Tödlicher Schnappschuss
hinauswollte.
»Ja, der Steuerberater.
Ein ziemlich einflussreicher Mann in der Gegend, und den kennst du nicht?«
»Ich kann ja nicht
jeden kennen«, erwiderte Maja gekränkt. Offensichtlich hasste
sie es, wenn Grundmann sie belehrte.
Ulbricht beobachtete das
Gespräch amüsiert.
»Und wer ist die Dame
an seiner Seite?« Grundmann beugte sich über seine Kollegin und
dachte angestrengt nach. »Ich kenne sie irgendwoher …«
»Das ist wieder mal
typisch.« Maja trommelte auf der Schreibunterlage herum. »Dass
du hübsche Frauen kennst. Ich glaube, ich muss mal wieder Gisela
anrufen und ihr sagen, dass …«
»Vergiss es«,
lachte Grundmann. »So gut kenne ich die Frau nun auch wieder nicht.«
»Das lasse ich jetzt
mal dahingestellt.«
»Wir sollten diesen
Sticher einfach fragen«, schlug Ulbricht vor, während er in den
zerknitterten Mantel schlüpfte. Als er in entgeisterte Mienen
blickte, fuhr er fort: »Irgendwo müssen wir doch mit der Arbeit
anfangen.«
»Wir?«, bellte
Grundmann.
»Diese Frage höre
ich nicht zum ersten Mal heute«, brummte Ulbricht.
»Ich lasse mir von
Ihnen nicht vorschreiben, wie ich meine Arbeit mache«, erwiderte
Grundmann. »Machen Sie lieber Ihre Zeugenaussage, und wir kümmern
uns darum, Vorbergs Mörder zu überführen.«
Maja sprang nun ebenfalls
auf. »Wohin willst du denn so eilig?«
»Ich habe noch ein Date
mit dem Onkel Doktor.« Er musterte Grundmann mit finsterer Miene.
»Wie dein werter Kollege schon ganz richtig feststellt, bin ich hier
nur zu Gast. Ich befinde mich hier zur Kur und soll mich erholen.«
An der Bürotür angekommen, legte er zwei Finger an die nicht
vorhandene Hutkrempe. »Und genau das werde ich jetzt tun.«
Dann war er draußen.
SECHS
»Er kommt alleine raus.«
Der Anrufer sank im Fahrersitz seines Autos so weit wie möglich nach
unten. Er hatte geduldig auf den seltsamen Mann gewartet, der scheinbar im
Fachdezernat seine Zeugenaussage gemacht hatte.
Natürlich hatte er sich
schon gewundert, warum das so lange dauerte. Fast drei Stunden hatte er
hier an der Zentralstraße ausgeharrt, den Wagen auf der gegenüberliegenden
Straßenseite geparkt und geduldig auf den Mann gewartet, der Vorberg
auf Burg Polle gefunden hatte. Der Kerl schnüffelte hier herum. Er
hatte sich scheinbar Zugriff zu Vorbergs Wohnung verschafft - natürlich
war er zu spät gekommen, denn bevor der Unbekannte dort eingetroffen
war, hatte er sich schon lange aus dem Staub gemacht. Dass der Typ sich
eine gute Stunde später mit dieser Kommissarin getroffen hatte, war
ihm seltsam vorgekommen. Der Mann kam, seinem Autokennzeichen nach zu
urteilen, aus Wuppertal. Warum mischte er sich hier in die Arbeit der
Polizei ein?
»Bleib dran, ich will
wissen, was der Typ hier für ein Spiel spielt.«
»Schon erledigt. Sobald
ich mehr weiß, meld ich mich wieder.« Er drückte den
roten Knopf und warf das Telefon in die Konsole, da der Unbekannte um die
Ecke in die Lohstraße verschwunden war, wo sein Auto parkte.
Offenbar ahnte er nicht, dass er einen Schatten hatte, denn der
Wuppertaler stieg in den alten Vectra, ohne sich ein letztes Mal
umzublicken. Zielstrebig rollte der Vectra auf den Ortsausgang zu.
Er hing sich an seine Stoßstange
und wunderte sich, dass der Unbekannte nichts davon bemerkte, dass er
verfolgt wurde.
Auf dem Weg nach Bad Pyrmont,
15.50 Uhr
Ulbricht konnte die Fahrt
entlang des Weserufers nicht wirklich genießen. Der Motor des Vectra
machte seit einigen Kilometern seltsame Geräusche. Ein metallisches
Rasseln, fast so, als würde er den Motor ohne Öl fahren, was natürlich
nicht der Fall war. Immer wieder kurbelte Ulbricht das Seitenfenster
herunter und hielt die Nase in den Wind, um das Geräusch lokalisieren
zu können. Er beschloss, den Wagen morgen in die Werkstatt zu
bringen. Der Opel hatte mehr als 200.000 Kilometer auf dem Tacho, und es
war eine Frage der Zeit, wann er sich für immer verabschiedete. Eine
teure Reparatur passte ihm jetzt nicht in den Kram, und wahrscheinlich würde
sich Ulbricht nach einem günstigen Ersatz umsehen müssen. Doch
das war nicht seine einzige Sorge: Der weinrote Toyota, der ihm seit
seiner Abfahrt in Hameln folgte, war ihm nicht entgangen. Ulbricht hatte
ihn über den Innenspiegel beobachtet und einmal um ein Haar einen
Auffahrunfall verursacht. Nachdem er die Landstraße in
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