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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Seit über fünfundzwanzig Jahren war Coleridge dort Mitglied und hatte bereits an dreiunddreißig derartigen Abenden teilgenommen, ohne dass man ihm je eine Hauptrolle angeboten hätte. Der Höhepunkt bisher war Colonel Pickering in My Fair Lady gewesen, und das auch nur, weil die Erstbesetzung nach Basingstoke gezogen und die Zweitbesetzung an Windpocken erkrankt war. Die nächste Produktion der Theatergruppe sollte Macbeth sein, und Coleridge wollte liebend gern den Killerkönig spielen.
    Macbeth war sein absolutes Lieblingsstück — voller Leidenschaft und Mord und Rache — , doch ein einziger Blick auf Glyns arrogante, gönnerhafte Miene verriet Coleridge, dass seine Chance, den Macbeth zu spielen, etwa so groß war wie die, beim nächsten Grand Prix d’Eurovision den britischen Beitrag zu stellen. Er konnte von Glück sagen, wenn er den Macduff abbekam.
    »Ja, ich plane eine sehr junge Produktion«, nuschelte Glyn. »Eine, die wieder junge Leute ins Theater lockt. Haben Sie Baz Luhrmans Romeo und Julia gesehen?«
    Hatte Coleridge nicht.
    »Da sehe ich meine Inspiration. Ich will einen zeitgenössischen, sexy Macbeth. Meinen Sie nicht auch?«
    Selbstverständlich war Coleridge ganz und gar anderer Ansicht. Glyns Produktion würde drei Abende im Gemeindehaus laufen und zwar in erster Linie vor einem Publikum, das Rüstungen und Schwerter und lange schwarze Umhänge sehen wollte.
    »Soll ich jetzt lesen?«, fragte er. »Ich habe etwas vorbereitet.«
    »Himmel, nein!«, sagte Glyn. »Wir sind hier noch nicht beim Vorsprechen. Das ist nur ein Vorgespräch. Eine Gelegenheit für Sie, mich zu beeinflussen und mir Ihr Feedback zu geben.«
    Es folgte eine lange Pause, in der Coleridge überlegte, was er sagen sollte. Der Tisch, der zwischen ihm und Glyn und Val stand, stellte einen regelrechten Abgrund dar. »Und wann ist dann das eigentliche Vorsprechen?«, fragte er schließlich.
    »Nächste Woche um dieselbe Zeit.«
    »Gut, also, soll ich dann wiederkommen?«
    »Tun Sie das«, sagte Glyn.

23. Tag 15:00 Uhr

    Sally war mit ihrem neuen, knallroten Irokesenschopf noch nicht zufrieden.
    »Ich will nur ein Büschel«, sagte sie, »wie ein Rasierpinsel.«
    »Lass es schön so, wie es ist«, sagte Moon. »Ich bin hier das kahle Huhn im Stall. Zwei davon kann es nicht geben, sonst sieht es aus wie beim Billard.«
    Sally antwortete nicht. Normalerweise antwortete sie Moon kaum oder sah ihr gar ins Gesicht.
    Dervla war erleichtert, dass Kelly beschlossen hatte, Sallys Haar im Wohnbereich zu schneiden. Es war die reine Folter gewesen, als Sally ihr Haar im Badezimmer gefärbt hatte. Natürlich wischte Dervla ihre Nachrichten jedes Mal weg, außerdem waren sie ohnehin nur auf beschlagenem Glas geschrieben, aber zu sehen, wie nahe Sally mit dem Gesicht der Stelle kam, wo sie erschienen, war doch äußerst beunruhigend gewesen. Als Kelly Sallys Haar wusch und der Spiegel beschlug, hatte eine unerklärliche Furcht von Dervla Besitz ergriffen, dass plötzlich eine Nachricht erscheinen könnte. Jetzt und hier, direkt vor Sallys Augen. Sie wusste, dass es unwahrscheinlich war, es sei denn, der Mann hätte beschlossen, Sally zu schreiben.
    »Fertig«, sagte Kelly.
    »Gefällt mir«, meinte Sally, nachdem sie das kleine rote Büschel inspiziert hatte, das noch von ihrem Haar geblieben war. »Wenn ich rauskomme, lass ich mir den Schädel tätowieren.«
    »Was willst du dir denn machen lassen?«, fragte Kelly.
    »Vielleicht mein Sternzeichen. Das ist Widder, aber logischerweise will ich ja kein männliches Tier auf meinem Kopf, also wird es wohl ein Schaf werden.«
    »Das klingt aber nicht so besonders toll, Sally«, bemerkte Dervla.
    »Scheiße, sei eine Löwin, Sal«, sagte Jazz. »Ich meine, mal ehrlich, diese Bilder, die sie aus den Sternen lesen, sind doch sowieso totaler Quatsch. Drei beschissene Punkte, und schon malen sie einen Bullen oder einen Zentaur drumherum. Ist doch lächerlich. Wenn man wirklich alle Punkte miteinander verbindet, kriegt man nur einen Klecks, wie eine Amöbe oder eine Pfütze. Geboren im Zeichen der Pfütze.«
    »Ehrlich gesagt, Jazz«, sagte Moon, »geht es dabei nicht nur um die Formen, ja? Es geht um die Persönlichkeit, die Charakteristika der Menschen, die unter bestimmten Zeichen geboren sind.«
    »Das ist doch Blödsinn«, beharrte Jazz. »Die Leute sagen... Oh, Jungfrau — todesmutig, oder Steinbock — schlau und introvertiert. Wo sind die Sternzeichen für all die blöden, langweiligen Leute?

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