Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
Vom Netzwerk:
Schlafzimmer gelang. Kelly war quer durch den Wohnbereich gelaufen, der ständig beleuchtet wurde, und obwohl die Lampen gedimmt waren, damit kein Licht ins Jungenzimmer dringen konnte, wenn die Tür offen stand, war es doch eine hervorragende Aufnahme.
    »Super Ding, Larry«, rief Geraldine ins Mikrofon dem einzigen Live-Kameramann zu, der noch im Dienst war. »Ich bin froh, dass wir dich dabehalten haben.«
    Damit spielte Geraldine auf die Tatsache an, dass sie erst am Tag zuvor eine Debatte geführt hatten, ob man die Nachtkameraleute insgesamt nach Hause schicken sollte, weil zu dieser Zeit im Haus so wenig passierte und der gesamte Bereich ohnehin von ferngesteuerten Kameras abgedeckt war. Geraldine allerdings hatte darauf bestanden, nachts mindestens einen Mitarbeiter in den Kameragängen zu behalten — für einen Fall, wie er eben geschehen war. Ein nacktes Mädchen, das quer durchs Zimmer rannte, musste von Hand gefilmt werden. Die Aufnahmen von den Hotheads kamen nicht nur von oben, sondern umfassten außerdem drei verschiedene Blickwinkel, die man entsprechend zusammenschneiden musste. Larry, der Kameramann, hatte hingegen eine lange, wunderschöne, tittenwippende, schenkelwabbelnde, flachbäuchige Frontalaufnahme inklusive Großbild mit Schamhaaren. Eine Einstellung, die in Zeitlupe absolut atemberaubend aussehen würde.
    »Grandiose Arbeit, einfach so aus heiterem Himmel«, fuhr Geraldine fort und lobte, wo Lob angebracht war. »Sieht so aus, als hättet ihr Typen doch noch eine Chance beim Fernsehen. Warte an der Toilettentür, Larry, und nimm sie weiter auf, wenn sie wieder rauskommt.«
    In der Toilette gab es natürlich nur ferngesteuerte Bilder, da nur eine einzige Kamera hoch oben in der Ecke oberhalb der Tür hing. Diese Kamera blickte auf Kelly herab, wie sie mit dem Kopf in Händen auf dem Sitz der Toilette kauerte.
    In der Monitorbox herrschte leicht betretenes Schweigen. An diesen Teil des Jobs hatte sich keiner aus dem Produktionsteam bisher so recht gewöhnen wollen. Leuten zuzuhören, wie sie furzten und pinkelten. Tagsüber spielten sich noch eine Menge anderer Dinge ab, die man sich ansehen oder anhören konnte, aber nicht bei Nacht. Wenn einer der Bewohner nachts zur Toilette ging, gab es nur ihn und die sechs Leute in der Box, die zusahen und lauschten: eine seltsam eindringliche und erniedrigende Erfahrung für die Mitglieder des Teams, die sich wie die schlimmsten Perverslinge vorkamen.
    In diesem Fall hätte natürlich einiges an Ablenkung aus der durchscheinenden Plastikkiste dringen sollen, doch urplötzlich schien die Party ein wenig durchzuhängen. Auf einen Schlag hatten sich übermütige Ausgelassenheit, Gekicher und Gestöhne des Fummelspiels in etwas verwandelt, das in seiner Einsilbigkeit auf allgemeinen Vollrausch hindeutete. Leises Gemurmel und Glucksen war zu hören, das jedoch nicht zu verstehen war. Nichts, was das Team von dem Mädchen auf der Toilette hätte ablenken können.
    Und so saßen sie da: erwachsene, gebildete Menschen, die darauf warteten, dass eine junge Frau ihre Blase und vermutlich ihren Darm entleerte. Sie kamen sich alle ziemlich dämlich vor.
    »Nun mach schon, Kleine«, forderte Geraldine sie auf. »Du hast doch wohl nach drei Wochen kein Lampenfieber mehr. Wir haben dir alle schon mal beim Pissen zugehört.«
    »Vielleicht weint sie ja«, sagte Fogarty. »Normalerweise lässt sie beim Pinkeln den Kopf nicht so hängen.«
    »Sie meinen, irgendwer hätte es im Schwitzkasten etwas zu weit getrieben?«, gab Geraldine eifrig zurück. »Schätzungsweise werden wir es morgen im Beichtstuhl zu hören bekommen.«
    »Sie sitzt nur so da, weil sie betrunken ist«, meinte Pru, die Regieassistentin.
    »Wahrscheinlich.«
    Gemeinsam starrten alle das Mädchen auf der Toilette an. Das war schließlich ihr Job.
    »Apropos«, sagte Geraldine. »Mir platzt gleich die Blase.« Seit Stunden saß sie schon im Bunker und hatte fast ununterbrochen Kaffee getrunken. »Wetten, ich bin vor ihr fertig?« Geraldine war reichlich stolz auf die Effizienz ihrer Körperfunktionen.
    » Und ich geh ‘ne Runde kacken«, fügte sie im Hinausgehen über ihre Schulter hinweg hinzu. Geraldine wusste, wie geschmacklos ihre Leute sie fanden, und hatte ihren Spaß daran, darauf herumzureiten und sie vor den Kopf zu stoßen, indem sie deren düstere Erwartungen noch übertraf.
    »Weit, weit mehr, als wir wissen wollten«, kommentierte Fogarty bedrückt, nachdem Geraldine hinausgegangen

Weitere Kostenlose Bücher