Tödlicher Staub
Samuel Kozkow. Er wird Sie zum Flieger begleiten. Sie fliegen zuerst nach Alexandria und von dort nach Tripolis.«
»Was soll ich in Libyen?«
»So ist uns befohlen worden.«
»Ihnen … aber nicht mir. Ich kann von Alexandria aus fliegen, wohin ich will. Zuerst nach Kairo, dann nach Europa, vielleicht nach Rom, und von Rom zurück nach Tel Aviv.«
»Das haben wir verhindert. In Alexandria nimmt Sie einer unserer Männer in Empfang und setzt Sie in die Maschine nach Tripolis.«
»Und wenn ich am Flughafen schreie: ›Das ist einer vom MOSSAD! Nehmt ihn fest. Er ist ein Spion! Er ist ein Spion!‹ Ihr Mann hat keine Chance.«
»Sie auch nicht! Ihr erstes Wort würde auch Ihr letztes sein. Aber Sie wollen doch weiterleben.«
»Wann fliege ich von Tel Aviv ab?«
»Morgen um neun Uhr fünfzehn.«
»Dann bestellen Sie einen Träger. Ich werde stockbesoffen und nicht transportfähig sein.«
Silberstein verzog den Mund. Es sah aus, als wolle er Anassimow anspucken.
»Glauben Sie mir: Wir bekommen Sie in den Flieger. Darin haben wir Erfahrung.« Er zögerte, aber dann sagte er doch noch zum Abschied: »Ich wünsche Ihnen kein weiteres gutes Leben. Sie sind für mich ein Massenmörder, ein skrupelloser Vernichter, der tausendfachen Tod verkauft. Ich sollte Sie töten!«
»Aber Sie dürfen es nicht.« Anassimow lachte Silberstein in das versteinerte Gesicht. »Ich bin ein harmloser Schiffspassagier, bei dem Plutonium gefunden wurde, von dem er nicht weiß, wie es in seinen Koffer gelangt ist, und das regt Sie auf. Ich habe Verständnis dafür … der große, berühmte MOSSAD muß Erfolge vorweisen. Irrtümer kratzen am Image. Es tut mir leid, Ihnen als Opfer nicht dienen zu können.«
»Lachen Sie nur, Anassimow. Wir lachen später … und lauter.«
Silberstein und Kozkow verließen das Appartement und warfen hinter sich die Tür zu.
»Wenn er wüßte, was wir wissen«, sagte Silberstein auf dem Flur, als sie auf den Lift warteten. »Er würde sich in die Hose machen.«
»Oder sich selbst umbringen.«
»Dazu ist er zu feige. Sich selbst die Pistole an die Schläfe zu setzen, dazu gehört Mut oder Verzweiflung. Beides kennt er nicht.«
Um neun Uhr fünfzehn am nächsten Morgen war Anassimow wirklich volltrunken, als Kozkow ihn abholte. Mit Hilfe des Chauffeurs schleppten sie ihn in den Wagen und am Flughafen in das Flugzeug. Der Flugkapitän war bereits unterrichtet und verstaute Anassimow auf den hintersten Sitzen. Die Maschine war halb leer so hatte Anassimow genügend Platz, um sich auf drei Sitzen auszustrecken.
»Nur kotzen darf er nicht«, sagte der Flugkapitän zu Kozkow. »Dann sperre ich ihn in der Toilette ein.«
Dies war aber nicht nötig. Kurz vor Alexandria wachte Anassimow auf und wusch sich auf der Toilette das Gesicht. Brav setzte er sich auf einen Sitz und nickte der Stewardeß zu.
»Ein Bier!« sagte er. »Mir brennt der Hals.«
Und auch die zweite Station klappte: Ein unscheinbarer Mann in einem Leinenanzug nahm ihn in Alexandria in Empfang und ging mit ihm in das Flughafenrestaurant. Er stellte sich als Jabal Mubarraz vor und sah auch aus wie ein Araber.
»Sie sind also ein Agent!« sagte Anassimow zu ihm. »Eine Made im Speck, eine Laus im Haar.«
»Ich diene meinem Vaterland«, antwortete Mubarraz, ohne beleidigt zu sein. »Und was sind Sie?« Er rümpfte die Nase, als ströme Anassimow einen elenden Gestank aus. »Sie sind der größte Mistkerl unter der Sonne.«
Am Abend vorher teilte der MOSSAD in einem zweiten Fax – aber nur der CIA – mit, daß der Plutoniumschmuggler Anassimow am nächsten Morgen nach Libyen abgeschoben würde. Eine genaue Beschreibung und ein Funkbild folgten. Colonel Curley pfiff durch die Zähne und reagierte sofort. Sein Telefonanruf holte Captain Houseman, der jetzt Djamil Houssein hieß, aus dem Bett.
»Bill, Sie bekommen Arbeit!« sagte Curley. »Morgen trifft mit einer Maschine aus Alexandria ein russischer Atomkurier in Tripolis ein. Wladimir Leonidowitsch Anassimow. Groß, breit, markantes Gesicht mit Hakennase. Ist nicht zu übersehen. Kümmern Sie sich um ihn. Er ist ein Offizier der russischen Mafia und kennt alle maßgebenden Leute des Syndikats, vor allem den ›Paten von Moskau‹ … ein Mann, dem an der linken Hand ein Finger fehlt. Dessen Namen kennen wir noch nicht. Bill, es ist Ihre Aufgabe, Anassimow zum Sprechen zu bringen. Vielleicht kann Ihnen Abdul Daraj dabei helfen; ich glaube, er hat weniger Skrupel als Sie.«
Das war
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