Tödlicher Staub
und seufzte dann laut auf.
»Der hat es in sich!« sagte er und hauchte in die Luft. »Dabei bleiben wir.«
Jermila stellte ihr Glas ab und blickte auf Anassimow hinunter.
»Ich gehe …«
»Gehen? Wohin?«
»Ins Bad, unter die Dusche. Wenn ich fertig bin, können Sie sich duschen. Wir sind beide voller Staub.«
»Ein genialer Gedanke.«
Anassimow blickte ihr nach, als sie das Zimmer verließ. Sie duscht sich, und wenn sie wieder herauskommt, ich wette, alter Junge, dann hat sie nur einen Bademantel an und nichts darunter. Genauso werde ich es auch machen. Was dann folgt, ist so sicher, wie eins plus eins zwei ist. Wladimir, stärke dich für die Schlacht.
Er ging zur Bar, griff nach der Wodkaflasche und trank ein paar große Schlucke, ohne sich zu wundern, daß die Flasche eisgekühlt war. Er genoß das angenehme Gefühl der Leichtigkeit, das in ihm wuchs, dieses Gefühl, auf Wolken zu schweben, das ihn immer überfiel, wenn er eine gewisse Menge Wodka getrunken hatte. Die Welt um ihn herum wurde schwerelos. Hinzu kam ein ihm fremdes Gefühl – er fühlte sich euphorisch, er hätte alles, was er sah, küssen können: die Flaschen, die Sessel, die Schränke, den gläsernen Tisch, einfach alles. Er begann, alle Gegenstände zu lieben, als seien sie Leiber, Arme, Beine, Köpfe … es mußte Jermilas Longdrink sein, der die Wirklichkeit so verzauberte.
Anassimow starrte Jermila aus flackernden Augen an, als sie aus dem Bad kam. Wie er gedacht hatte, so war es: Sie hatte einen weißen Bademantel an und nichts darunter.
»Jetzt sind Sie dran, Anassimow!« hörte er ihre Stimme.
»Ich komme! Ich fliege! O Jermila, Sie sind ein Wunder …«
Auch unter der Dusche verlor sich nicht das Gefühl, alles warte auf seine Umarmung. Im Gegenteil, unter den warmen und dann kalten Strahlen der Dusche fühlte sich Anassimow wie eine griechische Sagengestalt, die durch die Welt zog, um alles und jeden zu beglücken.
»Hier geb ich dir ein Fläschchen mit«, hatte Nathan Rishon zu Jermila gesagt, bevor er ihr vorausgefahren war. »Der Inhalt ist farb- und geschmacklos. Misch ihm das in die Getränke … es verändert seinen Charakter. Es ist eine Art Wahrheitsdroge; wir haben es im Labor getestet und das Ergebnis war sensationell. Samuel Bier hat es selbst an sich erprobt. Bier ist der Leiter des Labors. Ein mutiger Mann … denn nach Einnahme von zehn Tropfen der neuen Droge hat er gestanden, im letzten Jahr zwei Geliebte gehabt zu haben, darunter die Frau eines Mitarbeiters. Gab das einen Aufstand! Die Droge enthemmt einen Menschen total. Wenn Anassimow das schluckt, würde er alles erzählen, was er weiß. Aber Vorsicht, zuviel von dem Zeug, und ein Mensch kann zum reißenden Tier werden! Fang vorsichtig mit zehn Tropfen an.«
Anassimow kam aus dem Bad zurück. Den an einem Haken hängenden Bademantel ignorierte er. Nackt rannte er ins Wohnzimmer und sah Jermila auf der Couch liegen. Sie schrak hoch, ihr Bademantel verrutschte und gab ihre Brüste frei. Sie starrte Anassimow an und spürte, wie sich ihr der Hals zuzog. Noch nie hatte sie eine so ausgeprägte und starke Männlichkeit wie bei ihm gesehen … doch es war ein Anblick, der keinerlei Lust erzeugte, sondern nur Schrecken und Angst. Wie ein Stier rannte Anassimow auf sie zu und blieb vor ihr stehen.
»Jermila …« Es war ein heiseres Keuchen, das von seinen Lippen kam. »Ich bin verrückt geworden.« Dann sank er vor ihr auf die Knie und drückte sein Gesicht zwischen ihre Schenkel. Jermila erstarrte.
Fünfzehn Tropfen waren doch zuviel gewesen – zehn hätten genügt. So, wie es Rishon ihr geraten hatte.
Aber Jermilas Angst erwies sich als unnötig: Später, nach ausgiebigem Streicheln und vielen Küssen, lagen sie zusammen auf dem dicken Wollteppich vor der Couch, und Anassimow hatte die Augen geschlossen, umklammerte ihre Brüste und war glücklich.
»Ich habe dich belogen …«, sagte er mit einer Stimme, die so schwebte, wie er sich fühlte. »Ich bin kein Schlosser. Ich bin ein Freund …«
»Von wem?« Jermila preßte die Lippen zusammen, als er den Druck seiner Hände auf ihren Brüsten verstärkte.
»Von einem der mächtigsten Männer Rußlands.«
»Erzähle …«
Sein umnebeltes Gehirn machte einen Sprung. »Der MOSSAD besteht nur aus Idioten!«
»Ist das wahr?«
»Der beste Geheimdienst der Welt. Zum Lachen! Ich habe sie hereingelegt. Ich habe sie getäuscht. Sie haben mir alles geglaubt, was ich gesagt habe. Alles nur Idioten!«
»Wer
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