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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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zusammen mit dem ganzen Linde-Klan dort feiern zu müssen. Monica schaltete und waltete, und Nora biss die Zähne zusammen, dass ihr die Kiefer schmerzten. Henrik bekam wie üblich von allem nichts mit. In seinem Elternhaus wurde er wieder zum verwöhnten Schuljungen, der Mama alles machen ließ, während Nora hin und her rannte und versuchte, auf die Jungs aufzupassen und gleichzeitig im Haushalt zu helfen, so gut sie konnte. Ihr Schwiegervater verzog sich für gewöhnlich mit einem mehrstöckigen Whisky auf Eis in die Sauna, aber so ein Luxus war ihr nicht vergönnt.
    »Tut mir leid, Monica. Henrik ist schon unten am Steg. Wir brechen gerade zu einem Ausflug auf. Ich richte ihm aus, dass er dich zurückrufen soll.«
    Sie legte hastig auf, obwohl Monica protestierte. Henrik war tatsächlich hinunter zum Boot gegangen, um den Ausflug vorzubereiten und zu prüfen, ob genug Benzin im Tank war, also hatte sie ihre Schwiegermutter wenigstens nicht angelogen.
    Nora zog die Schwimmweste an und schloss die Haustür hinter sich ab. Normalerweise machten sie das nie. Im Gegenteil, oft ließen sie die Verandatür offen, um einerseits frische Luft hereinzulassen und andererseits zu zeigen, dass sie zu Hause waren. Aber jetzt fand sie es zu riskant, nicht abzuschließen. Besonders, da sie den ganzen Tag weg sein würden.
    Als sie an Signes Haus vorbeikam, ging das Küchenfenster auf, und das vertraute Gesicht ihrer Nachbarin erschien.
    »Fahrt ihr raus?«, fragte Signe.
    »Das haben wir vor«, erwiderte Nora warm. Sie mochte die alte Dame wirklich zu gern. »Wir wollen nach Alskär. Die Jungs sind so gerne dort. Wir fahren zusammen mit Familie Lenander, du weißt, Fabians Eltern.«
    »Das macht mal, Alskär ist herrlich.«
    Nora strahlte Signe an. Bei dem Gedanken an die Bootstour wurde ihre Laune gleich besser.
    »Nimm das hier für die Jungs mit.«
    Signe reichte eine Tüte mit Himbeertörtchen aus dem Fenster.
    »Ich weiß, dass die Jungs ganz verrückt danach sind, und ich denke, dass sie dir und Henrik auch schmecken werden.«
    »Wie lieb von dir. Vielen Dank.«
    Nora nahm die Tüte, legte sie in den Picknickkorb und winkte Signe fröhlich zu. Dann ging sie zum Bootssteg hinunter.
    Henrik hatte schon die Leinen losgemacht, und die Jungs waren aufs Vordeck geklettert. Adam hatte wie üblich gequengelt, das Boot steuern zu dürfen, und Henrik hatte es ihm versprochen, sobald sie auf dem offenen Meer waren.
    Nora setzte sich in die Mitte des Bootes, in sicherem Abstand zu Henrik.
    Sie hatten den ganzen Morgen in neutralem Tonfall miteinander gesprochen, und auch nur über praktische Dinge. Keiner von ihnen hatte den gestrigen Streit erwähnt. Zum Glück waren die Jungs vor lauter Vorfreude auf den Ausflug durchs Haus gerannt, deshalb hatte es ganz gut funktioniert, sich hinter dem Plauderton zu verstecken.
    Als sie ankamen, war Familie Lenander bereits da. Sie steuerten das Boot zwischen den Klippen hindurch und warfen den Anker aus. Da Alskär einen Naturhafen hatte, musste man sich einen geeigneten Felsen zum Vertäuen suchen. Alle versuchten zu vermeiden, die Boote auf den Strand zu setzen, um den kleinen Sandstreifen nicht zu blockieren, auf dem die Kinder ihre Burgen bauten.
    Nach dem Picknick machten Nora und Eva einen Spaziergang. Auf der anderen Seite der Insel gab es ganz flache Felsen, so glatt geschliffen von Wind und Wetter, dass es sich anfühlte, als streichelte man einen Babypopo, wenn man mit der Hand über die sonnenwarmen Steine fuhr.
    Nora und Eva ließen sich für eine Weile dort nieder.
    Es war ein schöner Platz. Weit in der Ferne konnte man den Turm von Korsö schimmern sehen, und bis zum Horizont war das Meer voller Segelboote. Der Himmel leuchtete königsblau, mit kleinen Wattewölkchen hier und da. Es sah aus, als hätte sie jemand an den Himmel getupft. Eine Möwe stieß auf der Suche nach Beute auf die Wasseroberfläche herab.
    »Wie geht es dir?«, fragte Eva, die in den letzten Jahren eine gute Freundin geworden war. Nora und sie trafen sich fast täglich, daFabian und Simon zusammen in die Schwimmschule gingen. Eva war einer der seltenen Menschen, die sich wirklich um andere kümmerten, und sie hatte immer gute Laune.
    Nora fing Evas besorgten Blick auf. Sie wusste selbst, dass sie den ganzen Tag ungewöhnlich still gewesen war.
    »Könnte besser sein. Es war keine besonders schöne Woche.«
    »Habt ihr euch gestern gut amüsiert?«
    Nora verzog das Gesicht.
    »Nicht direkt. Wir haben uns

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