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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du wüßtest, dachte er. Wenn du eine Ahnung hättest, was alles über Marseille in die dritte Welt geliefert wird. Keine spektakulären Aktionen, sondern ein ameisenartiger Transport läuft hin und her. Aus Grammen werden Kilo, aus Kilo eine Bombe. Und diese Ameisen seht ihr nicht. Auch Dr. Sendlingers Lieferungen werden nicht als große Masse kommen, sondern in einem unauffälligen Bleihütchen. Wer ein Kilo Plutonium en bloc verschickt, muß ein Idiot sein! Mein lieber Ducoux, sonne dich in deinem Irrglauben … vor dir sitzt die schönste Frau, die ich je gesehen habe, aber was man nicht sieht, sind die Kilo von Plutonium hinter ihrem Rücken. Quatsch nur weiter so … ich würde jetzt nur zu gerne wissen, was die herrliche Natalja Petrowna denkt.
    Während Ducoux mit Awjilah – jetzt auf französisch – über eine internationale Polizeikooperation stritt, blickte sich Natalja im ›Roten Salon‹ um. Sie beobachtete zwei Herren, die mit zwei Damen über die breite, mit rotem Teppich ausgelegte Freitreppe in die obere Etage hinaufgingen und sich fröhlich unterhielten – bestimmt zwei Ehepaare beim Bäumchen-wechsle-dich-Spiel. In wenigen Minuten würden Maßanzüge und Cocktailkleider auf dem Boden liegen. Die alte Masche: Eine andere Frau war immer interessanter als die eigene.
    Madame de Marchandais, die sah, daß Natalja im Augenblick einer politischen Diskussion weichen mußte, winkte ihr zu. Natalja erhob sich und ging zu ihr hinüber.
    »Kommen Sie«, sagte Madame und faßte Natalja unter, »ich möchte mit Ihnen allein sprechen.«
    Sie gingen in ein Nebenzimmer, in dem ein Roulettetisch stand, der heute nicht besetzt war. Madame zeigte auf eine kleine Sesselgruppe an der seidenbespannten Wand und nahm Platz. Natalja setzte sich ihr gegenüber hin.
    »Mein Kind«, begann Madame das Gespräch, »ich darf Sie so nennen, denn ich könnte Ihre Mutter sein. Wir wollen allein miteinander sprechen.«
    »Bitte –«, antwortete Natalja verblüfft.
    »Sofort, als Sie eintraten, wußte ich, wo ich Sie einordnen konnte. Sie haben viel Geld, ein reicher Mann hält Sie aus, und Ihre steile Karriere verdanken Sie Ihren Fähigkeiten im Bett …«
    »Madame!« Natalja spielte die Empörte. Sie hat eine verdammt gute Menschenkenntnis, dachte sie, sie hat mich sofort durchschaut. Wie konnte sie das? Haben wir Nutten einen besonderen Geruch? »Wenn ich gewußt hätte, wie Sie über mich denken, wäre ich nicht zu Ihnen gekommen!«
    »Sie wären, Natalja. Bitte, machen wir uns doch nichts vor. Ich habe einen Blick für Damen – und sonstige Frauen.«
    »Sind die Damen, die jetzt oben in den Zimmern liegen, keine Huren? Man mag das ein geselliges Zusammensein nennen, ein Gesellschaftsspielchen … aber es ist doch nichts anderes als Sexturnen.«
    »Es freut mich, daß ich so mit Ihnen reden kann und Ihre Worte so deutlich sind. Haben Sie einen Termin, wann Sie nach Moskau zurückfliegen werden?«
    »Nein. Ich bin in Paris, um mich zu amüsieren.«
    »Und da hat Ihnen Dr. Sendlinger unseren Zirkel empfohlen? Sind Sie Sendlingers Geliebte?«
    »Nein.«
    »Waren Sie es?«
    »Ich kann ihn nicht ausstehen.«
    »Warum? Er ist ein charmanter Mann. Und sehr klug!« Madame winkte ab. »Aber das ist Geschmackssache. Sie wollen sich amüsieren … dann sind Sie in meinem Haus ein gerngesehener Gast. Nur eines ist zu beachten: In unserem Zirkel bezahlt man nicht. Man kommt zusammen, um sich zu vergnügen. Nur wenn einer der Herren eines meiner Mädchen engagiert, ist das nicht gratis.«
    »Ich verstehe.« Natalja zeigte noch immer, daß sie beleidigt war. Sie verhielt sich sehr reserviert. »Ich bin nicht zum Geldverdienen in Paris.«
    »Wo wohnen Sie, Natalja?«
    »Im Ritz.«
    »Viel zu teuer! Sparen Sie Ihr Geld. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wohnen Sie bei mir. Ich habe oben ein prächtiges Zimmer, das Sie beziehen können. Was halten Sie davon?«
    »Was muß ich dafür tun?«
    »Kindchen, Sie mißverstehen mich!«
    »Sie laden mich nicht aus purer Uneigennützigkeit ein, Madame.«
    »Aber so ist es, Natalja. Ich mag Sie …«
    »Ich bin nicht lesbisch.«
    Du auch? wunderte sich Natalja. Das exklusivste Bordell von Paris, geleitet von einer Lesbe? Man lernt nie aus. Madame de Marchandais schüttelte den Kopf.
    »Es ist gut, daß du eine so freie Art zu sprechen hast, Natalja«, sagte sie und duzte sie jetzt. »Ich habe die Männer geliebt wie ein Sammler, der Münzen sammelt. Aber im Alter wird man weiser. Du bist noch so jung,

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