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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heran. Die Kontrollbücher fülle ich allein aus. Niemand wird merken, daß ein paar Kilogramm fehlen, wenn ich den Lagerbestand unterzeichne. So einfach ist das jetzt!«
    »Und das alles tust du für mich?«
    »Ja … damit du Direktor wirst … und weil ich dich liebe wie nichts auf dieser Welt.«
    Und ich habe sie systematisch vergiftet, schrie es in Nikita. Ich habe ihr Plutoniumpulver in den Tee gerührt. Sie lebt noch, aber wie lange? Wann hat die Strahlung sie innerlich zerfressen? Ich bin ihr Mörder, und sie liebt mich bis zur Selbstaufgabe. Nikita, welch ein Saukerl bist du doch! Welch ein elender Feigling, der vor Sybins Füßen kriecht wie ein blinder Erdwurm. Aber er wird es mir büßen, er wird es schrecklich büßen, wenn Wawra sterben sollte. Igor Germanowitsch, ich habe dann nichts mehr zu verlieren als mein unwertes Leben … und ich ziehe dich mit in die Hölle. Das verspreche ich dir hiermit feierlich!
    Zur Beruhigung trank er noch ein Glas des fürchterlichen Samogon und setzte sich dann an das Telefon. Es war kurz vor acht Uhr abends; Sybin mußte noch in seinem Penthouse sein. Sein Leben, so unruhig es sonst auch war, verlief in Moskau nach einem nur selten unterbrochenen Rhythmus: Um einundzwanzig Uhr verließ er seine Festung, um sich in die besten Lokale der Stadt fahren zu lassen. Um Mitternacht erschien er in den Nacht- und Tanzbars, bei den Animiermädchen und den Nackttänzerinnen. Spätestens um zwei Uhr lag er mit einer von ihnen im Bett und warf sie um acht Uhr morgens hinaus. Seine Gesundheit und Potenz waren bewundernswert.
    Sybin war wirklich noch zu Hause, als das Telefon klingelte. Er nahm sofort ab, weil er glaubte, Natalja rufe aus Paris an, aber als er Suchanows Stimme hörte, änderte sich sofort seine gute Laune.
    »Was ist?« bellte er. »Meldet du Wawras Tod? Wenn nicht, leg sofort auf!«
    »Igor Germanowitsch …« Nikita holte tief Atem. Wir werden leben, Sybin, wir bringen uns nicht um. Im Gegenteil: Jetzt wirst du höflich werden müssen, um Wawra und mich nicht zu beleidigen. Wir haben die Macht in den Händen, die du ausüben wirst. Ohne uns wirst du Schwierigkeiten haben – da helfen dir auch Tomsk, Tscheljabinsk und Semipalatinsk nicht. Wir können liefern, jede Menge, bei den anderen mußt du warten. Gramm um Gramm. Sei also höflich, das rate ich dir. »Ich habe eine gute Nachricht für Sie.«
    »Es ist also erledigt?!«
    »Nein!«
    »Leg auf!«
    »Halt, Igor Germanowitsch. Halt! Hören Sie zu. Wawra hat es geschafft … sie hat zwei Kilogramm Plutonium, Reinheit achtundneunzigeinhalb, zur Seite geschafft …«
    Stille. Es schien, als müsse Sybin diese Nachricht erst verdauen. Zwei Kilogramm waffenfähiges Plutonium, das ist eine halbe Atombombe, so einfach zur Seite geschafft … das muß man erst begreifen und dann verkraften. Endlich, Sybins Schweigen kam Nikita wie eine kleine Ewigkeit vor, reagierte er.
    »Was sagst du da, Nikita Victorowitsch?« Das klang schon freundlicher. »Ist das ein Witz? Soll ich das glauben? Willst du Wawra damit retten? Zwei Kilogramm …«
    »Fürs erste.«
    »Was heißt das?«
    »Sie können soviel haben, wie Sie wünschen.«
    Wieder Schweigen. Sybin setzte sich in einen Sessel, seine Knie wurden weich. Was er da aus Krasnojarsk hörte, war geradezu unbegreiflich. Soviel, wie ich wünsche? Das gibt es nicht. Das ist geradezu unmöglich.
    »Nikita!« sagte Sybin und konnte seine Erregung nicht verbergen. Man hörte sogar noch im fernen Krasnojarsk sein stoßweises Atmen. »Bist du besoffen?«
    »Ja, Igor Germanowitsch … vor Freude und Glück. Wann brauchen Sie die zwei Kilogramm?«
    »Wann ich sie brauche?« Sybin mußte die Frage wiederholen, so ungeheuerlich war sie. »Wenn ich nun sage: sofort?«
    »Geht in Ordnung!« Suchanow hielt den Hörer zu und nickte hinüber zu Wawra. »Kannst du sofort liefern?« fragte er leise.
    Sie erwiderte sein Nicken und warf ihm mit gespitzten Lippen einen Kuß zu. »Ja!« sagte sie. »Aber wie kommen die beiden Behälter nach Moskau? Dafür muß Sybin sorgen.«
    »Wawra sagt: keine Schwierigkeiten. Aber für den Transport von Krasnojarsk bis Moskau müssen Sie sorgen.«
    »Es ist also wirklich wahr?«
    »Habe ich es je gewagt, Sie zu belügen, Igor Germanowitsch?«
    »Darüber möchte ich mich mit dir jetzt nicht streiten. Ich will auch nicht wissen, wie oft du mich beschissen hast! Zwei Kilogramm?«
    »In Lagercontainern. Strahlensicher verpackt.«
    »Er glaubt es nicht, ist es so?« rief

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