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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihr im Kreise zu drehen, als tanze man miteinander. Sie warf sich auf das Sofa und breitete die Arme weit aus.
    »Sieh mich an, mein Liebling!« rief sie. »Sieh mich an! Was siehst du?«
    »Eine wunderschöne Frau, die sehr spät kommt!« antwortete Nikita mit schwerer Zunge. Das Tänzchen hatte den Alkohol in seinem Blut verteilt.
    »Du hast schon vorweg getrunken, Nikita! Und du hast allen Grund, das zu tun. Feiern werden wir, richtig feiern …«
    »Ja, ich habe einen Grund.« Nikita setzte sich neben sie auf das Sofa. »Wir werden feiern bis zum Umfallen!«
    »Mein Schatz, das werden wir!« Sie legte den Arm um seine Schultern und küßte ihn wieder. »Sie haben Lewon Leonidowitsch Kamenjow verhaftet!«
    »Wer ist Lewon Leonidowitsch Kamenjow?«
    »Der Abteilungsleiter für das Uran- und Plutoniumlager und Chef der Bunkerüberwachung. Man hat entdeckt, daß er mit einer Gruppe von Händlern aus Pakistan Verbindung aufgenommen hat.«
    »Auch das noch!« knirschte Nikita. »O Scheiße …«
    »Das Geschäft ist geplatzt, Nikita.« Wawra drückte ihn an sich. Ihre Augen glänzten wie in hohem Fieber. »Ich habe heute mittag drei Unterhändler verhaften lassen.«
    »Du? Wieso du?«
    »Hör zu, mein Liebling. Hast du Champagner im Haus?«
    »Nur Wodka …«
    »Oh, wie werden wir feiern. Läßt mich der Genosse Direktor rufen und sagt zu mir: ›Meine liebe Wawra Iwanowna …‹ Meine, sagt er, wirklich, meine liebe Wawra … ›Ich habe mich vor Staunen auf einen Stuhl setzen müssen.‹ Und er redet weiter: ›Sie haben gehört, daß man Kamenjow verhaftet hat. Vor einer Stunde! Ein Lump ist er, ein Parasit des Volkes, ein übler Verbrecher, ihm ist die Todesstrafe sicher! Wollte radioaktives Material nach Pakistan verkaufen, damit sie dort eine Atombombe bauen können! Mir bleibt die Luft weg vor Empörung und Entsetzen! Ja, und da dachte ich: Eine der treuesten, besten und vertrauenswürdigsten Mitarbeiterinnen unseres Werkes, ohne Tadel und eine große Patriotin, das ist Wawra Iwanowna! Bei ihr passieren solche Schweinereien nicht. Sie ist unbestechlich! Und so habe ich beschlossen, Sie, meine liebe Wawra, zur Nachfolgerin des Lumpen Kamenjow zu ernennen. Sie sind ab sofort Leiterin der Atomlager. Heben Sie die Hand und schwören Sie: Ich werde nie das Geheimnis meiner Aufgabe verraten! – So, und jetzt übernehmen Sie den Posten. Mein Vertrauen in Sie ist unerschütterlich. Sie bewachen Rußlands größtes Geheimnis.‹ Das hat er gesagt, Nikita! Und ich habe die Bunker übernommen, habe die Pakistanis, die Kamenjow bestellt hatte, sofort verhaften lassen und zwei Bleibehälter mit je einem Kilogramm reinem, waffenfähigem Plutonium 239, Reinheit achtundneunzig Komma fünf, zur Seite gebracht. Man wird es Kamenjow anlasten, und was er auch sagen wird, man wird ihm kein Wort glauben.« Sie fiel Nikita um den Hals und übersäte sein Gesicht mit Küssen. »Ich werde so viel Plutonium beschaffen können, wie Sybin braucht … Ich allein führe die Bestandslisten und kontrolliere sie. Und Sybin wird dich zum Direktor machen!«
    Einen Augenblick saß Suchanow wie versteinert auf dem Sofa, starrte auf die Wodkabatterie, die zum gemeinsamen Tod führen sollte, und schloß dann erschüttert die Augen.
    »Du hast …«, stotterte er.
    »Zwei Kilo reines Plutonium …«
    »Du bist …«
    »Ja, ich bin es! Die Lager unterstehen mir. Und keiner kontrolliert mich, nur ich mich selbst!«
    »Himmel!« seufzte Nikita. »O Himmel! Es fallen doch noch Wunder aus den Wolken! Wir sind gerettet, Wawruschka! Wir werden weiterleben! Wir werden …« Er sprang auf, riß sie vom Sofa hoch, tanzte mit ihr durch das Zimmer und lachte und weinte zugleich und küßte sie und drückte sie an sich, so fest, daß sie nach Luft rang und sich mit den Fäusten gegen seine Brust stemmte. Nur einen Tag später, dachte er, und wir hätten hier gelegen, unrettbar mit Alkohol vergiftet. Nur einen Tag später … Laß dich umarmen, unbekannter Kamenjow … gerade heute mußte deine Schweinerei auffallen, und du machst Platz für uns. Nennt man das nicht Schicksal?
    Wawra löste sich aus seiner Umklammerung, nahm die geöffnete Flasche Wodka und trank aus Nikitas Glas einen langen Schluck. Auch sie hustete nach dem scharfen Gesöff und ließ sich zurück auf das Sofa fallen. »Ruf Sybin an!« sagte sie außer Atem. »Ruf ihn sofort an. Sage ihm, daß er zwei Kilo Plutonium haben kann, und wenn er mehr will – ich komme jetzt an jede gewünschte Menge

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