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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Utopie. Unsere Atomanlagen, die radioaktives Material für die Atomwaffen der Roten Armee liefern, gehören zu den bestbewachten Fabriken der Welt. Da huscht nicht eine Maus ungesehen herum! Liebe Freunde … über das Waffengeschäft läßt sich reden … Über Atomwaffen nicht! Plutonium im illegalen Handel … ein unmöglicher Gedanke!«
    An diesem Abend im Lokal Zum dicken Adolf verabschiedete sich General Petschin mit einer kleinen Feier von seinen deutschen Freunden. Zu später Stunde dachte er mit Wehmut an seine Berliner Zeit zurück, und es traten ihm Tränen in die Augen. Die russische Seele … Abschied nehmen ist wie ein halber Tod. Vor allem, wenn man nicht weiß, was einen in Moskau erwartet und wie die Zukunft im neuen Rußland Gorbatschows aussehen wird.
    Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
    Gütiger Himmel, wie viele werden zu spät kommen? Kann man über ein halbes Jahrhundert Sowjetdenken so einfach auslöschen? Und was kommt dann?
    Es wurde ein trauriger Abschied. Petschin umarmte seine deutschen Freunde, küßte sie nach alter Tradition dreimal auf die Wangen und fuhr dann nach Karlshorst zurück. Dr. Sendlinger, Waldhaas und Hässler standen vor der Kneipe und winkten ihm nach.
    »Glauben Sie, daß das Geschäft mit ihm klappt?« fragte Hässler. »Er macht sich schon jetzt in die Hosen.«
    »Aber er ist geldgierig … das beruhigt seinen Darm.« Dr. Sendlinger lachte laut.
    Am 31.8.1990 gab es nach Unterzeichnung des Wiedervereinigungsvertrages nur noch ein Deutschland. Petschins Ahnungen hatten sich erfüllt.
    Stasi-Major Ludwig Waldhaas kam dank Dr. Sendlingers Beziehungen nicht in die Fahndungsakten und wurde Baustoffhändler bei Adolf Hässlers Schwager in Berlin-Tegel. Dr. Sendlingers Rechtsanwaltspraxis wurde von ›Ossis‹ überschwemmt, die Rat suchten gegen die gewieften westdeutschen Geschäftemacher, die modernen Goldgräber, die auf allen Gebieten versuchten, die ostdeutschen Brüder über den Tisch zu ziehen. Adolf Hässler ließ seine Kneipe renovieren und gliederte ihr ein Bistro an. Zum dicken Adolf wurde ein In-Lokal. Es schien, als würde allein der Name jede Menge neuer Gäste anziehen. Eine ›Vereinigung deutscher Nationalisten‹ erwählte es zum Stammlokal, was Hässler gar nicht recht war. Aber die Kerle hatten Geld und wurden von unbekannten Gruppen unterstützt. Und wo Hässler Geld witterte, bekam er eine Nase wie ein Spürhund. Ab und zu ließ er in Gesprächen einfließen, daß russische Offiziere, die mit ihrer Truppe zurück nach Rußland versetzt wurden, gerne eine Rakete stehenließen und dafür eine Waschmaschine mit nach Hause nahmen.
    Von General Petschin hörten die drei nur wenig, aber der Kontakt mit dem Pelzhändler Spasski klappte vorzüglich. Über geheimgehaltene Wege schafften sie Waffen aller Kaliber nach Jugoslawien, Ghana und Nigeria, Somalia und Angola, und von manchen afrikanischen Diktaturen wurde der Wunsch an sie herangetragen, das Arsenal auch mit einigen einsatzfähigen Atombomben zu füllen.
    Aber General Petschin reagierte nicht auf die Anfragen nach Plutonium, Uran oder Lithium.
    »Ein Scheißkerl!« schimpfte Waldhaas enttäuscht. »Wir müssen uns um eine andere Quelle bemühen. Dabei soll es jetzt so leicht sein, an radioaktive Stoffe heranzukommen. Wir dürfen die aktuelle Entwicklung nicht verschlafen. Petschin begreift nicht, daß man investieren muß, ehe man Gewinne macht. Er sitzt auf seinem Geld in der Schweiz, aber statt goldene Eier brütet er nur heiße Luft aus! Er ist zu geizig mit den ›Vermittlergebühren‹. Irgendeiner der ›Atomschtschiki‹ an den Reaktoren von Tomsk-7 und Krasnojarsk-26 wird doch weichzukneten sein, wenn man ihm eine Million Dollar auf die Hand zählt. Jeder Mensch ist käuflich, es kommt nur auf die Summe an – das ist eine uralte Weisheit. Dr. Sendlinger, als der Beauftragte dieses afrikanischen Präsidenten …«
    »Ich kann nicht etwas anbieten, was ich nicht habe. Aber ich werde in den nächsten Tagen nach Moskau fliegen und neue Wege erforschen.«
    »Genau das wollte ich vorschlagen. Sie werden auch Petschin treffen?«
    »Natürlich.«
    »Dann machen Sie ihm klar, daß Dollars nicht ein Sitzkissen sind, sondern ein Geschäftskapital. Er nutzt seine Stellung als oberster Waffenkontrolleur der Roten Armee nicht richtig aus. Wenn nicht er Verbindungen zu den Rüstungsbetrieben herstellen kann – wer sonst? Und auch an die völlig abgeschirmten und geheimen Atomzentren müßte er

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