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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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haben?«, sagte Moon. »Einmal ist so eine Wahrsagerin in den Londoner Zoo gegangen und hat Horoskope für die weiter entwickelten Primaten erstellt, und wisst ihr was? Sie hat sie alle voll auf den Punkt getroffen, ihre Persönlichkeiten und alles. Echt abgefahren.«

7. Tag 8:00 Uhr

    In den letzten ein, zwei Tagen hatte sich Dervla alle Mühe gegeben, morgens die Erste zu sein, damit sie die Dusche für sich allein hatte. Diesmal allerdings musste sie feststellen, dass ihr Moon zuvorgekommen war — nicht weil sich Moon plötzlich in eine Frühaufsteherin verwandelt hatte, sondern weil sie gerade erst auf dem Weg ins Bett war.
    »Ich war die ganze Nacht wach und hab >Roter Drache< gelesen, dieses Buch, das Sally mitgebracht hat. Du weißt schon, das erste mit Hannibal Lecter. Das ist echt der Hammer. Hab mir fast in die Hosen gemacht. Ich glaub, das ist wohl die unheimlichste Art von Mord, wenn es echt keinen anderen Grund dafür gibt, als dass der Typ total darauf steht, Leute zu köpfen, du weißt schon, ein echter Serienpsychopath.«
    Dervla wartete, während sich Moon die Zähne putzte und ins Bett schlurfte.
    »Weck mich, wenn ich irgendwelche Mahlzeiten verpasse«, sagte Moon, als sie das Badezimmer verließ.
    Dann war Dervla allein und stand in Unterwäsche vor dem Waschbecken. Sie spürte, dass sich hinter dem Spiegel etwas bewegte. Hin und wieder bemerkten die Bewohner Leute hinter den Spiegeln. Man hörte leise Geräusche, und manchmal bei Nacht, wenn in den Schlafzimmern das Licht abgedreht war, konnte man vage Umrisse erkennen. Dervla wusste, dass ihr Freund gekommen war, um sich mit ihr zu treffen.
    »Spieglein, Spieglein an der Wand«, sagte sie, als redete sie im Spaß mit sich selbst, »wer ist der Sieger bald im Land?« Sie tat, als müsste sie lachen, und gab etwas Zahnpasta auf ihre Bürste. Kein Redakteur, der zusah, würde darauf kommen, dass sie mit jemandem sprach.
    Kurz darauf erschien die Schrift, wie jeden Morgen. Hässliche, unbeholfene Buchstaben. Offensichtlich musste der Verfasser rückwärts und vielleicht mit ausgestrecktem Arm schreiben.
    »Woggle Nummer eins bei Zuschauern «, lautete die Botschaft.
    Um ein Haar versaute sie es. Um ein Haar prustete sie Woggles Namen vor Überraschung laut heraus. Doch glücklicherweise blieb sie ruhig und gestattete sich nur einen kurzen Blick nach unten.
    Ihr anonymer Informant vervollständigte seine Nachricht. » Kelly 2. Du 3«, stand da und dann: » Viel Glück! XXX.«
    Dervla putzte ihre Zähne zu Ende und wusch sich das Gesicht. Also war sie Dritte. Nicht schlecht bei zehn Kandidaten. Natürlich war es eine echte Überraschung, dass Woggle so beliebt sein sollte, aber wenn man länger darüber nachdachte, konnte man durchaus auf die Idee kommen, dass es an seinem vordergründigen Unterhaltungswert lag. Der wäre bald abgenutzt.
    Kelly war keine große Gefahr.
    Sie war ein süßes Mädchen. Dervla mochte sie. Die Zuschauer offensichtlich auch. Egal, dachte Dervla bei sich, wir haben noch acht Wochen vor uns. In acht Wochen konnte eine Menge passieren, und ganz bestimmt blieb Kelly nicht ewig so fröhlich und sonnig.
    Bevor sie das Badezimmer verließ, wischte Dervla die Worte vom Glas und blies ihrem Spiegelbild einen flüchtigen Kuss zu. Vielleicht würde sich ihr Freund, der Kameramann, über eine nette Geste freuen.

32. Tag 23:35 Uhr

    Coleridge schlich auf Zehenspitzen mit seiner zweiten Dose Bier ins Wohnzimmer. Im oberen Stockwerk schlief seine Frau. Sie hatte schon geschlafen, als er nach Hause kam, und würde noch schlafen, wenn er am nächsten Morgen um sechs Uhr früh das Haus wieder verließ. Sie hatte Coleridge eine Nachricht hinterlassen, sie wohnten zwar im selben Haus, hätten sich aber seit drei Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Coleridge suchte einen Kugelschreiber und schrieb »Ich bin immer noch der Alte« unter die Nachricht seiner Frau.
    Der Zettel würde auch am nächsten Abend nach wie vor dort liegen, nur hätte Mrs. Coleridge dann »Umso schlimmer« hinzugefügt.
    Sie meinte es nicht so. Sie mochte ihn wirklich, aber, wie sie oft bemerkte, war es leicht, liebevoll an jemanden zu denken, der nie da war.
    Coleridge hatte die Pressemappe von Peeping Tom bekommen, die sich auf die erste Woche im Haus bezog. Am Deckel klebte ein fotokopiertes Memo auf Peeping-Tom-Notizpapier mit der Überschrift: »Zusammenfassung der Presse/Zuschauer-Profile aller Hausbewohner am achten Tag.« Der Autor hatte sich bewundernswert

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