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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Morgenbesprechung:
    »Was uns der MOSSAD da faxt, ist zu neunzig Prozent ein alter Hut. Der BND hat uns das mitgeteilt. Interessant ist nur die Information von dem Mann mit den neun Fingern. Igor Germanowitsch. Ausgerechnet Germanowitsch. German … das ist wieder was für die britische Boulevardpresse. Und er soll der Kopf der Atommafia sein! So einen Burschen muß doch der KGB im Handumdrehen finden. Jetzt wäre es an der Zeit, daß der BND mit seinen russischen Kollegen einmal Tacheles redet.«
    »Was kommt dabei heraus?« Kommissar Berger schüttelte den Kopf. »Solange der Russe bestreitet, daß auch nur ein Gramm Plutonium aus seinen Werken stammt, ist der Vorhang zu. Wir werden mit dem Atomschmuggel leben müssen … heute, morgen und in den nächsten Jahren.«
    »So Gott will. Amen.« Wallner wedelte mit dem Fax. »Wer fängt den Mann, dem ein Finger fehlt …?«
    Anassimow wirkte elend und unglücklich, als man ihm in Tel Aviv die Flugtickets aushändigte.
    Am Morgen nach dem Tag im Kibbuz war er wie willenlos gewesen und hatte die Rückfahrt wie im Halbschlaf erlebt. Ich kann nichts mehr vertragen! Das war eine für ihn alarmierende Feststellung. Ein paar Wodkas hauen mich um, lähmen mein Gehirn, liegen wie Bleiplatten in meinem Kopf. Ich weiß nicht mehr, was alles geschehen ist, ob ich mit Jermila geschlafen habe, und fragen will ich sie nicht, das wäre eine Blamage. Ist das das Schicksal eines alten Säufers: das Aussetzen der Erinnerung? Wladimir Leonidowitsch, machen dich jetzt schon ein paar Wodkas zum Wrack?
    Jermila war, wie immer, frisch und voller Lebenslust. Sie trällerte beim Frühstück ein Liedchen, lief in engen Shorts und einem knappen Baumwollhemd herum, auf das ein bunter Papagei gedruckt war. Sie sah hinreißend schön aus und brachte Anassimow in arge Bedrängnis. Hab ich oder nicht … Immer die gleiche Frage. Jermila jedenfalls tat so, als seien sie jetzt gut bekannt.
    Nach einer heißen Fahrt setzte sie Anassimow vor dem Hotel König David ab. »Alles Gute für die Zukunft«, sagte sie. Die Hand gab sie ihm nicht.
    »Sehen wir uns wieder, Jermila?« Anassimows Stimme klang sehr dünn.
    »Warum?«
    »Ich liebe dich …« Seine Blicke flehten sie an. »Und du?«
    »Solche Fragen mag ich nicht. Steig bitte aus.«
    »Warum hast du mich dann in den Kibbuz gebracht? In dein Haus?«
    »Eine dumme Laune, nimm es nicht zu ernst.«
    »Habe ich mich danebenbenommen?«
    »Nein, du hast dich völlig korrekt benommen. Steig jetzt bitte aus.«
    Er öffnete die Tür, blieb aber daneben stehen, obwohl Jermila wieder den Motor anließ. »Ich muß dich wiedersehen. Daß ich in Israel bleiben möchte … das war keine dumme Rede, kein besoffener Spruch. Ich will es wirklich.«
    »Darüber reden wir noch.« Jermila sagte es, um endlich von ihm fortzukommen. Sie wußte, daß er in zwei Stunden seine Flugtickets überreicht bekam und den Befehl der Polizei, endgültig und für immer Israel zu verlassen.
    Sie zog die Tür zu, winkte ihm kurz und fuhr schnell davon. Anassimow starrte dem Wagen nach. Darüber reden wir noch … das heißt, wir sehen uns wieder. Danke, Jermila.
    In seinem Appartement warf er sich auf das Bett und versuchte, sich an die vergangene Nacht zu erinnern. Er kam bis zu dem Punkt, als Jermila mit dem weißen Bademantel vom Duschen kam … dann hörte die Erinnerung auf. Was weiter geschehen war, blieb im dunkeln. Ein völliger Erinnerungsverlust. Für Anassimow eine niederdrückende Erkenntnis.
    Er schrak auf, als ohne anzuklopfen zwei Männer eintraten. Einen von ihnen kannte er. Zvi Silberstein, der Kerl, der ihn im Verhör zermalmen wollte, aber sich schließlich sogar entschuldigt hatte. Einer der MOSSAD-Idioten, wie Anassimow sie nannte.
    Er blieb auf dem Bett liegen und zog nur die Beine an.
    »Was wollen Sie denn hier?« fragte er angriffslustig.
    »Haben Sie vergessen, daß Sie noch die Tickets bekommen? Hier sind sie.«
    Silberstein warf ihm die Flugscheine zu. Sie landeten auf Anassimows Brust.
    »Ich will nicht fliegen«, sagte er.
    »Sie haben hier gar nichts zu wollen.«
    »Ich bleibe in Israel.«
    »Das bestimmen wir. Sie fliegen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann wechseln Sie von einem Hotelzimmer in eine Zelle, bis Sie vernünftig geworden sind.«
    »Ich werde nach Israel zurückkehren.«
    »Sie werden kein Visum bekommen.«
    »Dann reise ich illegal ein.«
    »Und landen wieder in der Zelle.« Silberstein blickte Anassimow mit kalten Augen an. »Neben mir, das ist Herr

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