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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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und
     Streifendienst hatte den Bereich bereits großflächig
     abgesperrt. Drei Pressefotografen strichen um die Absperrung und
     versuchten mit ihren Teleobjektiven einen Schnappschuss vom Schauplatz
     schießen zu können. Das rotweiße Band mit der
     Polizei-Aufschrift flatterte im Wind, und uniformierte Kollegen hielten
     allzu neugierige Besucher und die Journalisten auf Distanz. Maja fragte
     sich zum Teamleiter durch und wurde zu Jürgen Grundmann gebracht,
     einem vierschrötigen Hünen von Mitte vierzig mit dichtem dunklem
     Haar. Sein Anzug saß wie immer schlecht, und er war ein seltsamer
     Typ. Dennoch war er im Kollegenkreis als guter und zuverlässiger
     Polizist bekannt. Von Grundmann ließ sich Maja einweisen.
    »Der Tote ist männlich,
     37 Jahre alt. Christian Vorberg aus Holzminden.«
    »Der Christian Vorberg?«
     Maja runzelte die Stirn. »Der Fotograf Vorberg, meine ich?«
    »Der Paparazzo aus dem
     Weserbergland, ja.« Grundmann nickte. »Polizeilich ist er noch
     nie in Erscheinung getreten, keine Ahnung, wer ihm was anhaben wollte.
     Vorberg ist über die Mauer in die Tiefe gestürzt.«
    »Gestürzt, oder
     ist er gestürzt worden? Und wie lange ist er tot?«
    »Der Arzt schätzt,
     dass der Tod gegen Mitternacht eingetreten ist, für genauere Angaben
     müssen wir das Ergebnis der Obduktion abwarten.« Grundmann rang sich ein Grinsen ab. »Er ist
     über die Mauer gestürzt, weil er erschossen wurde. Vermutlich
     hat er im Augenblick des Todes das Gleichgewicht verloren und ist dabei zu
     Fall gekommen. Es gibt ein paar Schürfwunden, die er sich beim Sturz
     zugefügt haben könnte. Spuren von Gewaltanwendung konnten - vom
     Schuss abgesehen - nicht festgestellt werden.« Grundmann baute sich
     neben dem Bergfried auf. »Der Täter muss sein Opfer hier
     erwartet haben.« Er zeigte auf den Torbogen, durch den sie gerade
     getreten waren. Dazwischen lagen gut fünf Meter. »Und von dort
     aus hat auch der Tote die Ruine betreten. Weil es dunkel war, hat er
     seinen Mörder nicht gleich sehen können. Er trat an die Mauer,
     und sein Mörder muss ihm genau hier aufgelauert haben. Das muss für
     unser Opfer ein gewaltiger Schreck gewesen sein, als er plötzlich
     nicht mehr alleine hier war.«
    »Was wissen wir über
     die Tatwaffe?«
    »Neun Millimeter - das
     kann quasi alles sein. Vielleicht finden die Ballistiker mehr heraus.«
    »Ich will den Toten
     sehen.«
    »Wie du magst.«
     Grundmann wandte sich zum Gehen.
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ein Kollege.«
    »Ein Kollege?«
     Maja war stehen geblieben. »Kenne ich ihn?«
    »Wohl kaum.«
     Wieder ein Grinsen, und Maja fragte sich, ob Grundmann heute einen Clown
     gefrühstückt hatte. »Er ist privat hier und kommt aus
     Wuppertal. Das liegt in Rheinland-Pfalz, glaube ich.«
    Klugscheißer, dachte
     sie verächtlich.
    »Wuppertal liegt in
     Nordrhein-Westfalen. Was tut er hier?«
    »Burnout-Syndrom,
     vermute ich. Ist zur Kur in Bad Pyrmont und konnte die Anwendungen nicht
     ertragen, deshalb hat er sich von der Behandlung abgeseilt. Und nun schnüffelt
     er hier rum und mischt sich in unsere Arbeit ein. Komischer Kauz, wenn du
     mich fragst.« 
    »Ich frage dich aber
     nicht.« Sie hasste seine überhebliche Art. Die Kollegen der
     Spurensicherung bewegten sich in weißen Einmalanzügen durch das
     Gelände und waren mit der Tatortarbeit beschäftigt. Gefundene
     Gegenstände wurden in Plastiktüten gesammelt und katalogisiert.
     Als das Team die Hauptkommissarin erblickte, nickten die Mitarbeiter ihr
     zu. Weiter oben verfrachteten die Bestatter gerade den Toten in einen
     Leichensack. Als sie die Kommissarin erkannten, unterbrachen sie ihre Tätigkeit.
     Die schwarz gekleideten Männer traten einen Schritt zurück,
     sodass Maja einen Blick auf die Leiche werfen konnte. Christian Vorberg
     hatte ein männlich-markantes Gesicht, einen Dreitagebart und braunes
     Haar, das ein wenig zu lang war. Er trug eine Jeans, festes Schuhwerk und
     einen weinroten Pulli.
    »Was wollte er hier?
     Mitten in der Nacht?« Maja zog zweifelnd die rechte Augenbraue hoch.
    »Das sind Kreative, Künstler,
     Verrückte.« Grundmann wedelte mit den Händen in der Luft
     herum. »Ich will nicht wissen, was der wirklich hier wollte.«
    »Womöglich war er
     mit jemandem verabredet, wurde überrascht und es kam zu dem tödlichen
     Schuss.«
    »Oder er war mit seinem
     Mörder verabredet.« Grundmann grinste überheblich.
    »Darauf wäre ich
     nicht gekommen«,

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