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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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sie flirten, wir kümmern uns zwischenzeitlich um das
     Wesentliche.«   
    »Du bist wahnsinnig.«
    »Nein, nur überzeugt
     von dem, was wir tun.« Ein selbstsicheres Lachen. »Und wenn
     die Beamten mit sich selbst beschäftigt sind, ist das umso besser für
     uns. Wir haben freie Bahn und können die blutigen Spuren verwischen.«
    »Sie werden uns auf die
     Spur kommen.«
    »Das wage ich zu
     bezweifeln - ich hätte kein Motiv für eine derartige Tat.«
    »Das Motiv werden sie
     dir schon auf dem Silbertablett präsentieren.«
    »Und du tust es wegen
     der Kohle.«
    Humorloses Lachen am anderen
     Ende der Leitung. »Spar dir deinen Sarkasmus.«
    »Es ist die Wahrheit.
     Und jetzt sieh zu, dass die Computer verschwinden.«
    »Das ist schon so gut
     wie erledigt.« Ohne die Antwort seines Gesprächspartners
     abzuwarten, wurde die Verbindung unterbrochen. Dumme Sprüche waren
     das, was er jetzt am wenigsten gebrauchen konnte.
     
    Weserkai Holzminden, 13.20
     Uhr
    »Schön haben Sie
     es hier.« Ulbricht hatte die Hände in den Taschen seines
     leichten Sommermantels versenkt und ließ den Blick über den
     Fluss gleiten. Am Ufer führte eine alte Dame ihren Pudel Gassi. Der
     kleine Hund pinkelte an jeden Busch, den er passierte und strapazierte die
     Geduld seiner Herrin. Sie zerrte immer wieder an der Leine und redete auf
     ihren Hund ein. Ein verliebtes Teenagerpaar hockte eng
     aneinandergeschmiegt auf der Lehne einer Bank und knutschte. Radfahrer
     zogen ihre Bahn und klingelten, wenn Ulbricht und Maja Klausen ihnen zu
     nah kamen. Ulbricht blickte sich um. Eine gut zwei Meter hohe Mauer sollte
     die Stadt wahrscheinlich vor Hochwasser schützen; sie flankierte den
     Weserkai. Nach dem Essen hatte er sie endlich aus der Reserve gelockt:
     Maja Klausen war ungeduldig, aber er spürte, dass er ihr ansatzweise
     sympathisch war. Nun erhoffte er sich von ihr, im Fall Christian Vorberg
     mit ihr zusammenarbeiten zu können. Das Kurleben hatte ihn in den
     letzten Tagen gelangweilt, und nun war Norbert Ulbricht froh, eine Aufgabe
     zu haben, von der er etwas verstand. Bewusst hatte er das Thema beim Essen
     in der Pizzeria gemieden. Es hatte ihn nicht viel Mühe gekostet, sie
     noch zu einem kleinen Spaziergang zu überreden, zumal er noch seinen
     Joker ausspielen wollte.
    »Was ist das da für
     ein Turm?« Er deutete auf die Kirche im Hintergrund. Der spitze Turm
     ragte in einen nahezu wolkenlosen Himmel über Holzminden.
    »Das ist die
     Lutherkirche.« Maja Klausen hatte sich während des Mittagessens
     ein wenig beruhigt. Nun deutete sie mit dem Daumen nach links. »Und
     das da ist der alte Getreidespeicher.«
    Ulbricht erinnerte sich
     daran, das klobige Gebäude bei seiner Anfahrt bereits gesehen zu
     haben.
    »Der Weserkai diente früher
     als Verladeort für die Schiffe auf der Weser«, erklärte
     die Kommissarin, und Ulbricht betrachtete sie unauffällig und mit
     einem feinen Lächeln auf den Lippen.
    »Den Getreidespeicher
     hat man in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet. Nun wird er
     nicht mehr als Lager verwendet. Und die Gleise der alten Industriebahn
     sollen auch bald verschwinden.«
    »Sie sind eine
     ausgezeichnete Fremdenführerin.«
    Seite an Seite waren sie ein
     paar Schritte am Weserufer entlanggelaufen. Nun blieb Maja Klausen stehen
     und betrachtete ihn mit zu Schlitzen verengten Augen. Da war wieder diese
     gefährliche Härte in ihrem Blick, und Ulbricht wusste, dass sie
     an den Mordfall dachte. Jetzt ging es um alles. Um alles oder nichts.
    »Warum sollte ich den
     Laptop mitbringen?«, fragte sie unvermittelt und hielt das kleine
     Gerät in die Höhe.
    »Können Sie damit
     Speicherkarten lesen?«
    »Natürlich.«
    »Dann kommen Sie.«
     Ulbricht wandte sich zur Seite und ließ sich auf eine der Bänke
     sinken. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und streckte die
     Beine aus. Wer nicht wusste, dass er ein Kriminalhauptkommissar war, könnte
     denken, Ulbricht war ein harmloser Tourist. Und er wusste, dass er das in
     den Augen seiner niedersächsischen Kollegin auch war. Doch er hatte
     einen Joker in der Tasche.
    »Was soll das jetzt?«
     Sie war ihm zur Bank gefolgt und stand mit verschränkten Armen vor
     ihm. Ihre grünen Augen blitzten wütend. »Also gut, passen
     Sie auf: Ich arbeite an einem Tötungsdelikt, die Ermittlungen laufen
     auf Hochtouren, und ich habe keine Lust, mir den Fall vom LKA abnehmen zu
     lassen, weil ich ihn nicht lösen kann.

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