamnsknoten mit Kardamom und zwei riesige Plunderschnecken mit extra viel Pudding in der Mitte.
    Mit Simon auf dem Gepäckträger fuhr sie zum Kiosk weiter, um die Morgenzeitung zu kaufen.
    Dort war es ganz leer, nur ein Hund stromerte schwanzwedelnd umher, obwohl sein Herrchen ihn rief. Ein paar hungrige Möwen kreisten in der Luft und lauerten darauf, dass jemand etwas Fressbares verlor, um das sie sich balgen konnten.
    »Guten Morgen«, grüßte Nora die Frau im Kiosk, deren Familie sie schon gekannt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war.
    »Kann man hier eine frische Morgenzeitung bekommen?«, fragte sie neckisch und reichte das Geld in die Luke.
    Die Frau lächelte schief.
    »Das kann man wohl. Wenn man überhaupt noch Zeitungen lesen mag. Es scheint kein Ende zu nehmen mit allem, was die sich über die Sandhamnsmorde ausdenken. Und erst die Abendzeitungen. Aber das sehen wir dann nach dem Mittagessen.«
    Nora nahm die Zeitung entgegen und klemmte sie sich unter den Arm.
    »Merkt ihr was am Umsatz von den Todesfällen?«
    »Ziemlich deutlich, leider. Normalerweise steht um diese Jahreszeit hier nachmittags eine lange Schlange. Jetzt ist viel weniger Betrieb, und es wird noch schlimmer werden, weil die Regatta jetzt vorbei ist. Ich hoffe, die Polizei schnappt den Täter bald. Sonst wird es schwer für die Läden hier draußen. Wir leben ja schließlich von der Sommersaison.«
    Nora stand noch eine Weile und unterhielt sich mit der Frau. Dann hob sie Simon auf den Gepäckträger und fuhr nach Hause. Sie hoffte, dass Henrik immer noch schlief. Fast hätte sie gewünscht, er wäre draußen beim Segeln. Sie musste die Situation gründlich durchdenken, bevor sie mit ihm redete.
    Sobald das Frühstück vorbei und der Tisch abgeräumt war, begann Nora zusammenzupacken, was sie mitnehmen mussten.
    Und das war nicht wenig. Vier Badetücher, eine Picknickdecke, einen Haufen Strandspielsachen in bunten Farben, einen großen Korb mit belegten Broten, Kuchen, einer Thermoskanne Kaffee und Saftflaschen. Im letzten Moment kam ihr die Idee, eine Rolle Toilettenpapier dazuzulegen, so was war immer sehr nützlich. Zuletzt noch Sonnenmilch und vier Schwimmwesten, und dann war sie fertig.
    Das Telefon klingelte.
    Sie streckte die Hand nach dem schnurlosen Mobilteil aus.
    »Nora, meine Liebe.« Die gellende Stimme ihrer Schwiegermutter drang aus dem Hörer. Nora versteifte sich. Monica Lindes forscher Tonfall genügte, um ihren ganzen Körper mit Widerwillen zu erfüllen.
    »Ich will mit Henrik sprechen. Ihr nehmt die Kinder und kommt auf der Stelle zu uns nach Ingarö. Ich habe das Gästehaus schon hergerichtet. Ihr könnt nicht auf der Insel bleiben, solange da ein Mörder frei herumläuft.«
    Nora seufzte tief und zwang sich, ihre Beherrschung nicht zu verlieren. Sie würde lieber mit zehn Mördern im Nacken auf Sandhamn bleiben, als auch nur eine einzige Nacht als Monica Lindes Gast in ihrem Landhaus auf Ingarö zu verbringen.
    Ihr reichte es schon, traditionell das Weihnachtsfest

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