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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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war.
    Schweigend warteten sie.
    »Ich glaube, sie ist sauer«, sagte Pru.
    »Wer? Geraldine? Das möchte ich bezweifeln.«
    »Nein, Kelly. Sie will nicht pinkeln. Sie ist doch nur aufs Klo, um mal rauszukommen, oder?«
    »Gut möglich.«
    »Na ja, jedenfalls pinkelt sie nicht. Sie sitzt nur da. Sie wollte nur aus dem Schwitzkasten raus, aber wenn sie es tut, erfüllt sie die Aufgabe nicht, und Geraldine wird der Gruppe das Budget um die Hälfte kürzen. Das weiß sie. Sie kann nur Pause machen, wenn sie so tut, als müsste sie pinkeln.«
    Kurz darauf war Geraldine wieder da und kam zum selben Schluss wie Pru. »Sie drückt sich«, schimpfte Geraldine. »Sie hängt nur rum. Die will nicht pissen, die will sich verpissen, und da mach ich nicht mit. Die kriegt von mir eine Peeping-Tom-Ansage, dass sie pinkeln oder von der Schüssel runterkommen soll. Wo ist meine Stimme? Wo ist Sam? Ich werde der kleinen Nutte sagen, sie soll entweder ihren nackten Arsch wieder in den Schwitzkasten bewegen, oder sie kriegt von mir die Quittung.«
    »Moment mal«, sagte Pru. »Jetzt passiert was.«

29. Tag 20:10 Uhr

    Die Ziffernreihe am unteren Rand des Fernsehbildschirms in der Einsatzzentrale zeigte an, dass es 23:44 Uhr war. 23:44 Uhr und einundzwanzig Sekunden, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig.
    Coleridge fiel es schwer, es sich anzusehen, obwohl er es schon mehrfach miterlebt hatte. Angeblich war die ganze Sequenz bereits im Internet zu bekommen und schon viele zehntausend Male heruntergeladen worden. Coleridge würde wahrscheinlich niemals begreifen, wie es möglich war, dass zur menschlichen Rasse sowohl Jesus Christus als auch Menschen gehören sollten, die sich ein Video vom Mord an einer jungen Frau herunterladen wollten. Er vermutete, dass dies wohl genau der Punkt war, auf den der Messias seinerzeit hinauswollte, was es jedoch weder verständlicher noch einfacher zu akzeptieren machte.
    Er, Hooper und Trisha sahen zu, wie sich — während Kelly nackt und ahnungslos auf der Toilette saß — am anderen Ende des Hauses im Jungenzimmer die Plastikklappen am Schwitzkasten bewegten. Undeutlich war hastiges Treiben zu erkennen, als eine dunkle Gestalt eilig eines der Tücher aufhob, die Peeping Tom für den Weg zur Toilette bereitgelegt hatte, es über dem Eingang ausbreitete, sich um die Schultern legte und schließlich aus dem Kasten trat. So sehr sie sich bemühten und trotz der besten verfügbaren Bildverstärkertechnik, die eingesetzt worden war, hatte die Polizei nichts Brauchbares auf dem unscharfen bläulichen Bild erkennen können. Einen Moment lang war eine Hand zu erkennen, doch ließ sich unmöglich sagen, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte, nicht einmal, ob ein Ring daran steckte oder nicht.
    Anschließend bahnte sich die gebückte Gestalt — von Kopf bis Fuß in Tuch gehüllt — vorsichtig ihren Weg aus dem Jungenzimmer in den von Neonröhren grell beleuchteten Wohnbereich. Von dort betrat sie die Küchenzeile, wo sie der Polizei einen weiteren Blick auf ihre Hand gestattete, als diese in eine der Küchenschubladen griff und das größte verfügbare Küchenmesser, ein wunderschönes Sabatier-Messer, herausnahm. Während das Gemurmel und Gekicher aus dem Schwitzkasten noch immer an die Mikrofone drang, durchquerte die Gestalt den Rest des Wohnzimmers, betrat den Versorgungsbereich und näherte sich der Toilettentür.

27. Tag 23:44 Uhr

    »Wer ist das denn jetzt?«, fragte Geraldine, als sie sah, wie die Gestalt unter dem Tuch das Jungenzimmer verließ.
    »Keine Ahnung«, sagten Pru und Fogarty im Chor.
    »Jemand macht sich einen Spaß«, meinte Fogarty. »Will Kelly einen Schreck einjagen.«
    Die Gestalt ging hinüber in die Küche und nahm das Messer aus der Schublade.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Geraldine. »Das ist nicht komisch.«
    Inzwischen befand sich die Gestalt auf dem Weg zur Toilette.
    »Die sind alle viel zu besoffen für so einen Quatsch«, sagte Geraldine. »Wir müssen eine Ansage machen. Dem blöden Pisser unter dem Tuch da sagen, dass er keinen Scheiß bauen und das Messer wieder in die Schublade legen soll, bevor er uns eine Zensur durch die beschissene Programmkommission einbrockt. Sam ist nicht da. Mach du es, Pru, schnell, stell die Lautsprecher an.«
    Aber dafür blieb keine Zeit.
    Plötzlich riss die verhüllte Gestalt die Toilettentür auf und drängte sich hinein.
    Kelly musste das Gesicht ihres Mörders gesehen haben, doch unglücklicherweise war sie die Einzige. Jeder

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