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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kommen wie früher die Sklaven zu den Plantagenherren und betteln: »Gib mir ein Säckchen Botulin. Wie viele Anthraxampullen läßt du mich kaufen? Gib mir ein paar Gramm Tetanustoxin.« Und ich werde auf deinen Nacken blicken und antworten: »Was willst du mit ein paar Gramm? Ein Gramm genügt, um vier Millionen Menschen umzubringen. Ich gebe doch nicht die Macht über die Welt aus der Hand!« So wird es in ein paar Jahren aussehen. Plutoniumbombe … koch dein Teewasser damit …
    »Sie hören wieder von uns, Sir!« sagte Ngolala und erhob sich. Die Wodkas zeigten keine Wirkung, im Gegenteil, sie machten ihn munter. »Und denken Sie an die Zukunft. Der menschliche Erfindungsgeist zeigt seine Stärke vor allem in der Potenzierung des Grauens. Und da stehen uns noch große Überraschungen bevor.«
    Dr. Sendlinger hatte es nötig: Als Ngolala das Zimmer verlassen hatte, kippte er erst mal zwei Wodka hintereinander, um seine flimmernden Nerven zu beruhigen. Was Ngolala erzählt hatte, konnte man nicht einfach als phantasievolle Zukunftsmusik abtun … es war die greifbare Zukunft. Die Entwicklung der Vernichtungswaffen ging über die Atombombe hinweg, ließ sie zu einem rostenden Fossil werden. Dieser Urknall, diese pilzförmig in den Himmel steigende Explosionswolke … überaltertes Feuerwerk, spektakuläre Show, weiter nichts! Ein einziges kleines Flugzeug, das aus großer Höhe Botulinstaub als Aerosolwolken ausstößt, so wie man heute Insektengift über Felder sprüht, Wolken, die der Wind über weite Strecken treibt, können ein Land wie Japan oder England, wie Frankreich oder Italien zu einem riesigen Friedhof machen. Nach zwei oder drei Tagen hätte die Milzbrandepidemie Millionen von Menschen erfaßt, und in vier bis fünf Tagen wären diese Millionen tot, weil kein Gesundheitssystem eine solche Anzahl infizierter Menschen versorgen kann. Ein einziges Flugzeug kann die Erde leerfegen, die Menschheit ausrotten, lautlos und unsichtbar. Was sind dagegen zehn oder zwanzig Plutonium- oder Wasserstoffbomben?
    Am Abend konnte Dr. Sendlinger seine eigenen Gedanken nicht mehr ertragen. Er rief in Moskau an. Sybin war noch in seiner Stadtwohnung, dem Penthouse mit Blick auf Kreml und Universität, Moskwa und Gorkipark, aber er hatte bereits einen seiner Maßanzüge an und war auf dem Sprung, feudal zu Abend zu essen. Er hatte sich heute das drehbare Fernsehturmrestaurant Sedmoje Njebo ausgesucht, was ›siebter Himmel‹ heißt … knapp dreihundert Meter über der Erde, in dem Turm von fünfhundertsiebenunddreißig Metern. Der höchste Fernsehturm der Welt im Stadtteil Ostankino im Norden Moskaus. Und im Siebten Himmel gibt es eine Speisekarte, die ebenfalls himmlisch ist.
    Sybin, der sich ziemlich unwirsch meldete, wurde sofort freundlicher, als er Sendlingers Stimme hörte.
    »Wenn du wieder so spät anrufst, kann es nur eine freudige Mitteilung sein«, sagte er. »Wo bist du?«
    »In Paris.«
    »Paris! Und da hast du nichts Besseres zu tun, als mich anzurufen? In Paris pflückt man Mädchen wie Blumen, heißt es bei uns. Und du bist doch kein impotenter Gärtner!« Sybin lachte. »Was soll ich hören?«
    »Die Verhandlungen laufen an. Wie erwartet, will jeder den Preis drücken.«
    »Keinen Dollar weniger! Aber ich habe eine gute Nachricht für dich. Wawra Iwanowna, das Aas mit ihrem bestrahlten Puderzucker, hat ihre Strafe bekommen.«
    »Du … du hast sie …« Sendlinger sprach das Wort töten nicht aus.
    »Nikita Victorowitsch Suchanow hatte eine geniale Idee! Eine Schußwunde sieht nach Mord aus, eine durchschnittene Kehle auch, und auch Erwürgen hinterläßt Spuren. Aber wenn jemand Tee trinkt, in dem man ein bißchen Plutoniumstaub verrührt hat, der stirbt an einer rätselhaften Krankheit. Kein Arzt kommt auf die Idee, einen Toten mit dem Geigerzähler zu untersuchen.«
    »Das ist wirklich genial.« Dr. Sendlinger hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Der wievielte Tote war das nun schon, seit er mit Sybin zusammenarbeitete? Und Sybin lachte sogar dabei und schien voller Freude. »Ich muß dich sprechen, Igor Germanowitsch. In Berlin.«
    »Unmöglich. Ich kann hier nicht weg.«
    »Nächste Woche Donnerstag.«
    »Es geht nicht, mein Freund.«
    »Es ist dringend! Es duldet keinen Aufschub.«
    »Was ist passiert?« Sybins frohe Stimmung nahm deutlich ab. »Schwierigkeiten?«
    »So kann man es nicht nennen.«
    »Was ist es?«
    »Das kann ich am Telefon nicht sagen. Wir müssen darüber reden. So schnell wie

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