Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten

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zwang er sich, seine Gedanken wieder aufs Thema zu richten.
    »Wir kommen einfach nicht weiter«, sagte er resigniert. »Wir haben nicht mal die Person ausfindig machen können, mit der Kicki Berggren vor der Bäckerei gesprochen haben soll. Und falls es jemand ist, der nur für ein paar Tage einen Verwandten auf Sandhamn besucht hat, ist die Chance verschwindend gering, dass wir ihn jemals finden.«
    Margit trank einen Schluck von ihrem mittlerweile lauwarmen Kaffee. Sie fuhr sich ohne jede Eitelkeit mit der Hand durch die Haare und blätterte in den Protokollen der vergangenen Wochen.
    »Wenn deine Theorie stimmt, dass Kicki Berggren zum Westteil der Insel unterwegs war, haben wir immerhin nur ein begrenztes Gebiet, auf das wir uns konzentrieren müssen. Außerdem wurde ja Krister Berggrens Leiche an dieser Inselseite angeschwemmt«, sagte sie, während sie hastig den Bericht überflog, den sie in der Hand hielt.
    Thomas holte eine große Vermessungskarte hervor, auf der alle Flurstücke von Sandhamn verzeichnet waren. Er breitete sie auf dem Schreibtisch aus und malte einen großen Kreis um den nordwestlichen Teil, von Sandhamns Bäckerei bis zur äußersten Spitze von Västerudd.
    »In diesem Umkreis liegen etwa fünfzig Häuser«, sagte er und betrachtete die Karte nachdenklich.
    Er erhob sich und ging auf den Korridor, um nach Carina zu rufen, die kaum eine Minute später in der Türöffnung erschien.
    »Was ist mit der Überprüfung der Grundstückseigentümer aufSandhamn, über die wir Freitag gesprochen hatten?«, fragte er. »Hast du irgendwelche Übereinstimmungen mit dem Namen entdeckt, an den sich die Leiterin des Missionshauses zu erinnern glaubt?«
    Carina schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Leider nicht. Das Grundbuchamt hat freitags geschlossen. Sie machen heute um neun auf. Ich rufe nachher gleich an.«
    Mit ihrem herzförmigen Gesicht und dem kleinen Grübchen in der Wange sah sie aus wie ein verlassenes Kätzchen. Thomas schenkte ihr einen aufmunternden Blick, und es schien, als entspannte sie sich ein wenig.
    »Ist nicht so schlimm«, sagte er freundlich. »Aber sag uns bitte sofort Bescheid, wenn du was weißt. Wir sitzen hier sicher noch eine ganze Weile.«
    Er bekam zum Dank ein strahlendes Lächeln. »Ich melde mich sofort«, sagte sie. »Versprochen.«
    »Versuch nach Möglichkeit auch herauszubekommen, wer ständiger Bewohner und wer Sommergast ist«, sagte Margit zu Carina. »Ich habe so ein Gefühl, dass Kicki nach einem Sommergast gesucht hat. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Einheimischer in so etwas verwickelt sein soll. In diesen kleinen Gemeinden ist die soziale Kontrolle normalerweise sehr stark. Wenn es um Alkoholschmuggel geht, denke ich nicht, dass man das von einer Schäreninsel aus organisieren kann. Zumindest wäre das ziemlich kompliziert.«
    »Jonny Almhult war ein Einheimischer, das würde für das Gegenteil sprechen«, wandte Thomas ein.
    »Aber wir gehen wohl eher davon aus, dass er der Handlanger für jemand anderen war«, sagte Margit. »Hat Jonny nicht ziemlich oft für die Sommergäste auf der Insel gearbeitet?«
    Thomas dachte über ihre Frage nach.
    Als Inselhandwerker hätte Jonny sicher reichlich Gelegenheit gehabt, mit jemandem ins Geschäft zu kommen, der etwas anspruchsvollere Aufträge erledigt haben wollte. Wie beispielsweise, jemandem einen Denkzettel zu verpassen. Im Laufe der Jahre hatte Jonny bestimmt die meisten der Hausbesitzer kennengelernt.
    Aber würde Jonny Kicki Berggren zuerst vergiftet und danach noch ein bisschen verprügelt haben, sozusagen sicherheitshalber? Das passte nicht zusammen.
    »Wie wahrscheinlich ist es, dass Jonny uns zu dem tatsächlichenMörder führt?«, fuhr Margit fort. »Vieles deutet darauf hin, dass Kicki Berggren vergiftet wurde, bevor sie ihn traf. Jonny war vielleicht nur eine Kneipenbekanntschaft, jemand, der sie aufgegabelt hat, oder umgekehrt. Ohne dass die Begegnung der beiden in irgendeinem Zusammenhang mit der Person steht, die sie vergiftet hat?«
    Margit sah ihn fragend an.
    Thomas nickte. Das war durchaus möglich.
    »Könnte sein.«
    Er malte einen Schnörkel nach dem anderen auf seinen Block, während er versuchte, seinen Gedankengang zu formulieren.
    »Wir haben keinen Beweis, dass Jonny auf irgendeine Art mit demjenigen unter einer Decke steckte, der Kicki Berggren umgebracht und vermutlich auch ihren Cousin getötet hat. Aber ist es nicht ein bisschen weit hergeholt, dass es purer Zufall sein