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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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hindern.
    Henrik betrachtete sie, ohne eine Miene zu verziehen. Er machte ein paar Schritte auf den Eingang zu.
    »Doch, das bist du. Jetzt reiß dich zusammen, damit wir wieder reingehen können.«
    Er machte noch einen Schritt Richtung Tür.
    Nora ballte die Fäuste vor lauter Wut. Jedes Mal, wenn Henrik zueinem Wettsegeln wollte, war es selbstverständlich, dass dafür Platz war. Seine Segelregatten und sein Training beanspruchten jetzt schon fast alle Wochenenden, sowohl im Frühjahr als auch im Herbst, und der ganze Sommerurlaub wurde nach den jeweiligen Regatta-Terminen geplant.
    Aber wenn ihr Beruf ausnahmsweise einmal ein bisschen Scheinwerferlicht auf sich zog, dann war sie gleich melodramatisch.
    Henrik lehnte sich ungeduldig an den Türrahmen.
    »Jetzt komm. Du musst ja wohl nicht gerade heute Abend eine Szene machen. Können wir nicht einfach reingehen und uns ein bisschen amüsieren? Oder ist das zu viel verlangt?«
    Nora starrte ihn finster an.
    »Ja«, sagte sie zornig. »Das ist es.«
    Ärgerlich wischte sie sich eine Träne weg.
    »Mir reicht’s. Was mich betrifft, ist dieses Fest vorbei.«
    Sie lief mit kleinen Schritten die Treppe hinunter.
    Der Abend war zerstört. Sie wollte nur noch nach Hause. Sollte Henrik sich doch eine Erklärung für seine Segelfreunde ausdenken, ihr war es egal.
    Hinter ihr lag eine schreckliche Woche. Vielleicht war es nur folgerichtig, dass sie mit einem schrecklichen Abend endete.

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Kapitel 41
Sonntag, dritte Woche
Kapitel 41
    Der Versuch, die Gedanken durch die Fahrt nach Harö zu zerstreuen, war nicht sehr erfolgreich gewesen.
    Als Thomas am Samstagnachmittag dort ankam, hatte er noch viel zu viel Adrenalin im Blut, um sich richtig entspannen zu können. Also machte er stattdessen eine ausgedehnte Joggingrunde, die er mit einem erfrischenden Bad am Bootssteg abschloss.
    Am Abend war er früh zu Bett gegangen, um den Schlaf nachzuholen, den er während der Woche versäumt hatte. Aber auch das hatte nicht funktioniert. Es war unmöglich, die Gedanken abzuschalten, die unaufhörlich mahlten. Bruchstücke von Gesprächen mit potenziellen Zeugen, Sätze aus den Vernehmungsprotokollen und Bilder der Mordopfer wirbelten ihm durch den Kopf.
    Samstagnacht gegen zwei hatte er kapituliert. Er war aufgestanden, hatte sich ein Bier geholt und war hinunter zum Steg gegangen.
    Die Sonne ging gerade wieder auf, um diese Jahreszeit verschwand sie nicht lange hinter dem Horizont.
    Thomas hatte auf dem Steg gesessen und über die Todesfälle nachgedacht, und schließlich war er im Liegestuhl eingeschlafen. Seine Mutter hatte ihn geweckt, als sie hinunterkam, um ihre Morgenrunde zu schwimmen.
    »Sitzt du hier und schläfst, Thomas?«, hatte sie gesagt und ihn verwundert angesehen.
    Thomas rieb sich die Augen, gähnte und fuhr sich durchs Haar.
    »Ich konnte nicht einschlafen, also habe ich mich hier nach draußen gesetzt.«
    Er richtete sich auf und streckte den Rücken, der nach der unbequemen Stellung im Liegestuhl ganz steif war.
    Es war ein schöner, stiller Morgen mit leichten Kräuselungen auf der Wasseroberfläche. Eine kleine Entenfamilie mit drei Küken kam hinter dem Steg hervorgeschwommen, und eines der kleinen Flaumbällchen hätte sich beinahe in einem Stück gelbem Tang verfangen, das auf dem Wasser trieb.
    Thomas’ Mutter hatte bekümmert den Kopf geschüttelt.
    »Du musst kürzer treten. Wenn du mich fragst, schläfst und isst du zu wenig. Ich werde dir gleich ein anständiges Frühstück machen, ich will vorher nur kurz ins Wasser.«
    Thomas lächelte sie liebevoll an. Er wusste, dass seine Eltern sich Sorgen um ihn machten. Emilys Tod hatte sie hart getroffen. Sie hatten sich so sehr über ihr erstes Enkelkind gefreut und waren völlig verzweifelt gewesen, als es passierte.
    Schlagartig wurde ihm bewusst, dass alle beide über siebzig waren. Zwei gesunde und rüstige Eltern, das war in dem Alter keine Selbstverständlichkeit.
    Er stand auf und umarmte seine Mutter fest. Sie verschwand beinahe in seinen Armen.
    »Ein kleines Frühstück wäre super. Ich habe einen Mordshunger.«
    Nach dem Mittagessen gab er den Versuch auf, an etwas anderes als die laufenden Ermittlungen zu denken.
    Er schaltete den Laptop an und loggte sich ein. Breitete alle Blätter der Akte auf dem Küchentisch aus. Die Tipps aus der Bevölkerung und die verschiedenen Berichte, die während der Woche eingetroffen waren. Langsam und methodisch ging er alles zusammen durch.
    Es war deutlich,

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