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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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natürlich konnte er es gar nicht wissen, oder doch?

32. Tag 10:15 Uhr

    Das Bild von Woggle auf der Karte im Einsatzzentrum war fast gänzlich von den zahllosen Streifen überdeckt, die dort endeten. Soeben erst hatte Trisha das Geflecht vervollständigt, indem sie einen Streifen von Dervla zu ihm führte, auf dem »Schamhaarstreit« stand.
    Es hatte so ausgesehen, als sei Dervla wild entschlossen, ruhig und gelassen zu bleiben, was allerdings nicht funktionieren konnte, wenn man nach Woggle das Badezimmer betrat.

8. Tag 9:30 Uhr

    »Es ist der achte Tag im Haus«, sagte Andy, der Erzähler, »und Dervla hat eben geduscht.«
    »Woggle!«, rief sie, als sie mit einem Stück Seife in der Hand aus der Dusche kam.
    »Ja, meine Holde.«
    »Könntest du bitte deine Schamhaare von der Seife waschen, wenn du geduscht hast?«
    Natürlich waren sie selbst schuld gewesen. Woggle hätte am liebsten überhaupt nicht geduscht, aber die ganze Gruppe hatte eindringlich an ihn appelliert, sich doch mindestens einmal am Tag gründlich zu waschen.
    »So bist du in ein, zwei Monaten vielleicht sauber«, hatte Jazz bemerkt.
    Und nun bekamen sie die Quittung für ihre Pingeligkeit. Nie zuvor war Woggles verfilztes Schamhaarkraut derart regelmäßig heimgesucht worden, sodass es nun aufgrund der ungewohnten Aufmerksamkeit im Übermaß fusselte.
    Dervla schwenkte das haarige Seifenstück vor seiner Nase. Sie hatte sich gut überlegt, ob sie Woggle damit konfrontieren wollte. Ganz abgesehen davon, dass sie grundsätzlich keine Szene mochte, wusste sie von ihrem geheimen Informanten, dass Woggle draußen ungeheuer beliebt war. Sie fragte sich, ob die Zuschauer sie wohl weniger mögen würden, wenn sie einen Streit mit ihm vom Zaun brach. Andererseits konnte es nicht schaden, wenn die Zuschauer einen Eindruck davon bekämen, womit sie und die anderen Bewohner zurechtkommen mussten. Am Ende blieb Dervla nichts anderes übrig: Sie musste einfach etwas sagen. Woggle nahm seine verdammten Waschungen mitten in der Nacht vor, und da sie als Erste aufstand, blieb es immer an Dervla hängen, sich mit seinen Rückständen auseinander zu setzen.
    »Jeden Morgen muss ich ein kleines Toupet von der Seife kratzen, und am nächsten Morgen ist es wieder da. Sieht aus wie einer von den Grateful Dead!«
    »Stell dich deiner Furcht vor der Natur, o Weib. Mein Pimmelhaar kann dir nicht schaden. Im Gegensatz zu Autos, von denen du selbst eingeräumt hast, eines zu besitzen.« Mit einem einzigen Rundschlag war Woggle von seinem Mangel an sozialem Gewissen zu ihrer Verantwortung für die Zerstörung des gesamten Planeten übergegangen. Wie immer.
    »Das hat nichts mit irgendwelchen beschissenen Autos zu tun!« Erschrocken hörte sich Dervla schreien. Seit Jahren hatte sie ihre Stimme nicht mehr erhoben. Sie hatte ein ruhiges, nachdenkliches Gemüt, und jetzt schrie sie hier herum.
    »Doch, das hat es, o Keltenweib, denn Eure Prioritäten machen mich fertig, die wollen mir nicht in den Kopf. Autos sind böse Drachen, die unsere Welt auffressen! Mein Haar dagegen ist absolut gutartige, nichtflüchtige, tote Materie.«
    »Es ist gutartige, nichtflüchtige, tote Materie, die aus deinem Hodensack gewachsen ist!«, rief Dervla. »Ich könnte kotzen! Heilige Jungfrau Maria und Josef, woher kommt das alles? Wir hätten inzwischen eine ganze Matratze damit stopfen können! Benutzt du da unten irgendwelche Wundermittel?«
    Dervla ahnte nicht, dass ihr Angriff Woggle tatsächlich ein wenig gekränkt hatte. Niemand war je davon ausgegangen, dass Woggle Gefühle haben mochte, da er die der anderen so gänzlich ignorierte. Aber im Grunde mochte Woggle Dervla, und sie gefiel ihm. Er war sogar schon im Beichtstuhl gewesen und hatte seine Bewunderung eingestanden.
    »Zwischen uns besteht definitiv eine Verbindung«, hatte er gesagt. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie irgendwann in einem anderen Leben eine große Prinzessin der Heiligen Runen gewesen sein muss, und ich war ihr Zauberer.«
    Da er sich nun einer Attacke durch jemanden ausgesetzt sah, den er sosehr schätzte, gab sich Woggle alle Mühe, den Anschein würdevoller Distanz zu wahren. »Ich bereue meine Sackhaare trotzdem nicht«, murmelte er. »Sie haben das gleiche Recht, in diesem Haus zu sein, wie alle anderen menschlichen Ausscheidungen, wie beispielsweise der Eiter an Moons entzündetem Nippelring, den ich sehr wohl respektiere.«
    Es war ein cleverer Schachzug. Am Abend zuvor hatte Moon die ganze Gruppe

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