Tödlicher Ruhm
Bis jetzt haben sie sechsundzwanzig davon gedreht. Ich kann sie dir alle besorgen, wenn du willst... Wieso grinst du denn so blöd?«
Hooper lächelte in der Tat. Das war es bestimmt, was Kelly David im Whirlpool ins Ohr geflüstert hatte. Woraufhin David so besorgt ausgesehen hatte.
38. Tag 9:00 Uhr
Als er Hut und Mantel in der Garderobe ablegte, hörte Chief Inspector Coleridge zu seiner Überraschung Jubel und laute Stimmen aus der Einsatzzentrale. Als er das Zimmer betrat, sah er, dass sich einige seiner Mitarbeiter — beiderlei Geschlechts — um einen Videomonitor drängten, aus dem seltsames Ächzen und Stöhnen drang.
»Den kriegt sie nie in den Mund!«, sagte ein Constable gerade.
»Der kann nicht echt sein!«, kreischte eines der Mädchen. »Der ist doch computeranimiert.«
In diesem Augenblick erkannte Coleridge, was für eine Art Video sie sich ansahen, und wollte die Bande schon zurechtweisen, als Hooper die Pausentaste drückte und sich zu seinem Vorgesetzten um wandte.
»Ah, Sir«, sagte er. »Entschuldigen Sie den Lärm, aber wir sind heute Morgen alle ziemlich gut drauf. Ich glaube, wir wissen, wo sich Kelly und David früher schon mal begegnet sind.«
Auf dem Bildschirm war eine junge Frau in ihrem Vorhaben erstarrt, an einem Mann Oralsex auszuüben, der eine Kreuzung zwischen Mensch und Esel zu sein schien. Die Frau war definitiv nicht Kelly.
»Das ist nicht Kelly«, sagte Coleridge unwirsch, »und David sehe ich auch nicht. Was soll das?«
»Sehen Sie da, hinter der Hauptdarstellerin, Sir. Sehen Sie sich die beiden Mädchen an, die ihr von hinten an die Eut... an die Brüste fassen, die da rechts, die zum Teil hinter dem Schwanz... dem Penis von dem Mann verschwindet, das ist Kelly.«
»Gütiger Himmel«, sagte Coleridge. »Das ist sie.«
»Sie sagte, sie sei Komparsin gewesen, Sir. Jetzt wissen wir, in was für Filmen das war. Kein Wunder, dass sie nicht weiter darauf eingegangen ist. Dieser Film ist übrigens Kellys >Korkwicken Danzig<.«
»Komischer Titel.«
»Nicht, wenn man weiß, dass sie eigentlich Akkordficken Zwanzig gesagt hat.«
»Oh, ich verstehe. Also, ich... Und der Besitzer dieses... äh, Körperteils... Ist das David?«
»Nein, Sir, das ist nur einer der zahlreichen körperlosen Penisse, die in diesem Film auftauchen. Das hier ist David.« Und Hooper spulte ein Stück vor bis zu dem Auftritt des Stars in diesem Film, einer haarsträubenden bisexuellen Gestalt mit langer dunkelroter Perücke und aufgedonnertem Make-up, rosafarbenen Lippen, glitzerndem Lidschatten und einem Höschen aus Fell und Federn, das er gerade ablegte.
»David, Sir«, sagte Hooper, »oder Boris Pecker, wie er sich in der Reihe Akkordficken nennt. Außerdem tritt er unter den Namen Olivia Newton-Dong, Ivor Biggun und als zweite Hälfte eines Schwulen-Porno-Comedy-Duos namens Ben Doon und Phil McCavity auf.«
»Großer Gott.«
»Ich habe heute Morgen mit seinem Agenten gesprochen. Anfangs hat er versucht, mich hinzuhalten, aber am Ende wollte er sich doch lieber nicht wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen einbuchten lassen. Unser David führt ein geheimes Doppelleben als Pornostar. Offensichtlich ist er sehr gefragt.«
»Deshalb kommt er also ohne Arbeit so blendend zurecht.«
»Ja, Sir, der hochtrabende, ernsthafte Schauspieler, der nie im Leben als Komparse arbeiten würde und lieber arbeitslos wäre, als sich zu prostituieren.«
»Was für ein mieser kleiner Heuchler unser Freund doch ist.«
»Absolut. Wissen Sie noch, wie er Kelly an den Kopf geknallt hat, sie solle sich lieber einen anderen Traum suchen, weil sie die Schauspielerei sowieso längst verraten hätte?«
»Allerdings.«
»Tja, sehen Sie ihn sich an.«
Das Band lief weiter, und David — oder Boris Pecker — stolzierte mit seinem absurden Make-up zwischen den sich windenden, kopulierenden Körpern umher. Abgesehen von der roten Perücke und einer rosa Schleife um seinen Penis war er splitterfasernackt.
»Ich bin Lord Lanzenlot!«, deklamierte er. »Verneigt Euch vor der Macht meiner Ehrfurcht gebietenden Keule!« Woraufhin alle Nackten augenblicklich aufhörten herumzutollen und sich vor ihm zu Boden warfen.
»Ich bin erstaunt, dass noch keine Zeitung darauf gekommen ist«, bemerkte Coleridge.
»Na ja, sehen Sie ihn sich an, Sir. Das Make-up, die Perücke, das Getue. Hätten Sie ihn erkannt, wenn Sie es nicht wüssten?«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Genau wie alle anderen. Es sei denn, sie würden ein
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