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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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plötzlich stutzte. Lukas erging es ebenso, und beide hoben lauschend die Köpfe.
    »Da ist doch was!« sagte Pflaume leise. »Hörst du's?«
    »Klingt wie 'n Motorengeräusch …« Lukas knöpfte seine Hose zu.
    »Es ist ein Motor. Verdammt, da kommt einer durch den Wald über die Grenze.«
    »Hier? Mit 'nem Auto?« Lukas hielt den Atem an, um sich völlig auf das Lauschen zu konzentrieren. »Da ist es! Ganz deutlich. Kommt von drüben rüber. Junge, Junge …«
    »Haben wir noch nie gehabt.« Pflaume blickte zurück auf ihren Geländewagen. Rein und los, dachte er, genau wie Lukas. Wenn jemand in diesem unwegsamen Gelände nachts mit einem Auto herumstrolcht, ist das mehr als verdächtig. »Das muß ein ausgekochter Fahrer sein! Ohne Licht durch diese Gegend.«
    »Ein Spezialist, würden die da drüben sagen.« Lukas nickte. »Den sehen wir uns mal an.«
    Sie rannten zu ihrem Wagen zurück, sprangen auf die Sitze, und Pflaume ließ den Motor aufheulen. Ohne Licht glitten sie leise in das Gelände; hier kannten sie jede Senke, jede niedrige Baumgruppe, hinter der man sich verbergen konnte, jede Reifenspur der Bauerntraktoren, die sich durch den Boden gewühlt hatten.
    Ab und zu hielt Pflaume an und stellte den Motor ab, um zum Wald hinüberzuhorchen.
    »Man müßte geländegängige Elektroautos erfinden«, sagte er. »Unser Motor macht einen Heidenlärm. Den hört der da drüben doch auch!«
    Sie fuhren weiter, und vor einer Buschgruppe hielten sie an, wie Jäger, die sich an das Wild heranpirschen. Lukas nahm sein Schnellfeuergewehr aus der Halterung und entsicherte es.
    »Glaubst du, das brauchen wir?« fragte Pflaume.
    »Vorsicht ist die kugelsichere Weste der Polizisten.« Lukas hob wieder den Kopf. »Da ist er! Fährt direkt auf uns zu. Muß ein eiskalter Bursche sein. Heiner, hol deinen Puffer aus dem Halfter.«
    Sie starrten in die fahle Dunkelheit. Es war abnehmender Mond, die Mondscheibe hatte sich um zwei Drittel verkleinert, aber sie gab noch genug Licht, um Gegenstände wie ein Auto erkennen zu lassen. Und dann sahen sie ihn … einen für polnische Autodiebe kleinen Wagen, keinen Mercedes oder BMW, sondern einen Japaner der unteren Mittelklasse. Im Mondlicht waren deutlich die Scheinwerfer zu sehen.
    »Der kann keine große Fracht haben«, flüsterte Lukas. »Höchstens vier Mädchen, mehr quetscht der nicht hinein. Müssen Klasseweiber sein … die meisten kommen doch als Touristen per Bus.«
    Der dunkle Schatten kam langsam näher, tastend wie ein witterndes Tier, blieb plötzlich stehen und verharrte.
    »Nun komm schon, Junge«, knurrte Pflaume. »Komm näher. Gleich haben wir dich im vollen Licht.«
    »Er kennt das Gelände nicht. Er ist zum ersten Mal hier. Wetten?« Lukas stemmte sein Gewehr auf die Knie. »Das sind die gefährlichsten.«
    »Komm, komm, Junge …« Pflaume beugte sich über das Lenkrad. »Papi wartet auf dich. Du läufst ihm direkt in die ausgebreiteten Arme.«
    Der Wagen aus Polen fuhr wieder an. Lukas tastete nach dem Schalter, mit dem er Blaulicht, Sirene und Lautsprecher auf dem Dach einschalten konnte. Pflaumes Hand umklammerte den Zündschlüssel. Ihnen gegenüber verschwand das Auto kurz in einer Senke, tauchte dann wieder auf der Kuppe auf und stand dort wie eine Schießscheibe.
    »Los!« sagte Lukas hart. »Ran an ihn!«
    Gleichzeitig mit dem Aufblitzen der sechs Scheinwerfer heulte die Sirene auf und blinkte das Blaulicht. Mit der linken Hand drehte Lukas den Suchscheinwerfer und richtete ihn voll auf das ›Objekt‹, wie es im Amtsdeutsch so schön heißt. Über den starken Lautsprecher dröhnte seine Stimme durch die Nacht.
    »Halten Sie an! Grenzkontrolle! Halten Sie sofort an!«
    Der polnische Wagen – natürlich trug er ein gefälschtes deutsches Nummernschild – stockte einen Augenblick, dann heulte sein Motor auf, er schoß vorwärts, fuhr schleudernd im Kreis und raste zurück zum Waldrand.
    »Der Kerl türmt!« rief Lukas.
    »Den haben wir gleich.« Der schwere Mercedesmotor heulte auf, der Geländewagen schoß mit einem Satz nach vorn und fuhr dem flüchtenden Polen nach. Und immer wieder ließ Lukas den Lautsprecher dröhnen:
    »Halt! Bleiben Sie stehen! Stoj! Stoj!« Das verstand auch ein Pole, der nicht deutsch sprach. »Anhalten – oder wir schießen …«
    Der Fahrer des kleinen Wagens dachte gar nicht daran, dem Befehl nachzukommen. Er hüpfte über die Furchen des Feldes, durch Pfützen und um Buschgruppen herum, zurück zur Grenze. Jetzt hatte auch

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