Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
brennen. Du elender Schuft, dachte sie. Mit zweihundert Gramm bestem Plutonium reist du herum und würdest jeden Schmuggler erschießen. Ich möchte es tun, hörst du, hier auf der Stelle, aber ich darf nicht. Ich muß mich vor dir ausziehen, dich im Bett auf meinem Körper dulden, um aus dir herauszuholen, was du weißt. Ich muß eine Hure sein, um meinem Vaterland zu dienen. Wißt ihr, was ihr da von mir verlangt? Mit diesem Mann zu schlafen, verätzt meinen Körper. Das kann man nicht mehr unter der Dusche abspülen, das bleibt in die Haut eingebrannt. Ich werde nicht mehr der Mensch sein, der ich vorher war.
    Warum erlaubt ihr mir nur nicht, ihn zu töten …
    »Wir sind da«, sagte sie, da Anassimow im Wagen sitzen blieb.
    »Ein lustiges Haus.« Er stieg aus und bewunderte die Wandmalereien. »Verrückt, aber schön.«
    »Ich habe es selbst bemalt.«
    »Wirklich? Dann will ich es ein Kunstwerk nennen.«
    Sie ging zu der blauen Tür, schloß sie auf und winkte. Anassimow beeilte sich, ihr zu folgen. Sie betraten einen fast leeren Vorraum, an dessen Wand als einziger Schmuck ein großes Gemälde des alten Jerusalem hing. Aber die hintere Wand bestand aus einer hohen Glastür, die den Blick freigab auf einen säulengestützten Bogengang und den Innenhof, ausgestattet mit blühenden Büschen, kleinen Palmen und dem kleinen, plätschernden Brunnen.
    »Bezaubernd!« rief Anassimow. »Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Sie sind eine glückliche Frau, Jermila. So wie Sie leben … davon träume ich. Verdammt, ich möchte hierbleiben! Ich möchte nicht wieder zurück nach Moskau.«
    Das glaube ich, dachte sie. In Moskau wirst du nicht mehr lange leben. Die zweihundert Gramm Plutonium, die du verloren hast, sind dein Todesurteil. Wer auch immer hinter dem Schmuggel steckt – er wird keine Gnade kennen. Wer in diesem Geschäft Millionen von Dollar in den Sand setzt, hat die Berechtigung zu leben verloren.
    Sie gingen unter dem Bogengang zu einem Zimmer, dessen Glaswand Jermila zur Seite schob: der Wohnraum. Rattanmöbel mit bunten Chintzbezügen, ein großer gläserner Tisch, zwei Bauernschränke aus rötlichem Holz, auf dem Kachelboden ein hellgrüner Wollteppich, wie die Nomaden ihn knüpfen. Und in der Ecke eine Bar mit Gläsern und einer Flaschenbatterie.
    Anassimows Augen begannen zu glänzen. »Hier fühle ich mich wohl!« rief er und ging sofort zur Bar. »Sogar einen Wodka haben Sie! Jermila, ich habe gesehen, daß Sie gern trinken und eine Menge vertragen können. Das macht sie mir doppelt sympathisch.«
    Er hätte anders reagiert, wenn er gewußt hätte, daß eine Stunde vorher Nathan Rishon all diese Flaschen aus Tel Aviv hierhergebracht und stilvoll aufgebaut hatte. Auch für die Kühlung hatte er gesorgt und dabei einen Fehler begangen: Er hatte einen Kübel mit Eiswürfeln bereitgestellt. Wie kommen Eiswürfel in ein tagelang nicht bewohntes Haus? Aber Anassimow merkte es nicht … er sah die Flaschen, dachte an die bevorstehenden Stunden und verlor seine Vorsicht in der Vorfreude. Es war wie bei vielen Männern in einer solchen Situation: Der Verstand schien sich automatisch abzuschalten.
    Als Anassimow zu der Wodkaflasche griff, hielt Jermila seine Hand fest.
    »Darf ich das übernehmen? Ich bin die Gastgeberin. Wodka? Bei der Hitze. Wäre da ein Longdrink nicht besser?«
    »Ich trinke alles, was auch Sie trinken.« Anassimow ging zu einem der Rattansessel und ließ sich hineinfallen. Er streckte die Beine weit von sich und fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Er sah Jermila zu, wie sie den Drink mixte, ohne wahrzunehmen, was sie da zusammenbraute und daß es zwei verschiedene Gläser waren. Die Fahrt hatte ihn etwas ermüdet, dazu kam, daß er noch unter den Nachwirkungen der höllischen Cocktails litt. Und wieder bewunderte er Jermila, die so frisch und fröhlich aussah, als habe sie im Morgentau gebadet.
    »Zum Wohle und darauf, daß Sie der erste Mann in diesen Mauern sind!« sagte sie und reichte Anassimow sein Glas.
    Er nahm es, hob es hoch und schrie:
    »Na sdorowje! Das ist russisch und heißt ›Auf die Gesundheit‹. Wie sagt man bei uns: Schmeckt dir der Wodka nicht mehr, dann gehe zum Sargtischler! Mir schmeckt er immer. Jermila, es ist eine alte Weisheit: Der Trunkene kennt keine Gefahr! Machen Sie es uns Russen nach … verachten Sie die Gefahr!«
    Sie stießen miteinander an, und während Jermila ihr Glas leerte, rollte Anassimow mit den Augen, trank sein Glas ebenfalls leer

Weitere Kostenlose Bücher