Tödlicher Staub
ungeheuerlich.
»Das Instrument wird – wenn nötig – in die Vagina eingeführt wie ein Pessar. Wenn beim Geschlechtsverkehr der Mann dagegenstößt, löst er einen Mechanismus aus, der eine winzige Giftnadel in den Penis schießt. Der Mann stirbt innerhalb von drei Minuten. Für die Frau ist das ungefährlich, denn die Giftnadel, besser gesagt der Giftpfeil, bleibt im Penis stecken, und die Frau kommt mit dem Gift überhaupt nicht in Berührung. Wir haben gedacht, daß Victoria so etwas gebrauchen kann, im Falle einer Vergewaltigung, oder wenn das Objekt aus Sicherheitsgründen getötet werden muß. Für den Mann ist es ein absoluter Freudentod … ein kleiner Stich, und dann tritt auch schon die Atemlähmung ein.«
»Eine teuflische Waffe.« Hudson hüstelte und mußte sich die Nase putzen. »Gnade uns Männern, wenn so was in die Serienfertigung ginge …«
Sie lachten alle, aber es war ein etwas gequältes Lachen. Bulver zeigte noch einige andere Neuentwicklungen, die das Töten vereinfachten, aber er hatte auch einen Schlüssel erfunden, mit dem man jedes Schloß öffnen konnte. Eine geniale Konstruktion, die jedem Einbrecher alle Türen öffnen würde.
»Damit, Dick, sind Sie für alle Fälle gerüstet«, sagte Bulver. »Mehr kann man auf so kleinem Raum nicht tun. Ich wünsche Ihnen nur, daß Sie die Dinger nie gebrauchen werden.«
Nach der Schießübung mit dem ›Drehbleistift‹ im Garten der Botschaft fuhr Fontana mit einem Taxi zu seinem Hotel Monique nahe der Place Pigalle. Es war wirklich ein sauberes Hotel, die Concierge gab ihm seinen Zimmerschlüssel, verzichtete auf eine Eintragung im Gästebuch und fragte nur: »Wie lange bleiben Sie, Monsieur?«
»Ich weiß es nicht, Madame.«
»Bezahlt ist für einen Monat.«
»Ich werde sicherlich verlängern.«
»Frühstück von sieben bis zehn.«
»Ich werde es nicht vergessen. Ich bin ein großer Frühstückesser, Madame.«
»Wurst und Eier?«
»Beides.«
»Tee oder Kaffee?«
»Kaffee bitte.«
»Kommen Sie spät ins Hotel zurück? Es ist ab dreiundzwanzig Uhr geschlossen. Ich gebe Ihnen einen Schlüssel.«
»Das ist sehr freundlich, Madame.«
»Sie sprechen gut französisch, Monsieur.«
»Meine Mutter war Französin, mein Vater Ire. Mein Großvater ist nach Amerika ausgewandert. Er fand in Irland keine Arbeit.«
Die Concierge, Madame Juilette Bandu, eine biedere, grauhaarige, mollige Frau, deren Lebenserfahrung sich in den Falten ihres Gesichtes spiegelte, schloß Fontana sofort in ihr Herz. Für sie war er eines der armen Schweine, wie sie hier auf dem Montmartre zu Tausenden herumliefen, keiner dieser verwöhnten Söhne reicher Eltern, die sich am Pigalle austobten, bevor sie die Töchter anderer reicher Väter heiraten mußten, um die Vermögen zusammenzulegen. Ein Auswanderersohn aus Irland, der sich in Paris mit dem Vertrieb eines neuen Getränkes herumschlagen mußte, ein ganz mieses Geschäft, denn gerade in Frankreich war der Markt gesättigt. Außerdem trinkt ein anständiger Franzose nicht so ein Gesöff wie einen süßen Cocktail, sondern Wein, vor allem roten, oder Pastis, Cognac, Champagner und Pernod. Schon Whisky oder Gin sind eine Ausnahme, und ehe man einen ›Ladykiller‹, wie der neue Cocktail heißen sollte, trinkt, greift ein Franzose lieber zum Cointreau, wenn es schon süß sein soll.
Madame Bandu hatte diese Informationen von dem Herrn bekommen, der für Fontana das Zimmer im Hotel Monique gemietet hatte. Er meldete ihn als einen Robert (Bob) Fulton an … der offizielle Name Fontanas in Paris. Nur die Botschaft und in Kürze Jean Ducoux wußten seinen richtigen Namen.
»Monsieur Fulton«, sagte Madame Bandu voll mütterlicher Fürsorge, »wenn Sie einen Wunsch haben, sagen Sie ihn mir. Ich bin immer für Sie da.«
»Das ist sehr lieb von Ihnen, Madame. Aber im Augenblick habe ich keine Wünsche. Doch ja, einen habe ich: Ich möchte schlafen. Der Flug von Washington nach Paris, die Zeitverschiebung, das merkt man doch. Ich lege mich sofort hin … und bin für niemanden zu sprechen.«
»Ich werde dafür sorgen, daß Sie nicht gestört werden, Monsieur. Schlafen Sie gut.« Sie blinzelte ihm wie eine alte Verschwörerin zu und zierte sich doch, weiter zu sprechen. Doch dann fragte sie mutig: »Monsieur, haben Sie eine Probe Ihres ›Ladykiller‹ bei sich?«
»Morgen kommt per Luftfracht eine große Kiste an.« Fontana lachte und klopfte Juilette Bandu auf die Schulter. »Sie bekommen natürlich eine
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