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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bewachte und geheime Atomkombinat geschlagen hatte … wer garantierte, daß nicht doch der ganze Handel in der Überwachung hängenblieb? Je mehr Mitwisser, um so größer war die Gefahr der Aufdeckung des Deals. Das vielzitierte ›schwache Glied der Kette‹ konnte in diesem Falle vernichtend sein.
    »Wer hat noch Kenntnis von dem Lithium?« fragte Dr. Sendlinger. Spasski hob bedauernd beide Hände.
    »Das weiß nur der General.«
    »Und was wissen Sie?«
    »Nur das, was ich Ihnen weitergeben soll.« Spasski trank seinen Cocktail aus. Er hatte das Gefühl, daß sein Hals austrocknete. Auch ihm war bewußt, auf welch unbekannten und gefährlichen Weg er eingebogen war. »Ich bin nur die Zwischenstation Ihrer Verbindung zu Moskau. Ich soll Ihre Antwort schon morgen weiterleiten. General Petschin hat mir eine Geheimnummer mitgeteilt, eine Militärtelefonnummer, unter der ich ihn direkt, ohne Vermittlung, erreichen kann.« Spasski hüstelte. Sein Rachen schien angeschwollen zu sein. »Was soll ich antworten?«
    »Wir möchten die Probe sehen. Erst dann, wenn es wirklich Lithium 6 ist, können wir Kontakt zu einem Interessenten aufnehmen.«
    »Natürlich.«
    »Und wie soll der Stoff nach Berlin kommen?«
    »Darüber hat der General nicht gesprochen. Aber ich nehme an: mit einem Kurier.«
    »Wieder zwei Augen mehr!« sagte Waldhaas.
    »Anders geht es nicht.« Spasski stand auf, ging zur Hausbar und goß sich aus dem Mixbecher einen Cocktail ein, den er in einem Zug austrank.
    »Und wann?«
    »Das teilt der General noch mit. Es gibt, glaube ich, keinen anderen Weg als den über Polen oder Tschechien. Warten wir es ab. Es ist so besprochen, daß sich der Kurier bei mir meldet.«
    »Sie stecken also tief mit drin, Spasski!« stellte Dr. Sendlinger fest. Die Zusammenarbeit mit Spasski beim Waffenhandel hatte bisher nie Ärger gebracht, trotzdem war Sendlinger immer auf Abstand geblieben. Er mochte Spasski einfach nicht. Begründen konnte er es allerdings nicht. Es war ein unerklärliches Gefühl, das ihn immer dann überfiel, wenn er Spasski gegenübersaß. »Er ist mir zu glatt, zu schleimig«, sagte er einmal zu Waldhaas. »Und seine Augen signalisieren etwas anderes, als sein Mund spricht. Achten Sie mal darauf: Er macht einen Witz, aber sein Blick ist drohend. Ich werde nicht klug aus ihm. In meinen Augen ist er eine Ratte mit einem Kaninchengesicht.« Auch jetzt hatte Dr. Sendlinger das Empfinden, Spasski spiele auf zwei Klavieren gleichzeitig.
    Spasski zuckte die Schultern. Welch eine Frage, dachte er. Was heißt das: Sie stecken tief mit drin?
    »Petschin war mein General, ich war sein Unteroffizier. Ich gehorche ihm noch immer. Ich bin ein treuer, traditionsbewußter Mensch. Ich verehre ihn.«
    Eine Antwort, so russisch, daß Dr. Sendlinger auf weitere Fragen verzichtete.
    Später, auf der Rückfahrt zum Dicken Adolf, wandte sich Dr. Sendlinger an Waldhaas. »Was halten Sie von der ganzen Sache?«
    »Wenn es wirklich Lithium 6 ist, kann das ein Bombengeschäft werden … im wahrsten Sinne des Wortes.« Waldhaas lachte über das Wortspiel. »Vorausgesetzt, daß Petschin mehr liefern kann als nur eine Probe. Dann wäre es ein Jonglieren mit Millionen Dollar.«
    »Und wenn die Probe stimmt, aber später die bestellte Menge untauglich ist?« Hässler saß am Steuer seines VW-Transporters, er hatte während der Verhandlung mit Spasski bis auf ein paar Bemerkungen geschwiegen. »Was dann?«
    »Wir werden bei unseren Kunden Vertrauen verlieren.« Dr. Sendlinger war sich vollkommen klar darüber, was dann passieren würde. Das Risiko war ungeahnt groß.
    »Oder unser Leben.« Hässler umklammerte das Lenkrad. »Bei einem solchen Geschäft kennt man keine Entschuldigungen. Da stehen wir im Visier, und irgendeiner drückt ab. Wir lassen uns auf einen lebensgefährlichen Job ein.«
    »Da wir das wissen, werden wir das Risiko so gering wie möglich halten«, erwiderte Waldhaas.
    »Und wie?« Hässler hupte wütend, ein Auto kam von links, schnitt ihn und sauste in eine Nebenstraße. »Haben Sie diesen Idioten gesehen?«
    »Ein gutes Beispiel. Man kann eher auf der Straße umkommen als in unserem Geschäft. Wir werden dem Kunden sagen, daß das Risiko sehr hoch ist. Wir werden ihm erklären, daß wir nur vermitteln, was uns angeboten wurde. Er wird sowieso erst zahlen, wenn die Expertise vorliegt: reines Lithium 6, dann die Dollars.«
    »Und wenn der Kunde uns bescheißt?«
    »Das kann er nicht. Er bekommt den Stoff

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