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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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denn auch wenn Maja die Vierzig überschritten
     hatte, so war sie eine lebensfrohe Frau und hatte ihre eigene Sturmund
     Drangzeit nicht vergessen. In der kleinen Bäckerei in der Osterstraße
     herrschte reger Betrieb an diesem Morgen, und es dauerte eine Weile, bis
     sie an der Reihe war. Die Wartezeit überbrückte sie damit, die
     Auslagen im Kuchenregal zu bewundern. Maja Klausen hatte eine Schwäche
     für Süßigkeiten, und es hatte durchaus seinen Grund, dass
     sie in der Regel Lisa zum Bäcker schickte: Sie selbst wurde
     angesichts der Leckereien immer wieder schwach und kaufte viel mehr als
     nur Brötchen. Eine menschliche Schwäche, die sich allzu gern auf
     der Hüfte zeigte und die dann mit stundenlangem Joggen im Hamelner
     Stadtwald wieder mühsam abtrainiert werden musste.
    Entschied sie sich für
     einen Amerikaner mit Zuckerguss, oder nahm sie eine Puddingschnecke? Die Vanillecreme sah verführerisch
     aus. Oder doch lieber ein Stück Erdbeerkuchen vom Blech? Ja, der
     Erdbeerkuchen sollte es sein. Ein Stück nur, und ohne Sahne, dann war
     es vielleicht nicht ganz so schlimm, machte sie sich selbst Mut. Schnell
     entschied sie sich um und wählte in Gedanken den Amerikaner. Den würde
     sie auf dem Weg zur Polizeiinspektion auf der Hand essen können. Die
     Kollegen mussten ja nicht mitbekommen, dass sie mal wieder schwach
     geworden war. Dann würde das Tuscheln hinter ihrem Rücken wieder
     losgehen. Also - ein Amerikaner, der konnte vielleicht nicht schaden. Oder
     doch lieber der wohlduftende Erdbeerkuchen vom Blech?
    Gerade, als sich Maja für
     die Puddingschnecke entschieden hatte, wurde sie von der rundlichen Verkäuferin
     nach ihren Wünschen gefragt. Die Badesaison stand vor der Tür,
     und da waren Fettpölsterchen genau das, was sie nicht gebrauchen
     konnte. Schnell bestellte Maja zwei belegte Brötchen und eine
     Laugenstange für den kleinen Hunger zwischendurch. Nachdem sie mit
     passendem Geld bezahlt hatte, griff sie nach der Tüte und machte,
     dass sie aus der Bäckerei kam, bevor sie doch noch schwach wurde. Die
     prächtigen Renaissance-Fachwerkhäuser mit ihren bunten
     Treppengiebeln begeisterten sie einmal mehr, als sie in die Bäckerstraße
     abbog. Die ersten Touristen flanierten in bunten, wetterfesten Jacken
     durch den historischen Kern der Rattenfängerstadt, und minutenlang
     vergaß Maja Klausen den Job. Sie ließ sich einfangen vom Flair
     der Altstadt und genoss es, durch die Straßen zu schlendern, als sie
     das sanfte Vibrieren in ihrer Jackentasche spürte. Von einer Sekunde
     zur anderen war sie wieder im Alltag angekommen und zog das Telefon
     hervor. Mit einem Blick auf das Display stellte sie fest, dass
     der Anruf aus der Polizeiinspektion kam. Hatte einer der Kollegen noch
     etwas vergessen? Sollte sie noch einmal umkehren und die Bäckerei
     erneut betreten, um dann schwach zu werden und sich doch für ein Stück
     Erdbeerkuchen zu entscheiden?
    Sie drückte die grüne
     Taste und nahm den Anruf an. Am anderen Ende der Leitung war Roland
     Alders. Der junge Kommissar kam ohne Umschweife auf den Punkt. »Wir
     haben einen Toten. An der Everstein-Ruine in Polle. Schwing die Hüften,
     Frau Kollegin, es gibt Arbeit.«         
    »Schöner Start in
     den Tag«, murmelte Maja. »Ist das Tatort-Team schon da?«
    »Klar, die
     Spurensicherung ist zugange, allerdings ist die Bergung der Leiche nicht
     ganz leicht. Ich hab mal ein Team der Feuerwehr hingeschickt, die sollen
     unsere Jungs unterstützen.«
    »Hast du gut gemacht.
     Ich fahr sofort los.«
    »Soll ich nicht mit?«
     Alders klang enttäuscht. »Ist doch gleich bei mir um die Ecke.«
     Er stand noch am Anfang seiner Polizeikarriere und hatte es noch nicht mit
     vielen Todesfällen zu tun gehabt. »Ich könnte auf dem Rückweg
     zu Hause die Wäsche aufhängen.«
    »Nee, lass mal gut
     sein. Halt du lieber in der Inspektion die Stellung. Ich melde mich, wenn
     ich mehr weiß.« Bevor er Einspruch einlegen konnte, hatte Maja
     den roten Knopf gedrückt und ließ das Handy in der Tasche
     verschwinden. Eilig begab sie sich zum Parkplatz. Das Frühstück
     musste warten, aber vielleicht konnte sie ja unterwegs ins Brötchen
     beißen.
     
    Burgruine Polle, 9.35 Uhr
    Natürlich hatten sich
     bereits Schaulustige eingefunden, als sie den Tatort erreichte. Sie
     standen in kleinen Grüppchen in der Morgensonne zusammen und waren in
     intensive Diskussionen vertieft. Das Tatort-Team vom Einsatz-

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