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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vorstellung, die einen kalten Schauer über Reeds Rücken jagte.
    Ich werde mit Curley Verbindung aufnehmen, sagte er sich. Ich werde ihn zusammenscheißen, auch wenn er Colonel ist und ich nur Major bin. Was er sich da ausgedacht hatte, war kein vaterländischer Einsatz, sondern ein Mordkommando. Jawohl, ein Mord an Victoria.
    Er verließ leise das Zimmer, ging hinunter in sein Büro und grübelte darüber nach, wie man Victoria daran hindern könnte, sich so sinnlos zu opfern, denn Reed war davon überzeugt, daß sie keinerlei Chancen gegenüber der Mafia hatte. Man würde ihre Absichten sofort durchschauen, ihr eine Falle stellen und sie dann liquidieren. Und sie würde für immer verschwunden sein, ihre Leiche würde nie gefunden werden, aber ihr Name würde auf der Ehrentafel der CIA stehen, und keiner würde fragen oder erfahren, daß ihr Einsatz idiotisch gewesen war.
    Reed sah sich plötzlich einer Aufgabe gegenüber, die zu einer Herzensangelegenheit wurde …
    Djamil Houssein, wie Houseman jetzt hieß, landete mit einem tunesischen, einwandfreien Paß, dessen Bild einen stoppelbärtigen, typischen Araber zeigte, in Tripolis mit einem Passagierschiff, das Leonardo hieß. Es kam aus Genua und hatte dreihundertsiebzig Personen an Bord, die eine Mittelmeerkreuzfahrt gebucht hatten.
    Von New York war Houseman nach Rom geflogen, von Rom nach Genua, hatte sich dort in einem kleinen Hotel am Hafen umgezogen und verließ es als Djamil Houssein. Er trug Kopftuch und Djellabah, sprach ein kehliges Englisch und pflegte seinen Stoppelbart wie Jassir Arafat. Er sah sogar fast so aus wie Arafat, und auf dem Schiff wurde er ehrfurchtsvoll angestarrt, bis sich herumgesprochen hatte, daß er nicht Arafat war.
    Für Houseman war das der Beweis, daß seine Tarnung perfekt war. Selbst der Kapitän der Leonardo war bei Housemans Einschiffung unsicher geworden, auch als er in der Passagierliste Djamil Houssein las. »Das kann ein Deckname sein«, sagte er zu seinem Ersten Offizier, bis er sich davon überzeugen ließ, daß Arafat nicht mit einem Schiff von Genua nach Tripolis fährt, sondern fliegen würde.
    An der Pier im Hafen von Tripolis erwartete ihn bereits sein Kompagnon, der libysche Ölmühlenbesitzer und Großhändler Abdul Daraj. Obwohl sie sich noch nie gesehen hatten, breitete Daraj beide Arme aus und drückte Houseman an sich und küßte ihm die Stirn.
    »Willkommen, Bruder!« rief er so laut, daß alle Umstehenden ihn hörten. »Wie lange habe ich auf dich warten müssen! Endlich hat Allah meine Gebete erhört.«
    Und Houseman-Houssein rief ebenso laut: »Welche Freude, die geliebte Heimat wiederzusehen. Mein Bruder, das Heimweh hat mich zerrissen! Wo ist es schöner als in Libyen? Laß mich den Heimatboden küssen.«
    Er fiel auf die Erde, berührte den schmutzigen Betonboden mit den Lippen und erhob sich wieder. Die Umstehenden waren gerührt. Das ist ein Mensch, der die Erde seiner Vorfahren liebt …
    Daraj fuhr einen silbernen Mercedes, was bewies, daß seine Ölmühle eine Goldgrube sein mußte. Houseman wunderte sich, wie ein so wohlhabender Araber, der offensichtlich nichts entbehrt, ein V-Mann der CIA sein kann? Was trieb ihn dazu, sein Land zu bespitzeln? Die Dollars, die er von der CIA bekam, könnte er leicht aus der Portokasse seiner Unternehmen holen. An Geld konnte es also nicht liegen, es mußte andere, tiefere Gründe haben. Houseman nahm sich vor Daraj noch heute danach zu fragen.
    Der Autoverkehr im modernen Tripolis glich fast dem in Manhattan. Daraj hupte sich den Weg frei, er fuhr so forsch durch das Gewühl von Autos, Lastwagen und Motorrädern, daß Houseman jeden Moment mit einem Zusammenstoß rechnete. Erst außerhalb der Stadt, wo die Viertel der Wohlhabenderen lagen und erst recht in dem Villenviertel mit seinen großen, bewässerten Gärten, den Palmenhainen und blühenden Sträuchern, ließ der Verkehr merklich nach, um zwischen den Privatparks fast gänzlich aufzuhören. Ihr Mercedes war auf den letzten Metern der einzige Wagen auf der Straße.
    Daraj hielt vor einer typischen arabischen Villa: kein Fenster, nur eine dicke geschnitzte Tür in der Hauswand, flaches Dach, das als Terrasse diente und mit Zwergpalmen in großen Kübeln die Blicke Fremder abwehrte, dafür aber ein üppig blühender Vorgarten, ein gepflegter Rasen und ein gebogenes Eingangstor an der Straße. Ein breiter Weg, mit Marmorplatten belegt, führte zu einer Vierfachgarage.
    Wie von Zauberhand öffnete sich das

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