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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in den Dörfern herum und bezahlte einige Rubel mehr für die Liter, als die Bauern auf dem freien Markt erhalten würden. Es war eine gute, fette, nur gesiebte Milch, die nicht abgerahmt wurde, sondern von der Kuh direkt in die Kannen von Nikita floß.
    Nur eines bedachte Nikita in seinem Enthusiasmus nicht: Auch die Kühe waren geringfügig verstrahlt, das Gras, das sie fraßen, war belastet, das Heu verseucht … die ganze Gegend um Krasnojarsk-26 atmete den unsichtbaren, schleichenden Tod. Die Sterblichkeit an Leukämie war siebenmal höher als in anderen Städten, und die Anzahl der Geburten von mißgebildeten Babys häuften sich ebenfalls. Trotzdem schien die Milch das einzige Mittel zu sein, das Wawra noch retten konnte, auch wenn Nikita es nicht verstand. Für ihn blieb es eben ein Wunder.
    »Ein Kilogramm Plutonium 239 habe ich schon zur Seite gebracht«, sagte Wawra eines Tages. »Es war ganz leicht. Ich habe die Fässer in meiner neuen Eigenschaft als Leiterin der Atomdeponie gezählt und ein Faß weggerollt in einen anderen, unterirdischen Keller. Keiner hat es gemerkt … aber ich habe das Fehlen des Kilogramms sofort gemeldet und die Schuld meinem Vorgänger zugeschoben. Er wird es schwer haben, seine Unschuld zu beweisen, da er doch mit Abnehmern verhandelt hat.«
    »Du bist ein gefährliches Weib!« sagte Nikita und umarmte sie. »Ein raffiniertes Luder … ich bin stolz auf dich. Zählt denn keiner nach?«
    »Nein. Die Direktion vertraut mir. Was ich melde, gilt als Tatsache, da kümmert sich keiner darum. Nicht einmal eine Wache steht vor den Bunkern. Wozu auch? Das Reaktorgebiet und die Trennanlagen und Labors sind die sichersten aller Atomfabriken in Rußland. Das hat neulich sogar eine Kommission des Atomministeriums in Moskau festgestellt, und man hat uns Belobigungen ausgesprochen.«
    »Ich werde es sofort an Sybin durchgeben.«
    »Er weiß doch, daß ich vier Kilo besorgen kann.«
    »Das war ein Versprechen … jetzt haben wir ein Kilo wirklich in den Händen. Wawra, du bist reich! Millionärin.«
    »Wir sind reich, mein Schatz. Ich tue es doch nur für dich …«
    Sybin nahm die Nachricht mit großer Freude auf. Als Suchanow am Telefon sagte: »Ich habe auf Großmütterchens Grab einen großen Kranz gelegt!« antwortete Sybin: »Sie hat es verdient. Nikita Victorowitsch, du bist ein guter Kamerad. Meinen Dank wirst du noch bekommen.«
    An diesem Abend mußte Wawra keine Milch trinken … sie leerten eine Flasche Krimsekt und liebten sich bis zum Morgengrauen. Auch darin war Wawra ein raffiniertes Luder; sie beschäftigte Nikita so lange, bis er Arme und Beine von sich streckte und fast weinerlich sagte: »Ich kann nicht mehr!«
    Und sie antwortete, auf ihm liegend wie eine warme Schlange: »Warum gibst du mir auch soviel Milch? Sie macht mich stark wie eine Wölfin …«
    Wenn ein Amerikaner nach Paris kommt, ist das für ihn ein besonderes Erlebnis. Gewohnt, zwischen Hochhäusern und in Straßenschluchten zu leben und die abgasgeschwängerte Luft der Großstädte einzuatmen, wirkt auf ihn Paris mit seinen breiten Boulevards, den verträumten Plätzen, den Stadtpalästen, den Bistros und Cafés, wo sich das Leben an den Tischen und Stühlen auf der Straße abspielt, den wundervollen Brücken über die Seine, dem Künstlerviertel von Saint-Germain-des-Prés, wo auch Hemingway seine Hungerjahre verbracht hatte, den Alleen und der verführerischen Eleganz der Frauen wie eine eigene Welt.
    Natürlich gab es auch in Washington und New York Plätze, die die Herzen öffneten. Der Central Park, die Auen am Potomac, der Hudson, das romantische New Jersey, das Capitol, der Ehrenfriedhof von Arlington, das Memorialdenkmal mit der Riesenfigur von Lincoln, die Freiheitsstatue … aber alles war gigantisch, irgendwie erdrückend und vor allem im Sinne der Historie eine Hymne auf die Neuzeit. In Paris dagegen atmeten die Jahrhunderte … hier erstrahlten Geist und Kultur schon zu einer Zeit, in der Washington noch eine elende Siedlung war und Manhattan ein unbewohnbares Sumpfgelände. Solch ein Spaziergang durch die Geschichte und Kultur der Alten Welt faszinierte jeden Amerikaner – ob er vor Notre-Dame stand oder vor dem Kölner Dom, vor Michelangelos Pietà, vor Leonardo da Vincis Abendmahl oder der Mona Lisa, dem Tower oder dem Hradschin in Prag, jeder war ergriffen von der ewig lebenden und ständig gegenwärtigen Historie.
    Dick Fontana war einer der wenigen Amerikaner, die ein solches Gefühl nicht

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