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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hörbares Knacken, und es ist vorüber. Wawra … Wawra …
    Er kniete vor dem Bett, drückte seinen Kopf zwischen ihre Schenkel und atmete ihren herben Duft ein.
    »Bleib bei mir …«, murmelte er. »Wawra, bleib bei mir. Ich flehe dich an. Und wenn du stirbst, das schwöre ich, dann komme ich dir nach, ich komme zu dir, aber vorher werde ich Sybin röten. Ich kann es, ich kann es, denn er vertraut mir. Wawra … bleib bei mir … bitte … bitte …«
    So schlief er ein, vor dem Bett kniend, den Kopf zwischen ihren leicht gespreizten Schenkeln, und er träumte, daß er unter Palmen an einem weißen Korallenstrand lag, Wawra neben sich, und der warme Wind strich über sie und streichelte sie, und der Himmel über ihnen war wolkenlos, unendlich und von einem sonnenpolierten Glanz, wie der Himmel über der sommerlichen Taiga. Es gab keine sibirische Dunkelheit mehr, nur noch Wärme und das Rauschen des Meeres und das unbeschreibliche Glück, zu leben.
    Dieses Bild blieb in ihm, als er im Laufe der Nacht von Wawras Schenkeln glitt und auf den Holzboden fiel. Dort schlief er weiter, und auf seinem Gesicht lag ein glückliches Lächeln …

Das Labyrinth
    Wenn man weiß, was eine Sackgasse ist, dann ist es einem bewußt, wann man nicht mehr weiterkommt. Genauso erging es den Beamten des Bundeskriminalamts in Wiesbaden: Sie standen wie vor einer Mauer. Kriminaloberrat Wallner berichtete dem Präsidenten des BKA, daß es keine neuen Erkenntnisse gebe.
    »Wieso?« kam prompt die Rückfrage, und das ärgerte Wallner am meisten. Wenn man vor sich eine Wüste hat, kann man nicht fragen: Warum wächst hier kein Baum? Er ließ sich beim Präsidenten des BKA anmelden und erstattete Bericht, kurz und präzise wie immer.
    »Herr Brockler hat alles gesagt, was er wußte. Er hat Namen und Orte genannt – sie stehen im Bericht –, aber damit können wir nichts anfangen. Nach seinen Aussagen stammt das Plutonium aus Rußland, es wurde ihm in Moskau ausgehändigt. Der Empfänger der Probesendung ist nicht zu ermitteln, unsere französischen Kollegen tappen ebenso im dunkeln wie wir; der Übergabeort Paris besagt gar nichts, denn Brockler sollte ja in seinem Hotel angerufen werden, was nun hinfällig ist. Das ist der aktuelle Stand der Dinge. Der Chef der Sondereinheit V der Sûreté, ein Kriminaldirektor Ducoux, hat mir versichert, daß man in Marseille zwei Atomschmuggler verhaften konnte, aber sie haben mit dem Fall Brockler nichts zu tun. Es sind zwei Algerier, die minderwertiges Uran anboten, das man überall, wo Reaktoren stehen, beschaffen kann. Keine russische Ware. Das absolut reine Plutonium, wie es Brockler transportiert hat, ist in Frankreich bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Herr Ducoux ist betroffen und alarmiert, und wir haben alle Unterlagen an ihn geschickt. Ich bin fest davon überzeugt, daß Herr Brockler nicht mehr weiß, als er gesagt hat. Man hat seine Ahnungslosigkeit und Gutmütigkeit ausgenutzt, was schon aus der lächerlich geringen Entlohnung für seine Kurierdienste hervorgeht.«
    »Aber er wußte doch, was er transportierte!« fiel der Präsident Wallner ins Wort.
    »Ja und nein.«
    »Was soll das heißen?«
    »Als man ihm für den zweiten Kurierdienst fünfzigtausend Mark anbot, hätte er hellhörig werden müssen. Daß etwas Kriminelles im Spiel war, ahnte er natürlich … aber nicht, was er nach Paris bringen sollte. Ich habe ihm auf den Zahn gefühlt, bis unters Zahnfleisch: Er weiß noch nicht einmal, was Plutonium ist. Uran kennt er … mehr aber nicht. Lithium, Cäsium und andere radioaktive Stoffe … keine Ahnung. Als ich ihm sagte, daß die Bombe von Nagasaki eine Plutoniumbombe gewesen sei, ist er fast vom Stuhl gefallen. Er ist ein biederer, ehrlicher Mensch.«
    »Ehrlich? Na, na!« Der Präsident sah seinen Oberrat irritiert an. »Unser Rechtssystem sieht das anders. Immerhin hat er eine Straftat begangen.«
    »Die bei seiner Ahnungslosigkeit geringfügig ist. Er ist nicht vorbestraft, jedes Gericht wird eine Bewährungsstrafe aussprechen. Und er hat uns geholfen, soweit sein Wissen reicht.«
    »Aber es geistert Plutonium herum.« Der Präsident des BKA wischte sich über die Stirn. »Jetzt muß der BND helfen, so ungern ich mit denen zusammenarbeite …«
    »Und was sollte der BND tun?«
    »Über seine V-Männer herausfinden, woher das Plutonium stammt und wer hinter dem Handel steckt. Wir wissen, daß es aus Tomsk-7 kommen kann. Kann! Muß aber nicht. Von Moskau aus wird es weitergegeben.

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