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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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möglich. Nur soviel: Ein neuer Markt tut sich auf …«
    »Andere Anbieter?!« Sybin schnaufte. »Das ist lösbar. Ich brauche nur einige Hinweise. Bisher hat noch niemand meine Geschäfte gestört; wer es wagte, der hatte eine Predigt des Popen nötig.«
    »Keine Ware von uns. Nur soviel: Wir verkaufen Blümchen, und neben uns ernten andere dicke Kohlköpfe. Die sind billiger – und machen satt!«
    »Ein Kohlkopf! Roh oder gesäuert? Paul, bist du besoffen?«
    »Ich weiß, daß du mich nicht verstehen kannst. Deshalb komm am Donnerstag nach Berlin. Wir müssen uns beeilen, sonst sind wir draußen.«
    »Komm du nach Moskau. Natalja hat jetzt eine eigene Datscha, du wirst staunen. Wie eine tatarische Prinzessin lebt sie. Du kannst bei ihr schlafen – bei ihr, nicht mit ihr. In Moskau ist es leichter für mich und auch für dich. Du kannst ungehindert einreisen … wenn ich ausreise, weiß es bald halb Moskau. Und dann eure verdammte Presse! Einmal, vor zwei Jahren, war ich eine Woche in Cannes. In allen Illustrierten prangten meine Fotos als Beispiel für die neuen russischen Millionäre! Ein Mist war das! Wo ich auch einkaufte … überall Fotografen. Als wäre ich ein Pavian mit einem roten Hintern. Komm nach Moskau, Paul.«
    »Ich will sehen, wie ich das mit meinen Terminen vereinbaren kann. Schließlich habe ich auch noch einen Beruf, ich bin Rechtsanwalt. Meine Mandanten laufen mir sonst weg.«
    »Laß sie laufen. In einem Jahr läßt du die Beine ins karibische Meer baumeln, eine junge Inselschönheit neben dir, und wirst denken: War ich ein Idiot, einen ehrbaren Beruf zu ergreifen! Und jetzt gehe ich, um im Siebten Himmel meinen Magen zu verwöhnen.«
    »Bereite dich darauf vor, daß wir in absehbarer Zeit keine Blümchen mehr pflücken.«
    »Und Kohl anpflanzen!« Sybin lachte schallend, es dröhnte im Telefon. »Der Markt der Zukunft!«
    »Das ist es! Wir brauchen nur eine Schwelle zu überschreiten – und wir sind drin. Guten Appetit.«
    Dr. Sendlinger legte auf. Er nahm Sybin seinen Spott nicht übel. Wie konnte er auch aus Andeutungen die Fakten herauslesen?
    Bakterien statt Plutonium.
    Toxine anstelle von Atomraketen.
    Staub – tödlicher als alles, was unsere Welt kennt, was sie zu fürchten hat, was leicht zu beschaffen ist, was zum Transport keine Bleibehälter benötigt, was man in der Tasche herumtragen kann. Jeder von uns! Jeder ein potentieller Vernichter!
    Das Ende unserer Erde?
    Soll man da mitmachen? Soll man in dieses Satansgeschäft miteinsteigen?
    Paul, frage dich nicht. Wenn nicht du, dann tun es andere.
    Und das zu denken, ist unerträglich.
    Mein Gott, wozu ein Mensch fähig ist …
    Das Haus der Madame de Marchandais lag an einer verträumten Straße am Rande des Bois-de-Boulogne. Es glich mehr einem kleinen Schloß im pseudoklassischen Stil als einer Villa, und auch der Park hinter der überdachten, mit dorischen Säulen verzierten Terrasse empfing den Besucher mit dem Zauber südländischer Gartenarchitektur. Ein Springbrunnen schickte Wasserkaskaden in den Himmel, hohe, schlanke Zypressen bildeten eine Allee zu einem Gartenpavillon, Buchsbaumhecken, zu kunstvollen Figuren geschnitten, schufen intime Räume mit Bänken aus weißem Gußeisen, umstanden von Blumenbeeten und zierlichen Marmorstatuen. Das alles wäre von vollkommener Schönheit gewesen, wenn nicht die Marmorputten und die Figuren rund um den Marmortempel am Ende der Zypressenallee recht individuell gestaltet gewesen wären: Sie stellten kopulierende Paare dar. Sie waren die steingewordene Visitenkarte der Madame de Marchandais: Das kleine Palais war der edelste Puff von Paris. Ein Bordell der Superlative, in das man nur auf Empfehlung Zutritt bekam. Auch die zur ›Konversation‹ bereiten Damen waren keine ausgewählten Schönheiten, sondern sie gehörten der oberen Pariser Gesellschaftsschicht an, die ihre Langeweile mit dem Abenteuer der Verruchtheit vertrieben. Man flüsterte, daß sogar – natürlich unter falschem Namen – die junge Frau eines Ministers Mitglied dieses exklusiven Zirkels war und daß die Gattinnen einiger Diplomaten den Partnerwechsel als eine Art Sport betrachteten. Erklärter Mittelpunkt war eine hinreißende Mulattin aus einem mittelamerikanischen Staat, von der man behauptete, sie sei die Nichte des dortigen Präsidenten.
    Der ›Rote Salon‹ hatte seinen Namen wegen der roten Seide bekommen, mit der die Wände bespannt waren. Madame Louise selbst war eine reife Schönheit von fast

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