Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
Vom Netzwerk:
dass nur wenige Leute etwas von Kicki Berggrens Besuch auf Sandhamn mitbekommen hatten. In dem Gewimmel von Sommergästen, Seglern und Touristen hatte kaum jemand die einsame Frau bemerkt.
    Obwohl er und die Kollegen an jede Haustür in Sandhamn geklopft und die Leute befragt hatten, oft sogar zweimal, war nichts von Wert dabei herausgekommen. Thomas rieb sich die Augen und gähnte. Das einzige Interessante war eine der Aussagen, die Erik von seinem Rundgang mitgebracht hatte. Am Tag zuvor hatte er mit einer Frau gesprochen, die im älteren Teil des Ortes wohnte. Sie meinte sich zu erinnern, dass sie Kicki Berggren an der Bäckerei hatte vorbeigehen sehen, in Richtung Fläskberget, also nach Westen. Die Frau hatte Kicki bemerkt, weil sie so hohe Absätze trug. Es hatte ausgesehen, als sei es beschwerlich, mit derartigen Schuhen im Sand zu gehen.
    »Mit denen hier geht es besser«, hatte die alte Dame gesagt und auf ihre weißen Turnschuhe gezeigt, deren Schnürsenkel zu einer adretten Doppelschleife gebunden waren.
    Laut Bericht hatte Kicki Berggren sich umgesehen, als wüsste sie nicht recht, wohin sie gehen sollte. Etwas an ihrer Art, sich zu bewegen, hatte den Eindruck erweckt, dass sie auf der Suche war.
    Die Frau hatte auch bemerkt, dass Kicki sich mit jemandem unterhalten hatte, aber sie wusste nicht mehr, wer das gewesen war. Ihr wollte partout nichts einfallen, woran man die Person hätte wiedererkennen können. Sie konnte sich nicht einmal mehr erinnern, ob es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte, geschweige denn an das Alter oder Aussehen. Nur daran, dass Kicki diese Person anscheinend etwas gefragt hatte.
    »Tut mir leid, aber das ging so schnell. Ich habe es nur aus dem Augenwinkel gesehen. Ich war viel mehr damit beschäftigt, zu überlegen, wie sie in diesen Schuhen laufen konnte, wissen Sie«, hatte sie erklärt, als Erik versuchte, weitere Details aus ihr herauszubekommen.
    Thomas stand vom Rechner auf und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Zwei Teelöffel Pulverkaffee, heißes Wasser, zwei Stück Zucker und ein Schuss Milch. Er rührte nachdenklich in der Tasse, während der Zucker sich auflöste. Dann sah er in der Speisekammer nach, ob da noch etwas war, was er zum Nachmittagskaffee essen konnte. Gähnende Leere. Zufällig fand er noch eine geöffnete Packung alter Ballerinakekse in einer Ecke.
    Mit dem Kaffeebecher in der einen Hand und den Keksen in der anderen ging er wieder zu seinem Rechner und setzte sich. Er las Eriks Bericht ein weiteres Mal durch und überlegte.
    Wenn Kicki Berggren jemanden besuchen wollte, aber nicht wusste, wo dieser Jemand wohnte, war es nur logisch, dass sie sich durchfragte. Die Bäckerei war ein natürlicher Treffpunkt in Sandhamn. Alle, die auf der Insel wohnten, besuchten sie regelmäßig, um Brot zu kaufen.
    Die alte Dame hatte Kicki Berggren irgendwann am Freitagnachmittag gesehen. Angenommen, sie wollte eine oder mehrere Personen besuchen, die auf der Insel lebten, dann musste sie jemanden gefragt haben, der auch ein Einheimischer war. Ein Segler oder Tourist hätte ihr kaum den Weg erklären können. Also musste es jemanden geben, der mit Kicki Berggren gesprochen hatte und wusste, wohin sie wollte.
    Das Problem war nur, dass es ihnen noch nicht gelungen war, dieseunbekannte Person ausfindig zu machen. Thomas wusste aber auch, dass diese Person sich nicht notwendigerweise noch auf der Insel befand. Viele Familien teilten sich ein geerbtes Haus, was bedeutete, dass sie nur ein paar Urlaubswochen auf Sandhamn verbrachten. Falls diese mysteriöse Person die Insel verlassen hatte, um woanders hinzufahren, in einen anderen Teil des Landes oder vielleicht ins Ausland, würde das erklären, warum sie denjenigen oder diejenige bisher nicht gefunden hatten. Vielleicht war der Person auch gar nicht klar, dass er oder sie sich mit der später ermordeten Kicki Berggren unterhalten hatte und die Polizei an dieser Information interessiert war. In dem Fall wäre die Chance, dass sie den betreffenden Menschen fanden, vermutlich verschwindend gering.
    Thomas trank den Rest Kaffee aus. Wenn sie herausbekommen könnten, nach wem Kicki Berggren sich erkundigt hatte, wäre das ein wichtiges Steinchen in dem Puzzle.
    Er beschloss, den ganzen nächsten Tag jemanden mit einem Foto von Kicki Berggren an der Bäckerei zu postieren. Er würde Erik beauftragen, alle zu befragen, die dort vorbeikamen, ob jemand vor einer Woche mit ihr gesprochen oder sie

Weitere Kostenlose Bücher