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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwarzmarkt zwei Millionen Dollar! Ein astronomischer Preis! Und Kunzew spielte damit in seinem Institut herum. Da gab es nur eine Entscheidung: Natalja muß wieder nach Semipalatinsk fliegen.
    Natalja!
    Sybin beendete das Gespräch mit Dr. Sendlinger abrupt. »Was ist mit dem Käufer der Kilo?« fragte er.
    »Ich fliege in drei Tagen nach Wien und treffe ihn dort. Kann er nicht zahlen, fliege ich weiter nach Paris.«
    »Zu dieser Madame mit dem ›Roten Salon‹?«
    »Den werde ich natürlich auch besuchen. Soll ich Natal ja etwas ausrichten?«
    »Nein. Ich fliege mit.«
    »Igor Germanowitsch, das ist Unsinn!«
    »Es ist kein Unsinn, Natalja zu besuchen!«
    »Deine Anwesenheit könnte viel verderben.«
    »Ich bin ein reisender Russe, ist das so ungewöhnlich?«
    »In den ›Roten Salon‹ kommt man nur auf Empfehlung von einem Bürgen rein. Ich kann dich nicht hineinbringen. Ich bin selbst nur Gast und kann nicht bürgen.«
    »Dann warte ich vor der Tür, und du schickst Natalja heraus.«
    »Das ist völlig unmöglich, Igor, Paris ist nicht Moskau, wo man zu einer Frau sagen kann: Geh hinaus, draußen wartet einer auf dich!«
    »Ich werde Natalja sprechen! Sie ist doch nicht eingemauert! Ich fliege mit. Morgen bin ich in Berlin.«
    »Igor, bleib in Moskau und warte ab. Ich werde mit Natalja sprechen.«
    »Nein! Ich fliege mit dir nach Paris.«
    Damit brach Sybin das Gespräch ab und warf den Hörer auf die Gabel. Nur einen Moment dachte er an die aparte Amerikanerin Victoria Miranda und an seine Verabredung, ihr das Andrej-Rubjow-Museum mit seiner einmaligen Ikonensammlung zu zeigen, aber seine Sorge um Natalja und seine wachsende Eifersucht überwogen. Eifersucht … das war es im Grunde, was ihn am Denken hinderte. Wenn eine Frau, die man bis zur Selbstaufgabe liebt und die das weiß, sich über drei Wochen in Schweigen hüllte, mußte das einen anderen Grund haben als einen Mangel an Mitteilungsbedürfnis.
    Sybin erließ an seine verschiedenen ›Direktoren‹ noch neue Instruktionen, holte genügend Dollars von der Bank, um in Frankreich fürstlich leben und Natalja Schmuck kaufen zu können … natürlich bei den berühmtesten Juwelieren von Paris. Wie alle neureichen Russen bezahlte er bar, und dies waren die beliebtesten Kunden an der Côte d'Azur und in Paris.
    Am nächsten Morgen flog er nach Berlin. Er nahm sich eine Suite im Grandhotel Maritim in der Friedrichstraße und rief Dr. Sendlinger an.
    »Ich bin da!« sagte er. »Wann fliegen wir nach Paris?«
    »Übermorgen. Wo bist du jetzt?«
    »Im Maritim. Komm zu mir.«
    Dr. Sendlinger sah Waldhaas an, der vor ihm in einem Ledersessel der Kanzlei saß.
    »Er ist da!« sagte er. »Er kommt einfach von diesem Weib nicht los! Der reichste Privatmann Rußlands hängt am Rockzipfel einer Edelnutte! Kann man das verstehen?«
    »Sie wird ihre Qualitäten haben«, antwortete Waldhaas. Genüßlich trank er den fünfundzwanzig Jahre alten Whisky, den ihm Sendlinger angeboten hatte.
    »Auch andere Frauen haben Pfeffer im Hintern!«
    »Pfeffer ist nicht gleich Pfeffer, da gibt es Unterschiede! Diese Natalja muß voll Wahnsinnspfeffer sein.«
    »Noch nicht einmal. Sie wirkt wie ein Mensch, dessen Blut nur fünfundzwanzig Grad warm ist.«
    »Das sind die schlimmsten.« Waldhaas lachte. »Ich will nichts aus dem Nähkästchen hören, Paul, aber ich wette um meine Potenz, daß du versucht hast, bei ihr zu landen, und daß dein Maschinchen elend abgestürzt ist …«
    »Du wirst sie kennenlernen.«
    »Ich? Wie denn?«
    »Du fliegst mit nach Paris.«
    »Das ist mir neu.« Waldhaas stellte sein Whiskyglas auf den Tisch. Er war in den vergangenen Jahren etwas dicklich geworden. Niemand traute ihm mehr zu, daß er in SED-Zeiten ein guter Sportler gewesen war und als Major der Stasi sogar zweimal den ersten Preis der ›Offiziersolympiade‹ gewonnen hatte. Jetzt, als größter Baustoffhändler Berlins, schwamm er keine dreitausend Meter mehr, sondern paddelte in den Geldscheinen des Baubooms. So etwas macht bequem.
    »Jetzt hast du es gehört«, sagte Sendlinger.
    »So einfach geht das nicht. Ich habe Termine, Besprechungen, Baustellenbesichtigungen, muß zum Bausenator … ich kann nicht einfach weg wie du. Du hängst ein Schild an deine Tür: Vorübergehend keine Sprechstunden. Ich kann das nicht.«
    »In diesem Falle kannst du es. Du mußt Sybin überwachen.«
    »Was Besseres fällt dir wohl nicht ein?«
    »Ich kann mich um ihn nicht kümmern. Ich muß die fünf Kilo

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