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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Hauptmonitor... die Nahaufnahme von ihrem Gesicht, durch den Spiegel. Lass die ganze Sequenz laufen. Von da, wo sie sich übers Becken beugt.«
    Fogarty drückte die Knöpfe, während Geraldine weiter laut nachdachte. »Harte Zeiten. Morgen gibt es einen Abschiedsabend ohne Abschied. Dieser Pisser Woggle hat uns den wöchentlichen Höhepunkt geraubt. Wir hängen echt durch. Ein Tiefpunkt, ein Stillstand. Das Ganze hat uns den Wind aus den Segeln genommen, Bob. Der Viagra-Topf ist leer, und unser televisionärer Pimmel hängt schlaff runter.«
    Andy, der Erzähler, trat aus der Synchronisationskabine, um sich einen Becher Kräutertee zu holen. »Vielleicht könnte ich erzählen, was alle zum Nachtisch hatten«, schlug er vor. »David hat ein Soufflé gemacht, aber es ist nicht richtig aufgegangen. Ist das nicht interessant?«
    »Geh wieder in deine Kiste«, befahl Geraldine.
    »Aber Gazzer hat seins nicht aufgegessen, und ich glaube, David war etwas gekränkt.«
    »Ich habe gesagt: Geh wieder in deine Scheißkiste!«
    Mit seinem Kamillentee in der Hand zog sich Andy zurück.
    »Dauernd will er Extrazeilen schinden, dieser Mistbock. Ich hab ihm gesagt, wenn er noch eine einzige beschissene Bierwerbung macht, ist er weg vom Fenster. Fürs nächste Mal hol ich mir sowieso ‘ne Tante... Halt mal an!«
    Fogarty ließ das Bild mit Sallys Gesicht erstarren. Shampooschaum lief an ihren Schläfen herab. Kellys Fingerspitzen waren am oberen Bildrand zu sehen. Sally hatte ihre Hand vor dem Mund, die in jenem Augenblick erstarrt war, als sie sich ein Stück Mandarine hineinschob.
    »Lass es laufen, aber ohne Ton«, wies Geraldine ihn an.
    Einen Moment lang betrachteten sie Sallys wortloses Gesicht, während sich ihr Unterkiefer bewegte, sie die Lippen spitzte und die Wangen leicht einsog, ehe sie den Mund ein Stück weit öffnete und mit der Zungenspitze darüber fuhr.
    »Sehr hübsch«, erklärte Geraldine. »Ich liebe dieses lautlose Kauen, den Freund jedes Cutters. Gut, schneid die Mandarine vorn ab und lass die Sequenz über Kellys Satz laufen, dass sie Kopfmassagen sinnlich findet.«
    Fogarty schluckte, bevor er antwortete. Es schien, als hätte er diesmal wirklich genug. »Aber... aber, Kelly hat das zu David gesagt, als sie Jazz’ Mittagessen gegessen haben. Wenn wir es mit Sallys Gesicht unterlegen, sieht es aus, als ob... als ob...«
    »Ja-a?«, fragte Geraldine.
    »Als würde sie darauf stehen, Sally den Kopf zu massieren!«
    »Während Sally«, fügte Geraldine hinzu, »mit ihrem Unterkiefer, den eingesogenen Wangen, den Lecki-Lecki-Lippen und dieser kleinen, glänzenden Zungenspitze offensichtlich gerade einen feuchten Zwickel kriegt, und wir, mein Liebster, haben etwas, das sich ernsthaft nur als halbwegs brauchbarer Augenblick lesbischer Liebe bezeichnen lässt.«
    Die Stille im Monitorbunker kündete lauthals von der Beklommenheit, die Geraldines Belegschaft empfand. Auf Geraldines Gesicht breitete sich ein breites, triumphierendes Grinsen aus.
    »Wir sitzen in einem Quotental, ihr Pisser!«, schrie sie. »Ich zahl hier eure Gehälter!«

22. Tag 18:10 Uhr

    »Wie schade, dass gestern Abend keiner rausgeworfen wurde«, sagte die junge Frau gerade. »Letztes Mal war super, obwohl es mir Leid tat, dass Layla gehen musste. Ich meine, ich weiß, sie war ziemlich eingebildet, aber ich hatte Respekt vor ihrer Integrität als Vegetarierin.«
    »Liebes, sie war eine Angeberin, alles Schauspielerei, ich habe sie gehasst«, sagte der Mann, ein bleiches Individuum von etwa dreißig Jahren.
    Chief Inspector Coleridge lauschte ihrem Gespräch nun schon seit etwa fünf Minuten und hatte keine Ahnung, von wem oder wovon sie sprachen. Sie schienen sich über Leute zu unterhalten, die sie gut kannten, Freunde vielleicht, und trotzdem schien es, als hätten sie nur Verachtung für sie übrig.
    »Was halten Sie denn von Layla?«, fragte der Mann, der Glyn hieß, als er sich schließlich zu Coleridge umwandte.
    »Ich fürchte, ich kenne sie nicht«, antwortete Coleridge. »Ist sie eine Freundin von Ihnen?«
    »Mein Gott«, sagte Glyn. »Sie meinen, Sie wissen nicht, wer Layla ist? Sehen Sie sich denn nicht Hausarrest an?«
    »Schuldig in beiden Punkten«, erwiderte Coleridge, der einen kleinen Scherz machen wollte. Sie wussten, dass er Polizist war.
    »Sie wissen einfach nicht, was Sie verpassen«, sagte Glyn.
    »Und möge es lange noch der Fall sein«, erwiderte Coleridge.
    Es war Vorsprechabend in Coleridges Amateur-Theatergruppe.

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