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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Die gleichen Schmuckstücke bekommen Sie in Teheran, Istanbul oder Dubai wesentlich billiger.«
    »Mag sein. Auch in Rußland ist es billiger. Rußland verfügt über große Vorräte an Diamanten aus eigenen Minen in Sibirien. Wenn wir unsere Diamanten auf den Weltmarkt werfen würden, könnten die Brillanten so billig werden wie heute die Kopien. Der Preis wird ja nur künstlich hochgehalten. Man verknappt sie bewußt – aber die Tresore sind randvoll damit.«
    »Wie mit den Atomen.« Awjilah sagte es wie eine beiläufige Bemerkung, als käme ihm kein anderer Vergleich in den Sinn.
    »Atome? Wieso?« Natalja gab sich ahnungslos und unwissend, aber innerlich wurde sie hellwach und – vor allem – vorsichtig. Anwar winkte ab.
    »Ach! Es ist mir nur so eingefallen. Ich rede dummes Zeug. Ist das ein Wunder? Wenn ich Sie ansehe, Natalja, verwirrt sich mein Geist.«
    »Dann sollten sich unsere Wege schnell trennen, Anwar.«
    »Danke …«
    »Wofür?«
    »Sie haben mich gerade Anwar genannt.«
    Natalja erhob sich und schob den Stuhl zurück. Der Chauffeur von Madame, der sie keine Minute aus den Augen gelassen hatte, verließ den in der Nähe parkenden Cadillac und ging auf sie zu.
    »Sie fahren jetzt zu Ihrer Botschaft, Monsieur Awjilah … und ich lasse mich in die Rue Faubourg du Saint-Honoré bringen.«
    »Zu den berühmten Modehäusern.«
    »Richtig.« Sie gab ihm nicht die Hand, und Awjilah verbeugte sich vor ihr.
    »Sehe ich Sie im ›Roten Salon‹ wieder?« fragte er.
    »Vielleicht.«
    Sie wandte sich um, aber Awjilahs Stimme hielt sie zurück.
    »Ihre Blumen, Natalja Petrowna.«
    »Danke. Denken Sie an die Leichen im Zimmer …«
    Sie ließ ihn stehen, ging dem Chauffeur entgegen und ließ sich zu dem Cadillac begleiten. Anwar sah ihr mit zusammengekniffenen Augen nach.
    »Du Aas!« sagte er leise. »Mich täuschst du nicht. Ich werde erfahren, warum du in Paris aufgetaucht bist. Von dir selbst werde ich es erfahren!«
    Er warf ein paar Geldscheine neben den riesigen Rosenstrauß und ging. Ein Kellner war nicht zu sehen, aber der Algerier, der die Blumen verkauft hatte, war noch in der Nähe. Er zuckte die Schultern, schlenderte zum Café, nahm den Strauß aus der Vase und entfernte sich dann schnell. Heute war sein Glückstag.
    Bei keinem der großen Couturiers kaufte Natalja ein. Sie bummelte durch die Rue Faubourg, blieb vor den Auslagen stehen, bewunderte die Kühnheit der Modellkleider, die natürlich kein Preisschild trugen, denn wer solch einen Laden betrat, hatte es nicht nötig, das Geld in seinem Portemonnaie zu zählen. Lust, ein solches Geschäft zu betreten und sich die Roben von den hauseigenen Models vorführen zu lassen, hatte sie nicht. Das hat Zeit, dachte sie. Für ein Kleid zehntausend oder mehr Dollar auszugeben, dazu bin ich zu geizig. Trotz Sybins Großzügigkeit. Ich habe gelernt, was ein Rubel, ja eine Kopeke wert sind, ich werfe nicht mit Geld um mich. Zehntausend Dollar für einen Seidenfummel … was könnte Väterchen mit zehntausend Dollar alles anfangen! Dafür bekäme er jetzt eine Datscha in den Wäldern bei Abramzewo. So ist es nun mal – die arme Natalja Petrowna ist nicht vergessen, sie atmet noch in mir.
    Am Abend fuhr sie zurück zu der weißen Villa am Bois-de-Boulogne.
    Sie duschte, besprühte ihren nackten Körper mit einem auffallenden Parfüm, das wie Sommerblüten duftete, und zog ein hautenges, schwarzes Cocktailkleid an. Tief ausgeschnitten, bis zu den Ansätzen ihrer vollen Brüste, ohne Schmuck um den Hals … nur die weiße Haut in dem schwarzen Futteral sollte wirken.
    Als sie auf der Treppe erschien und hinunter in den Salon schritt, sah sie – innerlich triumphierend –, daß die Blicke aller Männer an ihr hingen, als sei sie ein Magnet, der alles auf sich zog. Auch Ducoux und Awjilah waren wieder im ›Roten Salon‹ und sprangen bei Nataljas Erscheinen auf. Sie lächelte so voller Unschuld, daß man meinte, das lautlose Aufseufzen der Herren hören zu können.
    Der Sturm auf Ducoux und Awjilah hatte begonnen.
    Ihre Festungen waren bereits jetzt bröcklig geworden …
    Und Wawra Iwanowna Jublonskaja lebte noch immer!
    Sie schien unsterblich.
    Nikita hatte mit der langsamen Vergiftung aufgehört – er war von Wawras Unschuld überzeugt. Der Tod der Katze war für ihn der Beweis, daß der von Wawra mitgebrachte Plutoniumstaub wirklich gutes Plutonium war. Es kam zwar nicht zu einer tierärztlichen Untersuchung, wie es Nikita der Witwe vorgeschlagen hatte,

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