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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deutlich genug. Anassimows Schicksal war nun vorherbestimmt.
    In Alexandria brachte Mubarraz mit einem gefälschten Sonderausweis Anassimow bis an das Flugzeug und war erst zufrieden, als sich die Maschine in die Luft erhob. Er blickte ihr nach und hob wie zum Abschied die Hand. Er ahnte, daß Anassimow Rußland nie wiedersehen würde.
    »Da ist er!« sagte Houseman zu Daraj, als sie die unverwechselbare Gestalt Anassimows in der Reihe vor der Paßkontrolle entdeckten. »Es wäre schlecht für ihn, wenn er Widerstand leistet.«
    Anassimow passierte die Paßkontrolle ohne Schwierigkeiten. Er hatte ein Dreitagevisum, natürlich gefälscht, und als Russe gehörte er zu den Freunden Libyens. Es gab für ihn keine lange Formalitäten.
    In der Flughafenhalle sah er sich um und suchte ein Informationsbüro, das ihm ein Hotelzimmer vermitteln konnte. Die Reise nach Libyen war ein Witz und der MOSSAD wirklich ein Idiotenverein … mit dem nächstmöglichen Flugzeug wollte er Tripolis wieder verlassen. Aber wohin fliegen? Auf keinen Fall nach Moskau, in die Arme von Sybin oder seiner Henker. Denn daß der Verlust von zweihundert Gramm Plutonium sein Todesurteil bedeutete, hatte Anassimow begriffen. Es gab dafür keinerlei Entschuldigung, und daß es ausgerechnet in israelische Hände gelangt war, potenzierte nur noch seine Schuld. Die Welt ist groß und schön … aber ohne Geld war sie ein Sumpf, der jeden vogelfreien Menschen verschluckte.
    Während des Fluges hatte Anassimow über einen Ausweg nachgedacht: Wie wäre es, wenn ich mein Wissen verkaufe? Genügend Dollar für ein neues Leben … das könnte eine Information, wie ich sie anzubieten habe, wert sein. Aber wer wird sie mir abnehmen! Deutschland, die USA, Frankreich? Am meisten betroffen war Deutschland, das wußte er von Sybin. Durch Deutschland lief der wichtigste Transportweg, in Berlin lebten die Kontaktleute zu den Abnehmern, die auch die Millionensummen über Schweizer Banken kassierten. Das waren wichtige Hinweise … aber von Deutschland würde er nie die Summe bekommen, die er für ein neues Leben brauchte. Auf eine solche Erpressung ließ sich keine deutsche Behörde ein.
    Wohin, verflucht noch mal, sollte er fliegen?
    In die USA? Amerika war am ehesten bereit, auf diesen Handel einzugehen.
    Anassimow beschloß, in Tripolis in aller Ruhe darüber nachzudenken. Drei Tage hatte er noch Zeit, dann mußte seine Entscheidung gefallen sein.
    Er wollte gerade einen Flughafenangestellten anhalten, um ihn zu fragen, wo die Hotelvermittlung sei, als ihn eine Hand am Rücken berührte. Anassimow fuhr herum und blickte in das Gesicht von zwei Orientalen in der typischen arabischen Landestracht. Houseman-Houssein und Abdul Daraj lächelten ihn freundlich an.
    »Sie sind Herr Anassimow?« fragte Houssein.
    »Ja!« Anassimow starrte sie verwundert an. »Woher kennen Sie mich?«
    »Es freut uns, daß Sie wohlbehalten in Tripolis gelandet sind.«
    »Dafür haben Sie ja gesorgt …«
    »Wir?«
    »Sie sind doch vom MOSSAD!«
    »Da müssen Sie uns verwechseln.« Daraj schüttelte seinen Kopf. »Wer ist MOSSAD?«
    »Woher kennen Sie meinen Namen? Woher wissen Sie, daß ich heute in Tripolis lande?« Anassimow spürte ein alarmierendes Mißtrauen. »Wer sind Sie?«
    »Zwei Freunde von Ihnen.«
    »Zum Teufel, ich habe Sie noch nie gesehen! Lassen Sie mich in Ruhe!«
    »Bitte, beruhigen Sie sich, Wladimir Leonidowitsch. Die Leute werden schon aufmerksam.« Houssein trat näher an ihn heran. »Wir möchten Sie einladen, mit uns zu kommen.«
    »Nein!« Anassimow fühlte, wie ein Schauder seinen Körper ergriff. Der KGB! Sie sind vom KGB. Die Genossen sind überall, warum nicht auch in Libyen? Sybin hatte es durch seine Beziehungen erreicht, die Verfolgung aufzunehmen. Aber woher wußte er überhaupt, daß ich in Tripolis lande? Ich habe die Israelis unterschätzt … sie haben mich abgeschoben in die Hände des russischen Geheimdienstes. »Ich komme nicht mit! Erst sagen Sie mir, wer Sie sind.«
    »Ich bin Djamil Houssein«, sagte Houseman, »und das hier ist Abdul Daraj. Sind Sie jetzt klüger?«
    Anassimow traf der Spott wie ein Faustschlag. Er blickte sich verzweifelt um, sah zwei Polizisten mit Maschinenpistolen durch die Halle patrouillieren, und atmete auf.
    »Verschwinden Sie!« sagte er grob. »Dort ist Polizei. Ich werde um Hilfe rufen.«
    »Versuchen Sie es.« Daraj grinste verhalten. »Sehen Sie mich mal genau an, Anassimow. Nein, nicht das Gesicht … tiefer … tiefer

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