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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über Kreuz- und-Quer-Verbindungen herankommen. Es ist alles nur eine Frage des Geldes. Schlitzen Sie ihm die Taschen auf, Doktor.«
    Drei Tage, bevor Dr. Sendlinger seine Reise nach Rußland antrat, rief Pelzhändler Spasski in der Baustoffgroßhandlung in Tegel an und sagte, als sich Waldhaas meldete:
    »Können Sie kommen zu mir?«
    »Warum?«
    »Großes Projekt von General Petschin!« antwortete Spasski mit verschwörerischer Stimme.
    »Hat er fünf Panzer T 52 für den afrikanischen Staat auftreiben können?«
    »Nein … kleiner. Kann man in Hosentasche wegtragen.«
    Waldhaas wurde aufmerksam. In Hosentasche wegtragen? Großes Projekt? Himmel noch mal – sollte Petschin wirklich einen Tunnel zu einem Atomkraftwerk gefunden haben?
    »Wann?« fragte er laut.
    »Heute abend bei mir.«
    »In Ordnung. Wir sind gegen zwanzig Uhr bei Ihnen.«
    Pünktlich um acht Uhr abends fuhren Dr. Sendlinger, Waldhaas und Adolf Hässler zum Pelzgeschäft in der Wilmersdorfer Straße und parkten zwanzig Meter von der Ladentür entfernt. Sie hatten Hässlers Wagen benutzt, einen VW-Transporter, auf dessen Seitenwänden mit großen Buchstaben der Slogan gemalt war: ›ZUM DICKEN ADOLF komm herein – und wenn Du gehst, bist Du sein Freund‹. Solch einen Spruch merkt sich jeder Berliner.
    Sie blieben vor den beiden hellerleuchteten Schaufenstern stehen, ehe sie klingelten. Hässler, der selten zu Spasski kam, schnalzte mit der Zunge.
    »Das sind ja tolle Modelle. Ich versteh nichts von Pelzen, aber das da müssen Dinger sein, die 'ne Stange Geld kosten. Wer kauft denn so was?«
    »Von seinen Pelzen kann Spasski nicht leben.« Dr. Sendlinger lachte kurz auf. »Der liebe Jurij Nikolajewitsch hält seine Hände woanders auf. Wir wissen noch lange nicht alles, was sich um uns herum tut … und ich will es auch gar nicht wissen. Wichtig ist nur, daß niemand unsere Pfade kreuzt.«
    Spasski war so fröhlich, Petschins Freunde zu sehen, daß Waldhaas zurückhaltend wurde. Sie setzten sich in Spasskis protziger Wohnung in die Couchecke, beobachteten schweigend, wie Spasski an der Hausbar Drinks aus Wodka, Cassis und einem Hauch von Pfefferminzlikör mixte, eine eigene Kreation, die er ›Abendröte‹ nannte und von der er behauptete, daß sich die schönsten Frauen nach drei Gläschen auf der Couch ausstreckten.
    »Was ist mit General Petschin?« fragte Dr. Sendlinger, nachdem sie an dem Cocktail genippt hatten. »Spasski, machen Sie es nicht so spannend.«
    »Der General kann Ihnen eine Probe schicken.«
    »Eine Probe wovon?«
    »Lithium 6«, antwortete Spasski leichthin.
    Dr. Sendlinger und Waldhaas sahen sich überrascht an. Adolf Hässler mußte sich die Nase putzen … ein nervöser Juckreiz ließ ihn plötzlich niesen.
    »Wirklich Lithium 6?« fragte Waldhaas.
    »Ja.« Spasskis Gesicht glänzte, wie mit Speck eingerieben. »Ich habe es mir genau notiert. General Petschin hat es am Telefon dreimal wiederholt.«
    »Am Telefon!« Waldhaas seufzte auf. »Am Telefon! Er ist wirklich ein Scheißer! Wer da alles mithören kann! Auch wenn er über eine Armeeleitung spricht – gerade die werden überwacht.«
    »Was nennt der General eine Probe?« fragte Dr. Sendlinger. Er hielt das Telefonat für nicht so gefährlich.
    »Hundertzwanzig bis zweihundert Gramm. Nicht genug für eine Wasserstoffbombe.« Spasski grinste. Ihn für dumm zu verkaufen, war ein Irrtum: Er wußte genau, was man mit Lithium 6 anfangen konnte. Und er wußte auch, daß die Atombombe, die 1945 über der südjapanischen Stadt Nagasaki explodiert war, eine Plutoniumbombe gewesen war. Damals starben Zehntausende – eine genaue Zahl war nie bekannt geworden –, und ebenso viele Menschen starben an den Spätschäden, an Leukämie oder Knochenkrebs, Lungen- oder Leberkrebs. Selbst Jahre später war die Anzahl der Mißgeburten alarmierend hoch.
    »Und was sollen wir mit dieser Probe?« fragte Waldhaas.
    »Sie als Beweis den Kunden vorlegen.« Dr. Sendlinger ärgerte sich über die dumme Frage seines Kompagnons. »Wieviel kann der General liefern?«
    »Er sagt, genug, um eine Wasserstoff- oder Neutronenbombe zu bauen.«
    »Der Preis?«
    »Der General vertraut auf Ihre Kenntnis der Marktlage.«
    »Und was bekommen Sie, Spasski?«
    »Im Vergleich zu Ihnen ein Butterbrot.«
    »Von uns?«
    »Vom General.«
    Dr. Sendlinger war mit dieser Auskunft noch nicht zufrieden. Wenn das Geschäft mit Lithium 6 anlief, wenn Petschin wirklich, wo auch immer, eine Lücke in das angeblich streng

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