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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich Suchanow aus Krasnojarsk absetzen konnte, würde Gasenkow bei ihm sein.
    »Überleg es dir«, sagte Sybin freundlich. »Kein Mensch wirft sechsunddreißig Millionen Dollar aus dem Fenster.«
    Er legte auf und blickte nachdenklich aus dem großen Fenster. Moskau lag vor ihm, die untergehende Sonne vergoldete die Dächer und ließ jedes Haus zu einem Palast werden. Meine Stadt, dachte er, mein Reich. Ich bin der Herrscher, nicht die Puppen im Kreml. Sie kann ich tanzen lassen, wie ich will. Ich werde dieses Land regieren, weil ich überall bin: im Militär, in der Wirtschaft, in den Ministerien, im Geheimdienst, in der Struktur des gesamten Rußlands. In meinen Händen laufen alle Fäden zusammen wie bei einem Marionettenspieler. Und niemand kann mich von dieser Macht wegdrängen, weil alle die Hand aufhalten. Nur das Geld regierte die Welt, aber keiner will es wahrhaben.
    Jetzt aber, bei dem Gespräch mit Dr. Sendlinger, hatte Sybin andere Sorgen.
    Nataljas Schweigen verunsicherte ihn völlig. Er hörte deshalb auch nur die Hälfte dessen, was Sendlinger ihm am Telefon mitteilte.
    »Die fünf Kilo sind angekommen. Sie liegen jetzt im Keller des Restaurants Zum dicken Adolf. Hat das einen Streit gegeben! Hässler wehrte sich wie ein eingekreister Bär. Aber schließlich gab er doch nach. Aus unserem Geschäft steigt man nicht einfach aus, das hat auch Hässler eingesehen.«
    »Wird er zum Risiko?« fragte Sybin.
    »Ich glaube nicht.«
    »Wäre es nicht sicherer, diesen Hässler abzuschieben?«
    Abschieben … ein harmloses Wort für einen Schuß in den Nacken. Dr. Sendlinger überlegte kurz. »Diese Art Trennung liegt mir nicht, Igor.«
    »Und wie war das mit dem Polen Londricky?«
    »Das hatte Waldhaas übernommen.«
    »Dann sprich mit Waldhaas. Wir können keine Risiken mehr eingehen. Die fünf Kilo bei dir in Berlin sind die größte Menge Plutonium, die zur Zeit angeboten werden kann. Was jetzt zu beschaffen ist, sind kleine Mengen unterschiedlichster Reinheit, die man mischen muß, um einen guten Reinheitsgrad zu bekommen. Krasnojarsk fällt vorläufig aus … Wawra ist tot.«
    »Mein Gott!« Dr. Sendlinger war echt entsetzt. »Man hat sie erwischt? Sie ist erschossen worden?!«
    »Sie ist im Bett gestorben … durch Strahlenschäden.« Mehr sagte Sybin nicht darüber, die Hintergründe gingen Sendlinger nichts an. Ein Mann, der den Ast, auf dem er sitzt, selbst absägt, wird immer sagen, er sei abgebrochen. Und Sybins Plan, in alle Nuklearbetriebe Vertrauensleute zu setzen, von Murmansk bis Ostkamennogorsk, von der Ukraine bis nach Kasachstan, von der chinesischen Grenze bis Leningrad, das nun wieder St. Petersburg hieß, dieser Plan war eine Aufbauarbeit, die Zeit forderte. Man kann ein Imperium nicht zusammenhalten wie einen Sandhaufen. Dazu braucht man Überblick, die richtigen Leute und keine Skrupel, Unwillige oder gar Gegner in das Abseits zu schicken. Bis zu dem Tag, an dem Sybin zum Synonym für Macht geworden war, mußte man sich mit einem Kleinhandel von Nuklearmaterial begnügen. Es würde zunächst vor allem zu einem Angebot von Uran 235 kommen … von diesem stand genügend zur Verfügung. Fünfundzwanzig Kilogramm Uran 235 ergibt auch eine Atombombe, und es ist billiger als das reine Plutonium. »Uns bleiben jetzt noch vier Zulieferer. Aber die können nur kleine Mengen heranschaffen. Der wichtigste Mann ist jetzt Lew Andrejewitsch Timski in Majak. Er ist einer der wenigen, die an waffenfähiges Plutonium herankommen.«
    »Und der Nachfolger von dieser Wawra?«
    »Da ist im Augenblick nicht heranzukommen. Krasnojarsk müssen wir eine Zeitlang vergessen.« Sybin wich wieder aus. Ob Suchanow überlebte oder liquidiert wurde – er fiel für diesen Job aus. Was ist mit Professor Iwan Semjonowitsch Kunzew und seiner Tochter Nina, der lesbischen Ärztin? Aus Semipalatinsk hatte er seit Monaten nichts mehr gehört. In den geheimen Labors, die Kunzew leitete, operierte man auch mit reinem Plutonium, aber von dort war, wenn Kunzew wirklich mitspielen sollte, auch nur eine grammweise Lieferung möglich. Aber in seinem Forschungszentrum experimentierte man auch mit der Neuentdeckung Californium, einem Nuklearmetall, das bei einer Spaltung die Sprengkraft einer Neutronenbombe noch übertreffen sollte. Die Californiumforschung gehörte zu den geheimsten Projekten Rußlands. Selbst Sybin war sie unbekannt gewesen, bis Dr. Sendlinger ihn darauf hingewiesen hatte. Ein Gramm Californium kostete auf dem

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