Tödlicher Mittsommer
sie in das große Wohnzimmer, das zum Meer hinaus lag. Er bat sie, es sich auf der üppigen Sofagruppe bequem zu machen, wo sie wegen der vielen Kissen kaum Platz fanden.
Es war, als säße man draußen, und doch wieder nicht.
Die Aussicht aus dem riesigen Panoramafenster war atemberaubend. Eine schier endlose Zahl von Klippen und Schären zeichnete sich vor dem glitzernden Meer ab.
Auf dem gläsernen Couchtisch lagen ausländische Zeitschriften und mehrere Bildbände mit maritimen Motiven. Thomas entdeckte ein Buch über Leuchttürme mit Aufnahmen des bekannten Schärengarten-Fotografen Magnus Rietz. Der ganze Raum stand im Zeichen der Schärenwelt. An den Wänden hingen Bilder mit verschiedenen Schiffsmotiven, und die Kissen auf den königsblauen Sofas trugen diverse Signalflaggen als Muster. In jedem Winkel des Raums standen Stehlampen, deren Schirme aus Seekarten gemacht zu sein schienen. Ein quadratischer, blau-weiß gestreifter Wollteppich und eine riesige elektrifizierte Petroleumlampe, die von der Decke herabhing, vollendeten die Möblierung.
Es sah aus, als hätte jemand ein maritimes Einrichtungsgeschäft leer gekauft.
Während Margit sich auf einem der Sofas niederließ und stumm die Einrichtung betrachtete, stellte Thomas sie beide vor und erläuterte, warum sie gekommen waren. Er fasste die Entwicklung der Ereignisse zusammen, die sie zu Philip Fahlén geführt hatte, und begann mit der Frage, ob Fahlén irgendeine Verbindung zu Krister oder Kicki Berggren gehabt hatte.
»Ich kenne diese Leute überhaupt nicht«, sagte Fahlén mit Nachdruck. »Ich weiß nicht mehr über sie als das, was in den Zeitungen gestanden hat. Ich bin keinem von beiden je begegnet.«
Er hatte die Stirn gerunzelt und starrte Thomas und Margit an, als wollte er seine Verwunderung darüber ausdrücken, wie sie auf dieIdee kamen, zwischen ihm und den Verstorbenen könne es eine Verbindung gegeben haben.
»Das wissen Sie ganz sicher?«, fragte Margit.
»Selbstverständlich. Sonst würde ich es ja nicht sagen.«
Thomas beschloss, das Thema zu wechseln.
»Können Sie uns etwas über Ihre Firma erzählen?«, fragte er. »Laufen die Geschäfte gut?«
Philip Fahlén schien überrascht, so als habe er nicht erwartet, dass das Interesse der Polizei in diese Richtung gehen könnte.
»Der Betrieb läuft gut. Um nicht zu sagen, ausgezeichnet. Wir liefern weiße Ware und Geschirrspülanlagen an Restaurants und Großküchen im ganzen Land.«
»Wie viele Leute arbeiten bei Ihnen?«, fragte Margit.
»Ich beschäftige in meinem Betrieb ungefähr fünfzig Mitarbeiter«, erwiderte Fahlén. »Ich habe die Firma von meinem Vater übernommen, aber natürlich haben wir expandiert. Man muss ja mit der Zeit gehen.«
»Wo befindet sich Ihre Firma?«, fragte Thomas.
»Unsere Geschäftsräume sind in Sickla. Aber wir bedienen ganz Schweden. Zu unseren Kunden gehören viele bekannte Restaurants.«
Philip Fahlén war zweifellos mächtig stolz auf seine Firma. Ohne sich im Mindesten zu genieren, prahlte er mit seinen Erfolgen und seiner feinen Kundschaft.
Nach einer Weile versuchte Thomas, das Gespräch wieder auf Sandhamn zu lenken.
»Wie kommt es, dass Sie den Sommer hier draußen verbringen?«, fragte er. »Haben Sie irgendwelche Verbindungen zur Insel?«
»Dafür gibt es keinen besonderen Grund. In den Siebzigerjahren habe ich meine Begeisterung für den Schärengarten entdeckt, und seitdem bin ich immer wieder hierhergekommen.«
»Wohnen Sie schon so lange hier?«
»Nein, in den ersten fünfzehn Jahren, als meine Töchter noch klein waren, haben wir uns in Trouville eingemietet.«
»Und danach haben Sie dieses Haus erworben?«
»Genau. Ich habe es der alten Frau Ekman abgekauft, als sie Witwe wurde und es nicht mehr schaffte, es allein in Ordnung zu halten. Hab’s Anfang der Neunziger für ’nen Appel und ’n Ei übernommen.Das war lange bevor die Preise in die Höhe schossen und jeder hier ein Haus kaufen wollte.« Er lehnte sich in die Kissen zurück. »Heute könnte ich es sicher für ein Vielfaches des damaligen Preises verkaufen. Es war eine gute Investition, das kann man sagen. Aber ich habe ja auch einen Riecher für gute Geschäfte«, sagte er mit selbstzufriedenem Lächeln.
»Unterhält Ihre Firma eigentlich Kontakte zum Systembolaget?«, fragte Margit.
Philip Fahléns Gesicht war völlig ausdruckslos.
»Keine geschäftlichen.«
»Sind Ihre Kunden daran interessiert, mehr als die reine Küchenausstattung zu kaufen?«,
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