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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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gegangen. Ich habe ihn nicht mit der Kamera verfolgt, weil ich Anweisung hatte, Kelly im Auge zu behalten, um noch mehr gute Nacktaufnahmen zu bekommen. Ich hab also draufgehalten und die Tür beobachtet, bis der Alarm losging. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass sie aber lange auf dem Klo sitzt. Ich hatte nur noch zwanzig Minuten Dienst und dachte schon, ich würde sie wohl der nächsten Schicht übergeben müssen. Jedenfalls kamen vier oder fünf Minuten, nachdem dieser verhüllte Jemand wieder rausgekommen war, alle vom Monitorbunker angelaufen, und den Rest wissen Sie.«
    »Vier oder fünf Minuten?«, meinte Coleridge, als Trisha zu Ende gelesen hatte.
    »Das hat er gesagt.«
    »Nach den Leuten im Bunker und dem Time-Code waren es nicht mehr als zwei.«
    »Ich schätze, wenn man eine Tür anstarrt, kann man sich leicht in der Zeit verschätzen.«
    »Was hat er gesagt? Wie viele Minuten waren vergangen, nachdem Kelly aus dem Schlafzimmer gekommen war, bis zu dem Moment, als der Mörder ihr folgte?«
    »Er sagte zwei, aber auch da irrt er sich, denn es waren etwa fünf.«
    Coleridge nahm das große rote Buch, in dem er seine Notizen festhielt, und schrieb Carlisles Namen und die Diskrepanzen hinsichtlich der Zeiten nieder. Coleridge schrieb in Schreibschrift, und jedes Mal schien es eine gute Woche zu dauern, bis er einen Satz zu Ende brachte.

28. Tag 19:00 Uhr

    Geraldines Zeugenaussage war bis zum Zeitpunkt des Mordes vorgedrungen. Sie erzählte dieselbe Geschichte wie alle anderen. »Ich habe gesehen, wie der Kerl mit dem Tuch aus dem Schwitzkasten kam, durchs Wohnzimmer lief, wie er den Toilettenraum betreten und Kelly ermordet hat.«
    »Wie lange hatte Kelly Ihrer Einschätzung nach auf der Toilette gesessen, bis der Mörder kam?«, fragte Coleridge.
    »Etwa vier oder fünf Minuten, denke ich.«
    »Konnten Sie den Mörder sehen?«
    »Na ja, das Tuch war im Weg. Wir haben nur gesehen, wie das Tuch zweimal auf und ab wehte, und uns gefragt, was los war. Dann hat sich der Kerl schnurstracks wieder auf die Socken zum Schwitzkasten gemacht und Kelly unter dem Tuch liegen lassen.«
    »Sie haben gesehen, wie die verhüllte Gestalt wieder zum Schwitzkasten zurückkehrte und hineinging?«
    »Ja, wir haben es alle gesehen.«
    »Was passierte dann?«, fragte Coleridge.
    »Wir haben dagesessen und zugesehen. Kelly saß noch immer auf dem Topf, aber unter diesem Tuch.«
    »Das fanden Sie nicht seltsam?«
    »Ja, natürlich fanden wir das reichlich seltsam, aber die ganze Sache war doch insgesamt reichlich seltsam, oder? Wir wussten nicht, was da vor sich geht. Wir hatten den Eindruck, als hätte sich jemand ein kleines Späßchen mit den Tüchern erlaubt, mehr nicht. Ich meine, kommen Sie schon, Inspector, wir haben doch keinen Mord erwartet, oder? Wir haben wohl angenommen, dass sie eingeschlafen war. Alle waren total besoffen. Es wäre ja seltsam gewesen, wenn es nicht seltsam gewesen wäre.«
    »Und was dann?«
    »Na ja, dann haben wir die Pfütze gesehen.«
    »Wie lange nach dem Moment, als die Gestalt mit dem Tuch aus der Toilette gekommen war, dürfte das gewesen sein?«
    »Ich weiß nicht. Fünf Minuten höchstens.«
    »Ja, das hat der Kameramann auch gesagt.«
    »Ist das wichtig?«
    »Der Redakteur und seine Assistenten haben ausgesagt, es seien eher zwei gewesen.«
    »Vielleicht auch das, ich weiß nicht, mir kam es wie fünf Minuten vor. Die Zeit zieht sich ein bisschen, wenn man dasitzt und eine Frau auf der Kloschüssel unter einem Tuch anstarrt. Was steht auf dem Time-Code?«
    »Zwei Minuten und acht Sekunden.«
    »Na, dann wissen Sie es doch. Wieso fragen Sie mich dann?«
    »Und dann haben Sie also die Pfütze gesehen?«
    »Ja, plötzlich konnten wir so ein irgendwie feuchtes, dunkles Schimmern erkennen, das sich um die Toilette ausbreitete.«
    »Blut?«
    »Na ja, jetzt wissen wir es, oder?«
    »Das muss Ihnen doch auch da schon in den Sinn gekommen sein.«
    »Natürlich, aber es kam uns so unwahrscheinlich vor.«
    »Das Tuch war mittlerweile aufgeweicht. Weshalb haben Sie das nicht gesehen?«
    »Wie Sie wissen, war das Tuch dunkelblau. Der Fleck war mit der Nachtkamera nicht zu erkennen. Alle Tücher im Haus haben dunkle Farben. Unser Psychologe ist der Ansicht, dass sie die Menschen eher zum Sex animieren.«
    »Und was dann?«
    »Na ja, ich gebe es nur ungern zu, aber ich habe geschrien.«

27. Tag 22:00 Uhr

    Inzwischen saßen sie ein paar Minuten im Schwitzkasten und warteten darauf, dass sich ihre Augen

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